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Crescendo

Crescendo

Titel: Crescendo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: corley
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das war nach wie vor bloße Theorie. Er würde damit nicht durchkommen. Vielleicht würde ihm die Analyse von Griffiths’ Handschrift ja wirklich neue Erkenntnisse bringen. Der Gedanke war absurd, und irgendwelche sich daraus ergebenden Informationen wären nicht verwertbar, doch er brachte Fenwick auf eine andere Idee: Wenn er MacIntyre überreden könnte, den Mord an Lucinda von Profilern analysieren zu lassen, könnte deren Analyse seine Hypothese vielleicht erhärten.
    Zunächst würde er sein Verhältnis zu MacIntyre pflegen müssen, und er fürchtete, dass seine Chancen diesbezüglich nicht zum Besten standen, dank Harper-Browns anmaßendem Auftreten. Ein Besuch in London wäre ein idealer Vorwand, die Beziehungen zu verbessern. Er würde alle Informationen mitnehmen, die er hatte, und seinen ganzen Charme spielen lassen.
    Die Fahrt nach London ging mit dem Zug normalerweise 226

    schneller als mit dem Auto, aber wegen eines defekten Signals hatte Fenwick fast fünfundvierzig Minuten Verspätung. Er wollte sich entschuldigen, doch MacIntyre winkte ab.
    Es war Mittwoch. Lucindas Leiche war vor vierundzwanzig Stunden gefunden worden.
    »Die Obduktion hat ergeben, dass der Tod vor sechzig bis zweiundsiebzig Stunden eingetreten war. Was sie zwischen einundzwanzig Uhr am Freitag, als sie das Frog and Nightgown verließ, und Samstagabend oder Sonntagmorgen, als sie starb, getan hat, ist bislang unklar. Doch wir haben einen Verdacht.«
    MacIntyre hielt inne und öffnete den Obduktionsbericht vor sich. »Es gibt Anzeichen dafür, dass sie vor ihrem Tod gefoltert wurde, und sie wurde mehrfach vergewaltigt, auch anal.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass er sie am Leben gehalten hat?«
    »Sieht ganz so aus. Ich habe es ihrem Vater noch nicht er-zählt, aus nahe liegenden Gründen. Ich möchte erst möglichst sicher sein.«
    Fenwicks Blick wanderte automatisch zu den Pinnbrettern an der Wand des Einsatzraumes, an denen Fotos vom Tatort hingen.
    »Großer Gott.«
    »Passt das zu den anderen Fällen?«
    »In Harlden gab es einen Mord, aber die Staatsanwaltschaft hat nicht zugelassen, dass wir einen Zusammenhang zu den Vergewaltigungen herstellen. Die Methode ist ähnlich, obwohl der Täter in dem Fall hier noch brutaler vorgegangen ist. Irgendwelche Spuren?«
    »Nichts. Er hat die Leiche gründlich gewaschen und die Wohnung sauber gemacht. Anschließend hat er Bleichmittel 227

    in den Abfluss gegossen. In der Küche hat er sämtliche Utensilien, die er benutzt hat, in die Spülmaschine getan, und wir haben nichts.«
    »Er hat in der Wohnung gegessen?«
    »Offenbar. Er war mindestens einen Tag dort. Wir durchsuchen den Müll, vielleicht haben wir Glück und finden was.
    Das einzig Konkrete, was wir haben, sind Zeugenbeschrei-bungen von dem Mann, der mit ihr zusammen die Kneipe verlassen hat.« Er reichte Fenwick ein Phantombild. »Kommt er Ihnen bekannt vor? Er ist groß, etwa einen Meter achtzig, schlank, welliges blondes Haar, braune Augen.«
    »Ziemlich allgemein. Irgendwelche besonderen Kennzeichen?«
    »Nein, das ist ja mein Problem. Die Zeugenbeschreibun-gen weichen voneinander ab. Das Phantombild, das Sie da haben, ist anhand der zuverlässigsten gemacht worden.«
    »Wie hat er sich in der Kneipe verhalten?«
    »Charmant und diskret, nach Aussage einer jungen Frau, die neben ihm an der Bar gestanden hat. Der Barkeeper sagt, er habe nicht viel getrunken.«
    »Fingerabdrücke?«
    »Die Theke wurde nach Feierabend abgewischt und die Hocker hochgestellt, wir wissen also nicht mal, auf welchem er gesessen hat. Wir haben über siebzig individuelle Abdrücke gesichert. Keinen davon haben wir im Computer. Das wird eine langwierige Sache, Chief Inspector. Ich bin Ihnen für Ihre Unterstützung dankbar, und wenn Ihre Ermittlungen irgendetwas ergeben, das uns hier weiterbringt, umso besser, aber im Augenblick rate ich von allzu großen Hoffnungen auf ein baldiges Ergebnis ab.«
    Fenwick wusste, dass er hinauskomplimentiert werden sollte, doch er hatte noch etwas auf dem Herzen.

    228

    »Ich hätte da noch einen Vorschlag – und ich entschuldige mich, falls Sie selbst auch schon daran gedacht haben. Haben Sie einen guten Profiler? Es wäre nämlich durchaus möglich, dass der Mörder von Lucinda und unser Häftling Griffiths etwas miteinander zu tun haben. Oberflächlich betrachtet, sehen die Verbrechen auf meiner Liste aus wie das Werk von zwei Männern. Wenn wir diese Vermutung erhärten könnten, bestünde die Möglichkeit,

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