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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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vorhaben.«
    Fenwick war schon fast aus der Tür, als Quinlan hinter ihm herrief: »Haben Sie sich wirklich so gelangweilt?«
    Offenheit und Diplomatie kämpften in Fenwick gegenei-nander. Ausnahmsweise gewann die Diplomatie.

    223

    »Ich hatte nur eine Glückssträhne, mehr nicht.«
    MacIntyre war erleichtert, als Fenwick, dessen Alibis inzwischen in London angekommen waren, ihn anrief, und er begann sofort mit der Schilderung des Falles. Lucinda Hamilton war vierundzwanzig gewesen und hatte in Knightsbridge gewohnt. Sie war die mittlere Tochter des Geschäftsführers eines der größten Unternehmen in Großbritannien, der noch dazu eng mit dem Innenminister befreundet war. Der Fall hatte höchste Priorität.
    Lucinda war am Morgen um zwanzig nach zehn von einer Kollegin tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Sie war geschlagen, vergewaltigt, gewürgt und erstochen worden, und ihr war ein Zeigefinger abgeschnitten worden. Man hatte bislang noch keine Spuren des Täters sichern können. Er hatte die Leiche gewaschen und in der Wohnung den reinsten Frühjahrsputz veranstaltet. MacIntyre hoffte, dass in den Ab-flussrohren Spuren zu finden wären, aber Fenwick hatte seine Zweifel. Auch in den Harlden-Fällen hatte der Täter keinerlei Spuren hinterlassen.
    Fenwick schickte seine Analyse der vorherigen Fälle nach London und ging wieder zu Quinlan, der sein Telefonat mit Harper-Brown beendet hatte und entspannter wirkte.
    »Wir sollen die Londoner Kollegen unterstützen, wenn wir dafür nicht zu viele Leute abstellen müssen. Harper-Brown ist einverstanden, dass Sie die Zusammenarbeit mit London koordinieren, weil Sie da ja schon gearbeitet haben.«
    Als MacIntyre anrief, beschrieb Fenwick die mögliche Amtshilfe der Harldener Polizei bei der anstehenden Ermittlungsarbeit. Er formulierte sehr vorsichtig und betonte wohl-weislich, dass MacIntyre selbstverständlich bei allen Dingen, die mit dem Mord in Knightsbridge zu tun hatten, absolute Weisungsbefugnis habe. Er hatte sich während seines Inter-224

    mezzos in London Takt angeeignet, der seine typische Schroffheit mäßigte, jetzt jedoch vergeblich war: Harper-Brown hatte die Londoner Kollegen bereits angerufen, und ein gereizter Unterton in MacIntyres Stimme warnte Fenwick, behutsam vorzugehen.
    »Ich wollte Ihnen vorschlagen, dass ich heute und morgen die hiesigen Fälle noch einmal durchsehe und erneut mit den Opfern spreche, falls sie dazu bereit sind. Außerdem werde ich Ihnen eine Akte mit Fotos zusammenstellen, damit Sie die Verletzungen mit denen von Lucinda Hamilton vergleichen können.«
    MacIntyre nahm das Friedensangebot an.
    »In Ordnung. Wir brauchen außerdem Phantombilder von dem Verdächtigen. Zeugen haben gesehen, wie Lucinda am Freitagabend zusammen mit einem Mann, der in der Gegend unbekannt war, einen Pub verlassen hat.«
    Eine halbe Stunde später brachte Anne ihm einen Briefumschlag aus dem Gefängnis.
    »Die Fotokopie von Griffiths’ Brief ist gekommen.«
    Sie zeigte ein ungewöhnliches Interesse an diesem Schreiben und errötete, als Fenwick sie anblickte.
    »Möchten Sie mir irgendwas sagen, Anne?«
    Sie wich seinem Blick aus und starrte weiter auf den Brief.
    »Was halten Sie von Graphologie?«
    »Ich weiß gar nicht genau, was das ist.«
    »Handschriftendeutung.« Sie sprach rasch weiter, bevor er etwas sagen konnte. »Ich mache gerade einen Kurs darin. Ich bin zwar noch Anfängerin, aber meine Lehrerin ist fantastisch.
    Sie könnte sich den Brief doch mal ansehen.«
    »Nein, nein. Ich möchte nicht, dass Außenstehende das lesen. Ich bezweifle, dass sie uns helfen könnte.«
    »Sie könnte Ihnen sicher mehr über Griffiths’ Charakter 225

    erzählen. Ich weiß, es ist eine ausgefallene Idee, aber es könn-te was bringen.«
    Es kam selten vor, dass sie sich in seine Ermittlungen einmischte, daher lehnte er nicht gleich rundweg ab.
    »Ich denk drüber nach. Haben Sie der Gefängnisleitung gesagt, dass alle eintreffenden Briefe für mich zurückgehalten werden sollen?«
    »Dazu ist ein offizieller schriftlicher Antrag nötig, hat irgendwas mit den Rechten des Häftlings zu tun.«
    »Und der Briefumschlag. Ich möchte, dass er vorsichtig angefasst wird, damit keine Fingerabdrücke zerstört werden.
    Den Antrag schreibe ich heute noch.«
    Voraussetzung für die Bewilligung des Antrags war der hinlängliche Verdacht, dass Griffiths einen Bekannten hatte und dassdiese Person Nightingales Stalker war und eine Gefahr für sie darstellte. Doch

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