Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
gehört dann in die Gattung, wenn der Buchhändler es ins Krimiregal und nicht in das für allgemeine Belletristik stellt.
Es gibt immer wieder Werke, die dem Krimi-Ghetto entkommen und es ins Hauptregal schaffen – oder sogar nach vorne auf den Bestsellertisch –, obwohl sie sich scheinbar nicht von dem, was allgemein als Kriminalroman bezeichnet wird, unterscheiden. Tatsächlich besteht mindestens die Hälfte der Bücher auf den Bestsellerlisten aus Krimis, Thrillern oder Gerichtskrimis. Darum hier eine zweite bescheidene Definition: Krimis sind Bücher, in deren Mittelpunkt ein Verbrechen oder die Aufklärung eines Verbrechens steht.
Der Reiz der Krimiliteratur
Das grundlegende Thema des Krimigenres ist die klassische Frage nach dem Täter: »Whodunit?« Selbstverständlich gab es schon immer endlose Variationen, Abweichungen und Ausschmückungen – wie wurde es getan, warum wurde es getan, was tun wir jetzt dagegen? –, aber das Wer und die Tat an sich sind die Grundthemen.
Es entspricht der menschlichen Natur, dass, sobald sich eine Frage stellt, nach der Antwort gesucht wird. Mit anderen Worten: Wenn Sie auf Seite Eins einen Menschen umbringen und die Frage nach dem Täter stellen, wird eine ganze Menge Leser dabei bleiben, um die Antwort zu erfahren.
Wenn wir ein Buch mit einem Zug vergleichen, dann ist das Puzzle die Lokomotive. Der Schriftsteller erfindet sie – die Frage, auf die der Leser eine Antwort haben will –, um ihn davon zu überzeugen, dass sein Buch der Zug ist, der ihn auf eine spannende Reise entführen kann. Die Leserschaft weiß von vornherein, dass das Buch dieser Zug ist und dass dieser Zug eine Lokomotive hat, und dass sie auf eine Reise gehen, die spannend zu werden verspricht. Der Krimiautor bekommt diese Erwartungshaltung der Leser sozusagen gratis.
Ein Rätsel am Anfang entbindet den Autor von der oftmals schwierigen Aufgabe, den Leser durch andere Mittel in die Erzählung hineinzuziehen … Ein Thriller garantiert einen Plot: Er verspricht ein unterhaltendes Element, das den »ernsthaften« Romanen so oft fehlt.
Piers Paul Read in der Times
Ein Zug also. Leute steigen ein. Die Frage nach der Qualität stellt sich erst nachher: Hatten Sie eine gute Fahrt, wurden Sie gut unterhalten? Wie war die Aussicht, wie waren Ihre Weggefährten?
Die Antwort auf die erste Frage und das, was in ihr steckt – Sind Sie durch die Landschaft gerast? Müde gezuckelt? Mit halber Kraft gefahren? Entgleist? –, unterscheidet das erfolgreiche vom erfolglosen Werk.
Die Antworten auf die letzten beiden Fragen – Wie abwechslungsreich und farbenprächtig war die Landschaft? Haben Ihre Passagiere neue Freundschaften schließen können? Mussten Sie sich mit oberflächlichen Langweilern abgeben, die abgedroschene Phrasen nachbeten? Waren die Gespräche interessant, lebhaft, pfiffig? – trennen wiederum die wirklich guten Kriminalromane von den durchschnittlichen.
Wenn es sich um eine richtig gute Eisenbahn handelt, kümmert es die Passagiere nicht wirklich, wohin die Reise geht. Die meisten Leser von Ian Fleming oder John Le Carré interessieren sich nicht besonders für das Thema Spionage, Fans von Dick Francis wenig für Pferderennen oder Pferdesport. Und doch lesen sie die Romane, die sich hauptsächlich in diesen Milieus abspielen, ohne sich zu langweilen.
Solange Sie also im ersten Kapitel jemanden umbringen und dem Leser am Ende verraten, wer es getan hat, sind Sie auf dem richtigen Weg. Mit anderen Worten: Ihr Job ist es, über Dinge zu schreiben, die Sie selbst interessieren und die Sie deshalb auch spannend und interessant vermitteln können. Wenn Sie anfangen, sich selbst damit zu langweilen, suchen Sie sich etwas Neues, das sich in einen Kriminalroman verwandeln lässt. Tony Hillerman beispielsweise ist fasziniert vom Leben und Leiden der Indianer. Josephine Teys Vorliebe für geschichtliche Irrtümer zeigt sich in Alibi für einen König . Als James Ellroy ein Kind war, wurde seine Mutter ermordet. Der Polizei gelang es nicht, den Fall aufzuklären, aber Ellroy ließ diese Geschichte niemals los. Dreißig Jahre später hatte er Zeit und Geld, um das Thema zu recherchieren und es in ein Buch zu verwandeln. Robert Parker kocht gerne und hat ein Faible für gute Kleidung, was in seinen Spenser-Büchern deutlich zu erkennen ist. Eric Ambler schreibt in seinen Romanen viel über die Politik der Mittelmeerländer, des Nahen Ostens und der osteuropäischen Länder, während Gerald
Weitere Kostenlose Bücher