Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
eine Gruppe von Nebenfiguren, und eigentlich taumeln sie bloß durch diese Welt von Bullen und Schurken, bis sie in etwas hineingeraten, aus dem sie nicht mehr herauskommen, und die Dinge enden in einer Katastrophe.
Cop-Romane und Krimis haben – zumindest in dem, was sie von Detektivromanen unterscheidet – mehr Raum, um die Handlung durch die Charaktere voranzutreiben.
Im zeitgenössischen Polizeiroman, den Joseph Wambaugh ( Der Hollywood-Mord, Nachtstreife ) erfunden hat, ist das Verbrechen nicht länger eine Anomalie. Es geht nicht mehr nur um die Auflösung eines Falles, nach der das Leben wieder in geordnete Bahnen zurückkehrt. Verbrechen ist eine Tatsache: Okay, wozu sollen wir diesen Mistkerl einsperren? Der Staatsanwalt vermasselt die Sache doch garantiert, und der Kerl ist im Handumdrehen wieder auf freiem Fuß. Und wenn die Anklage ausnahmsweise mal ihre Sache gut macht, leidet die Richterin bestimmt wieder unter PMS und schmettert die Klage ab, damit sie endlich nach Hause gehen und ein heißes Bad nehmen kann. Und selbst wenn tatsächlich alles klappen sollte – morgen tauchen dafür gleich zwei neue Arschlöcher auf …
Es geht also nicht darum, diesen einen verdammten Fall zu lösen, sondern darum, in der Gosse der zeitgenössischen westlichen Zivilisation zu überleben. Die heutigen Polizeiromane handeln davon, was die Cops empfinden, was sie tun, wie sie mit den Fällen zurechtkommen und was geschieht, wenn sie versagen.
In einem bestimmten Typ von Kriminalromanen, zum Beispiel in den Werke von Jim Thompson ( Der Mörder in mir, Grifters, Getaway ), James M. Caine ( Doppelte Abfindung, Wenn der Postmann zweimal klingelt ) oder Patricia Highsmith ( Die Ripley-Romane, Zwei Fremde im Zug ), werden die Figuren von finsteren Mächten zum Handeln getrieben. Diese Personen sind wie tickende Zeitbomben, Charaktere auf der Suche nach Situationen, die sich in einen Plot verwandeln.
Wenn Sie statt mit einer Situation oder einem Plot mit einem Charakter beginnen wollen, manipulieren Sie die Umstände. Sie entwickeln Plots, die das Beste und/oder das Schlimmste aus den Figuren herausholen.
So müssen wir genau darauf achten, in einem plotbestimmten Roman den Figuren Substanz zu verleihen und wir müssen dafür sorgen, dass der Plot eines charakter-bestimmten Romans nicht zu dünn wird. Alles, was geschieht, muss in der von Ihnen geschaffenen, fiktionalen Welt natürlich und glaubhaft erscheinen. In Fence Jumpers z.B. beobachtet ein Cop, wie einer der Gangster von einem öffentlichen Telefon telefoniert. Dem Cop gelingt es, die Telefonnummer und die angerufene Person herauszufinden, er hatte den Gangster überwacht. Dass er ihm auf die Finger schaut und besonders aufmerksam ist, erscheint ganz logisch. Verbrecher, die einer Organisation angehören, haben ständig Angst, abgehört zu werden, könnten aber einmal vergessen, dass man sie beim Telefonieren in einer Telefonzelle beobachtet.
Es kann alles durch einen Zufall beginnen. Gerade Kriminalromane beginnen oft so, aber dann sollte der Leser zumindest das Gefühl haben, dass es auf Grund des Charakters ohnehin passiert wäre. Anders vielleicht, mit anderen Randfiguren oder einer anderen Auflösung, aber es wäre so oder so passiert!
Bruno schlug die Hände zusammen. »Hey! Jesses, was für eine Idee! Wir töten füreinander, verstehst du? Ich bringe deine Frau um und du meinen Vater! Wir treffen uns in einem Zug, und niemand weiß, dass wir einander kennen. Perfekte Alibis! Kapiert?«
Zwei Fremde im Zug , Patricia Highsmith
Schurken
Viele Männer wären gerne Gangster. Nicht allzu viele werden es.
Was erlaubt oder zwingt sie, die Waffe in die Hand zu nehmen, während andere Menschen es sich zwar wünschen, aber dennoch jeden Morgen brav ins Büro oder in die Fabrik gehen?
Welche Eigenschaften ihrer Persönlichkeit beeinflussen, welche Art von Verbrecher sie dann werden? Welche Eigenschaften scheinen unvereinbar mit dem, was sie tun?
Die Bereitschaft zu töten und zu stehlen, zu betrügen und zu unterschlagen, zu erpressen und zu vergewaltigen, zu prügeln und zu verstümmeln ist bis zu einem gewissen Grad in jedem von uns. Es sind Kräfte, die nach außen wirken. In manchen Menschen sind diese Antriebe stärker als in anderen. Hemmende Gefühle – Mitleid, schlechtes Gewissen, Ideale, Moral, Furcht, etc. – sind Kontrollkräfte. Sie wirken nach innen.
Man kann sich in einen Schurken hineinversetzen, indem man sich vorstellt, man sei frei von
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