Crime - Kriminalromane und Thriller schreiben
also entweder ein Hemmnis sein oder aber den Charakter erst zum Handeln animieren.
Wenn dieser Aspekt des Charakters, seine Sorge, was die anderen von ihm halten, für die Story wichtig ist, müssen Sie es zeigen oder Einzelheiten finden, die den Versuch, diese Sorge zu unterdrücken, glaubhaft und lebendig darstellen.
Beispiel Moose Malloy aus Raymond Chandlers Lebwohl, mein Liebling : Dieser Mann hat das gegenteilige Problem. Wir begegnen ihm zum ersten Mal, als er zum Neonschriftzug eines Spiel- und Speiselokals namens Florian’s hinaufblickt. Wir befinden uns in einer gemischt-rassischen Gegend von L.A.:
Er blickte hinauf zu den schmutzigen Fenstern mit der Miene eines begeisterten Immigranten, der zum ersten Mal die Freiheitsstatue sieht. Er war ein großer Mann, aber nicht größer als einen Meter fünfundneunzig und nicht umfangreicher als ein Bierwagen.
… Er trug einen schäbigen Borsalino, eine grobe, graue Sportjacke mit weißen Golfbällen als Knöpfen, ein braunes Hemd, gebügelte graue Flanellhosen und Krokodillederschuhe mit weißen Zehenkappen. Aus seiner äußeren Brusttasche quoll ein Ziertaschentuch von dem gleichen leuchtenden Gelb wie das seiner Krawatte. Ein paar bunte Federn steckten in seinem Hutband, aber er brauchte sie eigentlich nicht. Selbst auf der Central Avenue, nicht gerade eine Straße, die sich durch unauffällig gekleidete Passanten auszeichnet, wirkte er so unscheinbar wie eine Tarantel auf einem Stück Biskuitkuchen. … Er stand dort wie eine Statue, und nach einer langen Weile begann er zu lächeln.
Moose tritt ein. Kurz darauf fliegt eine Person im hohen Bogen hinaus und landet auf der Straße. Marlowe, der Moose gefolgt ist, schaut durch die Tür.
Eine Hand, auf der ich hätte Platz nehmen können, kam aus dem Zwielicht, packte meine Schulter und zerquetschte sie zu Brei. Dann hob sie mich problemlos hoch und setzte mich auf der untersten Treppenstufe ab.
Moose begreift nicht, wieso er in dem Gebäude auf einen Afroamerikaner – »ein Bimbo« – treffen konnte. Marlowe versucht ihm zu erklären, dass die Zeiten sich geändert haben. Neue Klientel.
»Sagen Sie das nicht, Kumpel«, schnurrte der große Mann wie vier Tiger nach dem Abendessen. »Velma hat früher hier gearbeitet. Die kleine Velma … Ja«, fuhr er fort. »Kleine Velma. Ich habe sie seit acht Jahren nicht mehr gesehen.«
Wir können uns jetzt gut vorstellen, dass Moose jemand ist, der sich weniger um gesellschaftliche Konventionen als um seine eigene Sicht der Dinge kümmert.
Zeichen und Symbole
Das Äußere sagt viel über einen Menschen.
Wie Moose gekleidet ist spiegelt wider, mit welchen Augen er die Welt sieht und welches Verhalten er innerhalb dieser Welt für sich selbst für angemessen hält.
Ein anderes Beispiel: Die Vorschriften der alten FBI-Kleidungsordnung sollten die Rechtschaffenheit dieses Vereins symbolisieren.
Täglich ziehen wir aus der Art, wie Menschen sich kleiden, sich frisieren, wie sie reden und sich geben, ob sie fit erscheinen und attraktiv wirken, Schlüsse auf ihren Charakter und ihre Persönlichkeit. Diese Äußerlichkeiten entscheiden, ob wir uns angezogen oder abgestoßen fühlen, ob wir interessiert oder desinteressiert sind. Anhand dieser Merkmale schätzen wir sie ein und das bestimmt, wie wir mit ihnen umgehen, falls ein Kontakt zustande kommt.
Selbst wenn wir eine Person besser kennen gelernt haben, bleiben wir bei unserem ersten Urteil. Obwohl jeder Mensch weiß, dass Schein und Wirklichkeit nicht übereinstimmen müssen, können wir unsere Reaktionen auf die Signale und Symbole nicht unterdrücken.
Diese Signale oder Symbole bedeuten keinesfalls immer das, was man vermutet. Jeder Frauenheld erkennt irgendwann in seinem Leben, dass eine Frau, die über dunkelroten Nagellack oder High Heels erotische Signale aussendet, häufig absolut nicht an Sex interessiert ist. Und wenn ein Hochstapler das Verhalten und die Gebärden der Seriosität und Rechtschaffenheit nicht beherrschen würde, könnte er sich gleich selbst bei der Polizei anzeigen.
Jeder Mensch trägt eine Ganzkörpermaske. »So will ich aussehen; so will ich sein; so will ich von anderen gesehen werden« sind Aussagen, die niemandem fremd sind.
Die Beziehung zwischen Schein und Sein unterliegt unterschiedlichen Kontrollen, bewussten und unbewussten. Zorn, Liebe, Verachtung, Begierde, Langeweile und eine Menge anderer Gefühle werden häufig nicht offen gezeigt. Oft ist das Befinden oder die
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