Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
Handeln den Ex-Jockeys von Dick Francis (dessen Helden – wie er – ehemalige Jockeys sind) und Travis McGee ähnlich. Bernie wird allerdings meist auf einer weniger moralischen Ebene in den Fall verwickelt. Er stiehlt zum Beispiel ein Gemälde für einen Klienten, stolpert dabei über eine Leiche und erkennt, dass man ihn hereingelegt hat. Wenn das einmal geschehen ist, lässt sich Bernie, um sein Problem zu lösen, geniale, höchst riskante Methoden einfallen, die er aus diesem Grabbelsack der Eigenschaften, Talente, Fähigkeiten und Einschränkungen, die sein »Ich« ausmachen, hervorholt. Und weil er nicht anders kann, führt er seinen Plan gegen alle Widerstände aus.
Nero Wolfe ist ein grotesk übergewichtiger Feinschmecker, der unter Platzangst leidet und Orchideen züchtet. Diese Attribute könnten leicht zu langweiligen Oberflächlichkeiten werden. Doch in diesem Fall erhöhen sie nur das Handicap in diesem besonderen Match. Seine Zwänge, seine Neurosen und seine physischen Grenzen – die Mauern seines Charakters – sind so bestimmend, dass er höchstens in der Lage sein dürfte, ein Kreuzworträtsel zu lösen. Wie kann ein Mann, der seine Wohnung nicht verlassen will, der keine Mahlzeit auslässt und der beträchtliche Geldmittel braucht, um seinen Lebensstandard zu halten, genug damit verdienen, ein brillanter und erfolgreicher Detektiv zu sein?
Wie man einen Helden gestaltet
(um mir wieder einmal zu widersprechen)
Der Lebensstil des Helden ist wichtig – wie der Markt und die Reaktionen der Leser beweisen. Es macht uns großen Spaß, über die Macken und Marotten der Charaktere zu lesen. Auf Krimi-Tagungen hört man immer wieder Aussagen wie: »Mein Held ist etwas Besonderes, weil er sich bei seinen Fällen mit seiner Schwiegermutter berät und sich einen Beo namens Tweety als Haustier hält«, »Meine Heldin ist Studentin der Computerwissenschaften und fährt einen verbeulten Volvo.«, »Meine Heldin ist die erste weibliche Formel-Eins-Pilotin und löst ihre Fälle zwischen den einzelnen Runden.« Und diese Leute schießen nicht unbedingt übers Ziel hinaus.
Falls Sie viel Kriminalliteratur lesen, haben Sie vermutlich eine bestimmte Vorstellung, wie Ihr Protagonist sein sollte und wie nicht. Wenn Sie gerne über Leute mit Haustieren lesen, dann geben Sie Ihrem Helden ein Haustier. Wenn es Sie ärgert, dass der typische Detektiv ein Einzelgänger ist, geben Sie ihm eine Familie, eine soziale Bindung.
Auch Sie haben Charakterzüge und Prinzipien, Einstellungen und gesellschaftliche Bindungen, die Ihnen für Ihre Geschichte zur Verfügung stehen. Wenn es nicht gerade zwingende Gründe gibt, sich dagegen zu entscheiden, sollten Sie Ihren Helden daraus entwickeln.
Und was sind zwingende Gründe, die dagegen sprechen?
Das Thema zum Beispiel. In American Hero geht es um Krieg. Obwohl der Krieg sich außerhalb der Story abspielte, bedeutete es, dass der Held Soldat und in Vietnam gewesen sein musste und mit der Kunst der Kriegsführung vertraut war.
Sehr viele Helden werden wegen ihres Spezialwissens entwickelt: Waffenexperten, Kampfsportmeister, Computer-cracks, Spezialisten für Psychopharmaka, Anthropologen, Gerichtsmediziner. Einige werden bewusst unsentimental gestaltet, andere mit vielschichtigem und sympathischem Gefühlsleben ausgestattet. Einige Helden sind reine Fantasiefiguren: Sie sollen den Wunsch nach Rache, nach sexuellen Eroberungen, nach schnellen Autos, nach dem Widerstand gegen das Establishment oder nach Verteidigung der etablierten Macht gegen die Chaoten, die das Leben, wie wir es uns wünschen, zunichte machen, befriedigen.
Der Held: Odysseus oder ein Nichts
Laut alter vorherrschender Meinung – die das Gegenteil der neuen vorherrschenden Meinung ist – soll der Held ein Nichts sein. Eine Art von investigativem Werkzeug in einem menschlichen Körper. Augen, Ohren und ein Computer, dort wo der Hypothalamus sein sollte. Der Held ist der, der sieht, der sichtet, der enthüllt.
Es sind Täter und Opfer und die Menschen, die in dieser schlechten Welt leben, denen all das Mitleid, die Verwirrung, die Geschichte und das Leid gebührt. Dies ist die Tradition von Miss Marple, Hercule Poirot, Nero Wolfe, Perry Mason und tausend anderen ihrer Art. Selbst »hartgesottene« Detektive können auf diese Art funktionieren, wenn es auch weniger offensichtlich ist. Die Aufgabe des Detektivs in der Story ist es, Fakten zu sammeln, sie auszuwerten und für Gerechtigkeit zu sorgen. Seine
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