Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)
heimgesucht hat.«
»Na, dann schießen Sie mal los!«, sagte der Sheriff neugierig.
Doch ich winkte ab. »Ein anderes Mal vielleicht. Ich bin einfach nicht in der Stimmung dazu.«
»Kann ich verstehen. Jetzt, nachdem Sie sich zur letzten Grenze aufgemacht haben.«
»Wie meinen Sie das denn schon wieder?«
»Ist nur so eine Redensart mit doppelter Bedeutung.«
Er sah mich an, lächelte hinterhältig und nickte dabei.
»Nun ja, Alaska wird von der Bevölkerung als die letzte Grenze bezeichnet, und meiner Meinung nach ist New Rock die rote Linie.«
Ich nahm einen großen Schluck Coke und nickte.
»Ich verstehe, Teasle. Und Sie sind sozusagen der letzte Wächter.«
»Damit haben Sie gar nicht so unrecht. Ich leite die hiesige Polizeistation und habe ein Dutzend Männer unter meinem Befehl. Wenn es irgendwo brennt, sind wir zur Stelle.«
»Ist denn die Verbrechensrate hier so verdammt hoch? Oder welchen Grund gab es, dass Sie vorher auf dem Highway nervös geworden sind, als ich meinen Ausweis zücken wollte?«
Er hob die Augenbrauen, so als hätte ich ihn ein weiteres Mal überrascht. »Das haben Sie bemerkt?«
»Und ob. Das war ziemlich offensichtlich. Sie müssen wissen, ich war bei der Mordkommission.«
»Ein waschechter Detective, was?«, sagte er sarkastisch und schlug mir auf die Schulter. »Na, dann kann uns ja nichts mehr passieren. Ich fühle mich gleich viel sicherer.«
Dieser Teasle konnte einem ganz gehörig auf die Nerven gehen. Ich war froh, dass ich ihm meine Geschichte bislang vorenthalten konnte.
»Gerade hier kann man nie wissen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, sagte er nach einem kurzen Schweigen.
»Wie meinen Sie das? Also geschieht hier doch häufiger etwas?«
Teasle starrte auf die Flaschen in der Regalwand hinter der Theke.
»Das nicht gerade«, gab er leise von sich, und ich sah ihm an, dass er plötzlich in seinen Gedanken gefangen war, als ob ich ihn mit dieser Frage an einem wunden Punkt getroffen hätte. Ich entschloss mich daher, nicht weiter nachzuhaken.
Einen kurzen Moment später, hörte ich ihn tief einatmen.
»Wissen Sie überhaupt, um welche Siedlungen es sich handelt, in denen Sie Ihren Dienst antreten werden?«, fragte er mich.
»Wieso Siedlungen? Ich dachte, ich gehe nach Crimson?«
»Ich glaube es nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Da hat man Sie ja richtig ins offene Messer laufen lassen.«
Mein fragender Blick brachte Teasle dazu, noch einen Gin zu bestellen.
»Laut meinem Versetzungsschreiben, werde ich in Crimson stationiert sein, einem Sheriffposten am Rande der Stadt, und direkt dahinter soll sich eine Wohnung befinden. Unterstützt werde ich von einer gewissen Emma Garner, die mir als Sekretärin zur Hand gehen soll.«
Teasle nickte. »Ich weiß. Steve war dort stationiert. Emma wohnt hier in New Rock und arbeitet nur unter der Woche im Büro des Sheriffs in Crimson. Bevor es dunkel wird, ist ihr Dienst beendet und am Wochenende sind Sie ebenso auf sich allein gestellt.«
»Also dann, klären Sie mich auf! Wieso erwähnten Sie Siedlungen?«
Der Sheriff schwieg einen Moment, während er allem Anschein nach überlegte.
»Steves Arbeit hier, als einer meiner Deputies, war hervorragend, und ich vertraute ihm die Leitung aller meiner Mitarbeiter an. Dennoch sehnte er sich schon lange nach einem eigenen Sheriffstuhl und versuchte dies in den letzten Jahren immer wieder durch einige schriftliche Gesuche an die Polizeibehörde in Fairbanks durchzusetzen. Natürlich verstand ich ihn, obgleich ich ihn gern weiterhin an meiner Seite gesehen hätte.
Doch er war überqualifiziert, und ich wäre natürlich der Letzte gewesen, der das lang ersehnte Schreiben von Fairbanks nicht unterschrieben hätte. Diese Bastarde.«
Ich stutzte und wartete darauf, dass Teasle weiterredete.
»Ausgerechnet damals wurde der Posten in Crimson besetzt, nachdem man dort jahrelang ohne Polizei ausgekommen war.«
Ich sah den Sheriff von der Seite an. Sein Blick ähnelte dem, mit dem er mich am Nachmittag auf der Interstate so geheimnisvoll angestarrt hatte: als wüsste er über vieles Bescheid, fand aber niemanden, mit dem er dieses Wissen teilen konnte.
»Wann starb Sheriff Brauner?«, hörte ich mich fragen, obwohl ich es als äußerst unhöflich empfand. Doch ich konnte nicht anders, denn diese Frage brannte mir förmlich auf der Zunge.
»Gestorben ist gut«, sagte Teasle. »Abgeschlachtet trifft es wohl eher!«
»Wie bitte? Er wurde ermordet?«
Meine
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