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Cristóbal: oder Die Reise nach Indien

Cristóbal: oder Die Reise nach Indien

Titel: Cristóbal: oder Die Reise nach Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Orsenna
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einsetzen, um das zu sehen, wozu sie aufs Meer hinausfuhren.
    Während sie stets weiter nach Westen segeln, stoßen die Mönche immer wieder auf Inseln, zwischen denen jedes Mal eine endlose und gefährliche Seereise liegt.
    Die Teufelsinsel, auf der sich des Teufels Palast befindet, der ganz aus Marmor und aus in Gold eingefasstem Kristall besteht. Dort führt Satan die Menschen in Versuchung, um sie zu verderben.
    Die Insel der Schafe, die dort so groß sind wie Hirsche.
    Die Schwimmende Insel, die sich als Rücken eines riesigen Wals entpuppt.
    Das Vogelparadies mit seinen sprechenden Vögeln, die erzählen,sie seien gefallene Engel, aus dem Himmel verbannt, weil sie Satan bei seinem Aufstand gegen Gott unterstützt hätten.
    Die Insel des heiligen Albeus, auf der es nur eine Abtei gibt, die durch Gottes Gnade auf wunderbare Weise mit allem Lebensnotwendigen ausgestattet wird.
    Die Insel der Berauschenden Quelle, wo man Gefahr läuft, nie wieder aufzuwachen, wenn man zu viel aus ihr trinkt.
    Die Insel des goldenen Zeltdachs, das eine große Säule aus saphirblauem Hyazinth trägt.
    Die Insel der Höllenschmiede, auf der Flammen weißglühende Felsen emporschleudern und kurz darauf ein lodernder Teufel erscheint, der einen riesigen Eisenhammer schwingt und in einer Zange eine rotglühende Eisenklinge hält.
    Die Insel, auf der Judas in der Abgeschiedenheit tausenderlei erschütternde Qualen erduldet:
    Der Ort, an dem das Feuer der Teufel ist, ist in der Nähe. Er ist nur ganz wenig von hier entfernt: Ich bin gerade so weit weg, dass ich sie nicht höre. Hier in der Nähe sind zwei Höllen; sie zu erdulden ist eine große Qual. Ganz in der Nähe gibt es hier zwei Höllen, deren Qualen nie aufhören. Die leichter zu ertragende ist schrecklich und für die, die dort sind, sehr qualvoll; die dort leiden, glauben, dass andere im Vergleich mit ihnen kein Leid ertragen. Außer mir weiß keiner von uns, welche von den beiden Höllen qualvoller ist; keiner muss mehr als eine von beiden erdulden, nur ich Unglücklicher leide in beiden. Die eine ist oben, die andere unten, und das Salzmeer trennt sie; die beiden Höllen trennt das Meer, und es ist ein Wunder, dass es nicht ganz in Flammen steht. Die obere Hölle ist qualvoller und die untere schrecklicher; die, die nahe der Luft ist, ist heiß und stickig, die, die nah am Meer ist, kalt und stinkend. Einen Tag und eine Nacht bin ich oben, dann bleibe ich genauso lange unten. Einen Tag steige ich hoch, den anderen hinab, ein anderes Ende gibt es für meine Qual nicht. Ich wechsle nicht die Hölle, damit meine Qualen leichter, sondern damit sie schlimmer werden.
    Am Montag drehe ich mich Tag und Nacht auf dem Rad, und aufgespießt an einem Haken drehe ich mich so schnell, wie es der Wind antreibt; der Wind jagt es hoch durch die Luft, ohne Unterlass werde ich fortgedreht und kehre wieder zurück.
    Am Dienstag werde ich dann ganz betäubt vom Rad fortgeschleudert; über das Meer fliege ich in die andere Hölle hinunter, wo es so viele Qualen gibt. Dort werde ich sogleich mit Ketten gefesselt und von Teufeln sehr verhöhnt; in einem Bett werde ich auf Bratspieße gelegt, und auf mich legen sie Bleigewichte und Felsbrocken. Dort werde ich so sehr von Spießen durchbohrt, dass ihr meinen Körper ganz durchlöchert seht.
    Am Mittwoch werde ich wieder hinaufgeschleudert, wo eine andere Qual auf mich wartet: Einen Teil des Tages koche ich in Pech, in dem ich so gefärbt werde, wie ihr mich jetzt seht; dann werde ich wieder herausgeholt und auf einen Rost gelegt und zwischen zwei Feuern an einem Pfosten festgebunden. Der Eisenpfosten ist dort eingelassen und für nichts anderes als mich allein dort vorhanden. Er ist so rot, als ob er zehn Jahre lang in einem Feuer gelegen hätte, das vom Blasebalg angeheizt wurde. Um meine Qual zu steigern, entzündet sich das Pech auf meinem Körper. Und dann werde ich wieder in das Pech geworfen und eingeschmiert, um noch stärker zu brennen. Es gibt keinen so harten Marmor, der nicht schmölze, wenn er auf das Feuer gelegt würde. Aber ich bin für dieses Wüten geschaffen, so dass mein Körper nicht vergehen kann. Diese Pein, sosehr sie mich auch quält, erleide ich einen Tag und eine Nacht lang.
    Am Donnerstag werde ich dann hinuntergebracht und, um die entgegengesetzte Qual zu erleiden, an einen kalten Ort versetzt, an dem es sehr dunkel und stockfinster ist. So kalt ist mir dort, dass ich am liebsten wieder im Feuer wäre, das so heiß brennt,

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