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Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition)

Titel: Crimson - Teuflische Besessenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Merrick
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und ich nichts anderes tun konnte, als dieses starre Ding als das Zentrum meiner Blicke zu akzeptieren.
    »Das soll ich Ihnen von Sheriff Teasle geben. Er sagte mir, Sie würden es brauchen.«
    »Das habe ich gar nicht bemerkt, als ich neben ihm saß«, wunderte ich mich und starrte auf das mehrfach gefaltete Papier.
    »Er hat es mir gegeben, als Sie auf der Toilette waren.«
    Er nickte mir zu, als ich zu ihm aufblickte, und es schien mir, als ob er ebenso neugierig darauf war, welches kleine Geheimnis dieser seltsame Zettel wohl in sich barg.
    »Macht er so etwas öfters?«, fragte ich und versuchte, nicht sein Glasauge anzuglotzen.
    »Dass der Sheriff überhaupt einen Gast in mein Lokal einlädt, grenzt schon an ein Weltwunder – geschweige denn geheime Botschaften zu übermitteln. Er ist eher ein Einzelgänger, es sei denn, einer seiner Deputies begleitet ihn.«
    Ich nickte. Also war nicht ich Teasles Problem, sondern es lag einfach daran, dass der Sheriff nicht so gut auf Menschen zu sprechen war – warum auch immer. Das erleichterte mich.
    Meine Sinne nahmen plötzlich wieder mehr wahr: Die Stimmen der Gäste, die Jukebox, die einen Countrysong nach dem anderen spielte, und selbst das leise Spülen eines der hinten gelegenen Pissoirs drang an meine Ohren.
    Der Sinneswandel rührte wohl daher, dass mein Unterbewusstsein diese blutige Geschichte von Teasle teilweise verdrängt hatte. Möglicherweise lag es aber auch an der Abwesenheit des verstimmten Sheriffs von New Rock, dessen Freundschaft mir wohl für immer verwehrt bleiben würde. Zugegeben, ich konnte darauf ganz gut verzichten.
    Ich schaute dem Barkeeper zu, der einige Gläser mit einem Tuch polierte und dessen Aufmerksamkeit ich immer noch genoss, obgleich ich mir ein wenig Zeit für mich gewünscht hätte, um in Ruhe die Nachricht des Sheriffs zu lesen. Doch ein Gedanke schoss mir plötzlich in den Kopf. Da ich mir nicht sicher war, wie die Leute hier darauf reagieren würden, wenn ich mein forsches Verhalten gleich an den Tag legte, zögerte ich kurz; aber andererseits ...
    »Kennen Sie die Geschichte des Sheriffs?«, fragte ich den Mann hinter dem Tresen.
    Doch statt zu antworten, deutete er mir mit seinem Gesichtsausdruck an, dass er nicht verstand, was ich wollte.
    »Ich meine die Story über den angeblichen Mord an Sheriff Brauner.«
    Der Wirt nickte. Er hatte begriffen. Vielleicht war ich etwas zu neugierig, und außerdem war New Rock nicht mein Zuständigkeitsbereich. Doch mir schien die Gelegenheit günstig, etwas über diese unfassbare und nachdenklich stimmende Geschichte zu erfahren.
    Der Mann hinter der Theke kam etwas näher, während er weiterhin eines seiner Gläser polierte. Ich hatte den Eindruck, dass sein verdammtes Glasauge stetig durch mich hindurchstarrte, was die Unterhaltung nicht gerade leichter machte.
    »Jeder kennt diese Geschichte hier, jeder, nur niemand will sie mehr hören.«
    »Wieso? Sind denn alle hier so gefühllos? Interessiert es denn niemanden, dass ein Mord geschehen ist? Oder handelte es sich doch nicht um Mord?«
    Er schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht, Mister Dark, sondern darum, am Leben zu bleiben.«
    Meinen Namen kannte er also schon. Ich vermutete, dass er meine Unterhaltung mit Teasle genauestens verfolgt hatte, denn ich war mir sicher, dass ich ihm meinen Namen nicht mitgeteilt hatte. Oder vielleicht hatte Teasle ihm meinen Namen verraten, als ich kurz nicht anwesend war. Wie dem auch sei, was meinte dieser Einäugige damit, wenn er sagte, »am Leben bleiben«? War denn jetzt schon die ganze Stadt in Gefahr? Eine Kleinstadt wird sich doch wohl noch wehren können. Vor allem stellte sich mir dann die Frage: Wehren gegen wen?
    »Wie war Ihr Name noch gleich?«, fragte ich forsch nach, während ich ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erkennen konnte.
    »Nennen Sie mich Parker«, sagte er und stellte das nun aufpolierte, hoch glänzende Glas in eines der Regale.
    »Okay, Parker, verstehen Sie mich nicht falsch, aber was meinen Sie damit, es ginge ums Überleben? Jetzt sagen Sie bitte nicht, die Leprakolonie plant eine Invasion auf New Rock«, erwiderte ich sarkastisch und bemerkte dabei nicht, dass jemand fast lautlos das »Angel’s Bell« betreten hatte – jemand, dessen Anwesenheit die lautstarken Unterhaltungen der noch anwesenden Gäste etwas ruhiger werden ließ.
    Ich sah mich um und stellte fest, dass ein Mann hereingekommen war, dessen ungewöhnliches Erscheinungsbild mir fremd, dennoch

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