Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Abstraktion und anderen Formen sucht, die hauptsächlich als L’art pour l’art zu bezeichnen sind. Daraus schließt Wolfe, dass künftig bedeutende Werke der amerikanischen Literatur Romane von talentierten amerikanischen Journalisten sein werden.
Wolfe selbst hat seine Prophezeiung erfüllt, indem er Fachtexte schrieb, die die meisten Romane in exakt jenen Bereichen übertreffen, die ursprünglich einmal ausschließlich der Romangattung gehörten: Bildhaftigkeit, Satzbau, Dialog, Stilisierung, Figurenentwicklung, Drama und Plot. Anschließend machte er sich daran, ein Werk zu schreiben, das all das beinhaltete, was der Roman seiner Ansicht nach längst nicht mehr besaß. Und siehe da: Fegefeuer der Eitelkeiten wurde zu einem Krimi.
Der Kriminalroman unterhält den Leser und schickt ihn auf eine Reise. Er bringt uns an Orte, zu denen wir nicht reisen können, und lehrt uns, was es heißt, jemand zu sein, der wir niemals sein können: Afroamerikaner (Chester Himes), Homosexueller (Joseph Hansen), Südafrikaner während der Apartheid (James McClure), Engländer nach dem Fall des Empire (John Le Carré), Russe im zusammenbrechenden Kommunismus (Martin Cruz Smith), Kleingangster in Boston (George Higgins), ein L.A.-Cop (Joseph Wambaugh) etc. Der Krimi zeigt uns, wie es ist, in dieser fremden Welt zu leben – zeigt uns die Geräusche und Gerüche, die Fauna und Flora, die Ängste und Sorgen, die Lügen und Beziehungen, das Geld- und Machtgefüge.
Es gibt verschiedene Ansichten zur Frage des Genres. Jemand anderes würde einen Überblick geben und sich wahrscheinlich auf eine vollkommen andere Titelliste beziehen. Wogegen meine vielleicht den Eindruck erweckt, Krimis steckten voller Politik, exotischer Orte und Themen, die unter den Nägeln brennen.
Tatsächlich konzentrieren sich die meisten Krimistoffe in der Literatur und im Fernsehen auf einen beschränkten Themenkreises. Sex, Politik, Rassenprobleme, das Thema Geld und Religion werden zum größten Teil ausgespart – außer als zusätzlicher Kick, versteht sich. Hier wird hauptsächlich das behandelt, was George Bernard Shaw als »konventionelle Moral« bezeichnet hat; die allgemein verbreitete Weltanschauung wird nicht in Frage gestellt. Es gibt mehr Krimiheldinnen mit dem Namen Cat (oder Kat), als es afroamerikanische Krimiautoren gibt, und es gibt vermutlich mehr Katzen in Krimis als afroamerikanische Charaktere. Die Ermittler scheinen nie sichtbare Hilfsmittel zu benötigen, und Geldmangel ist niemals ein Thema. Ich glaube nicht, dass ich je einen Krimi gelesen habe, der sich ernsthaft mit verräterischen politischen Ansichten befasst hat.
Es gibt Leute, die der Meinung sind, dass es genau so sein sollte. Es gibt Leser und Schriftsteller, die finden, dass der Reiz der Krimiliteratur im Eskapismus liegt, dass es um die Flucht in eine Welt geht, in der
… sie von Anfang an wissen, dass der Verbrecher gefasst werden wird, dass ein korrekter Weg zur Ergreifung des Täters führt und dass die Bestrafung, entweder durch den Menschen oder das Schicksal, die Gerechtigkeit wieder herstellt. …
Der durchschnittliche Krimileser will keinen Sex. Sex stört eine saubere Plotentwicklung. Obwohl eine Liebesbeziehung durchaus akzeptiert wird und als sehr befriedigend empfunden werden kann … Darüber hinaus hasst und verabscheut der Leser im Kriminalroman politische Lektionen.
Gallagher Gray
Ich kenne Verleger, die diese Meinung teilen. In dem Kapitel zum Thema Sex finden Sie einen Absatz über meinen Streit mit einem Lektor bei Crown. American Hero war ursprünglich von einem Verleger abgelehnt worden, der der Meinung war, dass sich eine politische Satire nicht verkaufen ließe. Und als das Buch dann doch veröffentlicht wurde, behandelten einige der Besitzer von Krimibuchläden – in unserer Branche wichtige Leute – das Buch, als ob ich das Reservat verlassen hätte. Einem anderen Verleger war es gleich, was ich schrieb – Hauptsache, ich setzte meine Serie fort.
Das alles überrascht nicht, wenn wir uns daran erinnern, dass die Säulen dieses Geschäftes bis vor nicht allzu langer Zeit noch Miss Marple, Sherlock Holmes, Perry Mason und Nero Wolfe hießen.
Meiner Meinung nach haben Sie jedoch viele Freiheiten, solange Sie tun, was die Autoren jener Figuren taten – nämlich eine spannende, gut lesbare Geschichte schreiben, die ein Verleger guten Gewissens als Krimi oder Thriller bezeichnen kann. Dann können Sie auch alles andere tun, wonach Ihnen der
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