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CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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durcheinander, sie konnte die Situation nicht erfassen. Ihre Hand tastete wie von selbst nach dem Ding in ihrem Rücken. Als sie es berührte, wurde ihr schwarz vor Augen. Es fühlte sich kurz und sehr fest an. Ein dicker Pfeil steckte in ihr. Die Frau hatte sie erlegt wie ein Stück Wild. Franka kroch vorwärts. Dann packte eine Hand sie am Arm und zog. Wieder dieses komische Gefühl. Und wieder wurde es schwarz, als etwas in ihrem Rücken knackte.

    Kühl und schwer ruhte die Bettdecke auf ihr. Auf ihrer Brust. Franka fühlte es, weil das Atmen sie so viel Kraft kostete. Sie versuchte den Arm zu heben, um die Decke wegzuschieben, aber das ging nicht. Sie vernahm ein gleichmäßiges Geräusch, das sie nicht einordnen konnte. Langsam kehrte ihr Bewusstsein zurück. Sie rechnete damit, in einem Bett zu liegen und seltsamen Träumen dabei zuzusehen, wie sie sich verzogen. Die Matratze unter ihr war weich, aber etwas bohrte sich unangenehm in ihre Schulter. Ihre Beine fühlte sie nicht und das war auch unnormal. Ihre Hand bewegte sich und sie spürte menschliche Haut neben sich. Einen Arm. Remo? Franka blinzelte, sah die Sterne über sich, ein paar Wolken und den Mond, der sich sein Recht erkämpfte und durch den Nebelschleier hindurch schien. Franka drehte langsam den Kopf und sah Madlens bleiches Gesicht neben sich. Der Mond spiegelte sich in ihren Augen, aber nur ein bisschen und eher milchig als klar. Glasaugen, die diesmal wirklich tote Augen waren.
    Franka stöhnte und ein Schrei sammelte sich in ihrer Kehle, als sie von Erde getroffen wurde. Kleine Steine und Erdklumpen flogen in ihr Gesicht und sie schloss reflexartig die Augen.
    Schreien konnte sie nicht, weil direkt die nächste Schippe Erde auf ihr landete. Ihre Hand zuckte zurück, weg von den Leichen, auf denen sie lag. Und ein Bild kam in ihren Sinn, gegen das sie nichts tun konnte. Sie lag auf Sarahs Körper ... oder auf dieser Larissa, das konnte sie nicht genau sagen. Und das, was sich so in ihre Schulter bohrte, war das Kinn, der Kieferknochen ... Franka glaubte jetzt auch, die Nase der Toten in ihrem Nacken zu spüren. Erde fiel auf sie. Immer wieder. Das Schippen und Werfen hörte nicht auf. Die Erde drückte sie nach unten, nahm ihr den Atem. Ihre Beine konnte sie nicht bewegen, ihre Arme schienen zu schwach zu sein. Und zu müde. Franka lag da, während Schippe und Schippe voller Erde sie langsam zudeckte. Sie stieß die Luft aus, um die Erde von sich wegzupusten und sich Raum zum Atmen zu schaffen. Aber die Erde rieselte sofort nach und Franka versuchte sie mit der Zunge fortzustoßen. Friedhofserde, die teilweise aus den verwesenden Resten anderer Menschen bestand. Wurmverdaute Überreste. Die Atemluft wurde ihr knapp. Verzweifelt versuchte sie, etwas Luft zwischen den Krümeln herauszusaugen. Erde geriet in ihren Mund, aber sie konnte nichts dagegen tun, dass ihre Lungen weiter nach Luft saugten. Lehmig-feuchte Erdstückchen gerieten in ihre Luftröhre und Frankas Körper bäumte sich im Erdreich auf, wurde aber unten gehalten von dem schweren, nassen Gewicht. Der Lehm klebte in ihr, sie keuchte, schluckte mehr Erde, ein Hustenkrampf schüttelte sie. Aber es kam keine Luft mehr, nur Erde aus Toten. Die Erde umschloss sie und brachte sie langsam aber konsequent um. Die Erde füllte sie und sie fühlte das Erdreich in sich, ja, sie wusste genau, wo die Erde gerade war. In ihrer Brust. In ihrer Nase. Dann ertrank sie endgültig in dem braunen, schweren Lehm.

Er musste wieder eingenickt sein, denn er hob so schlagartig den Kopf an, dass es schmerzte. Jakob war wach, war da, in der Dunkelheit des Kellers. Und er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Was war Zeit überhaupt für ihn? Nichts weiter als ein erfundenes Messinstrument. Er hatte sowieso nie eine Uhr getragen und jetzt, da er in einem Raum ohne Fenster gehalten wurde, gefangen in seinen Gedanken und seinem Körper, blieb Zeit das Letzte, um das er sich kümmern musste und wollte. Es interessierte ihn nicht mehr. Zehn Minuten oder zehn Stunden, seit er hierher gebracht worden war. Oder vielleicht war schon ein Tag vergangen.
    Er konzentrierte sich auf Larissa und bedauerte, dass er ihr nicht sagen konnte, wie sehr er sie geliebt hatte, als Schwester. Es war eine unumstößliche Tatsache, dass sie tot war. Nicht dass er wusste, warum. Er spürte es, so wie er spürte, dass es ihm mit jedem Augenblick, den er hier verweilte, besser ging. Besser, wie er es noch nie erlebt hatte. Und dieses

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