Crescendo
längst nicht alles.« Ihre Zunge war etwas schwer geworden, aber er schien es nicht zu bemerken.
»Das Restaurant ist eine Mischung aus Science-Fiction und Mystik. Star Wars und König Artus in einem, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Das gibt’s doch nicht.« Er wirkte plötzlich aufgeregt. »Das 214
ist wirklich merkwürdig. Nicht zu fassen, dass ich Sie per Zufall kennen gelernt habe. Ich gebe zu, ich fand Sie auf den ersten Blick attraktiv, aber ich hätte nie gedacht, dass die Be-kanntschaft mit Ihnen so … bedeutsam sein würde.«
Seine Begeisterung war unübersehbar, und sie war leicht irritiert. Er gab sich sichtlich Mühe, ruhiger zu werden, und lächelte sie an, mit blitzenden Augen und blendend weißen Zähnen.
»Ich verstehe nicht, was Sie meinen?«
»Kennen Sie THE GAME?«
»Natürlich. Zigtausend Leute spielen es. Die Erfinder sind Multimillionäre.«
»Schön wär’s«, murmelte er, ignorierte aber ihren fragenden Blick. »Haben Sie es nie gespielt?«
»Nein, ich bin nicht gut in Computerspielen.«
»Das würde erklären, warum Sie noch nicht auf die Idee gekommen sind, das Spiel für Ihre Party zu nutzen. Das wäre perfekt. Sie könnten alle berühmten Spieler von THE GAME
einladen – und die Erfinder –, das würde garantiert Schlagzei-len machen.«
Lucinda hörte fasziniert zu. Seine Begeisterung und seine Idee waren genau das, was sie brauchte. Als sie ihr viertes Glas Champagner austrank, rumorte es laut in ihrem Bauch, und sie kicherte verlegen, hoffte, dass er es nicht gehört hatte.
Sie wollte, dass er weiterredete. Vielleicht konnte sie ja die Hersteller von THE GAME überreden, ihre Party zu unterstützen – schließlich wäre es auch für die Firma eine tolle Werbung, redete sie sich ein –, und all ihre Probleme wären gelöst.
»Wieso kennen Sie sich mit THE GAME so gut aus? Sind Sie ein As in dem Spiel?«
Er blickte sie an, und tief in seinen Augen flackerte ein 215
Licht, wie Sonne, die zwischen dichten Bäumen auf die Flan-ken eines Tigers fällt.
»Ja, aber nicht nur das.« Er blickte sie ernst an und nahm ihr Kinn so sanft in eine Hand, dass sie sie kaum spürte. »Ich bin einer der Erfinder von THE GAME. Ich habe noch immer das Copyright.«
Das Lächeln auf Lucindas Gesicht war selig.
»Die Party, die Sie da organisieren, ist eine tolle Möglichkeit, um THE GAME bei einem anspruchsvolleren Publikum bekannt zu machen. Ich weiß, wir haben uns eben erst kennen gelernt, aber Sie haben nicht mehr viel Zeit, und ich finde, eine günstige Gelegenheit sollte man nutzen. Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich wüsste da genau das richtige Restaurant. Ruhig, nicht zu schick.«
Abzulehnen kam überhaupt nicht in Frage.
»Gern. Ist es weit?«
»Nein. Gehen wir?« Er grinste sie jungenhaft an, und sie war sich nicht sicher, ob ihre weichen Knie mit dem Alkohol zu tun hatten oder eine Reaktion auf ihn waren. Draußen bot er ihr seinen Arm an, genau wie ihr Vater, und sie nahm ihn, lehnte sich bei ihm an.
»Lucinda bedeutet ›die mit der starken Ausstrahlung‹. Ihre Eltern müssen geahnt haben, wie gut der Name zu Ihnen passt.«
»Meinen Sie?« Sie hatte Schluckauf und wäre fast gestolpert, doch er schien es nicht zu bemerken. Sie blickte ihn an, richtig kokett. Er berührte leicht ihre Wange, und sie schauderte in Erwartung seiner nächsten Berührung. Sie schlender-ten die Straße entlang, die sich allmählich leerte.
»Da Sie sich anscheinend so gut mit Namen auskennen, wissen Sie auch, was Edmund bedeutet?«
Er wandte den Kopf, sah ihr tief in die Augen und zog sie dann näher an seinen warmen Körper.
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»Tja«, sagte er, »wenn das nicht auch ein Zufall ist. Es ist ein alter Name, und er bedeutet ›Hüter des Besitzes‹. Und genau das werde ich für Sie sein.«
Lucinda lehnte sich wohlig gegen seinen stützenden Arm und spürte, wie die Sorgen der Woche von ihr abfielen. Sie glaubte nicht an Gott, aber als sie in eine ruhige Straße ein-bogen, bedankte sie sich innerlich bei der höheren Gewalt, die dafür verantwortlich war, dass sie Edmund kennen gelernt hatte. Sie war sicher, dass der Ärger des Tages bald vergessen sein würde, und in gewisser Weise sollte sie Recht behalten.
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Kapitel vierzehn
Am Dienstag erhielt Fenwick einen Anruf aus dem Gefängnis. Griffiths hatte an Agnes geschrieben, und man würde ihm eine Kopie des Briefes zufaxen. Als Anne ihm das Fax brachte, bat er sie, es vorzulesen, da er seine Le-sebrille vergessen
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