CROMM - Das Dorf findet dich
einfach in der Ackerfurche umkippten und Leute unter sich begruben. Aber wie konnte sie das herausfinden? Franka begann zu joggen und dann sah sie vor sich ein Haus, dessen Tür offen stand. Ein Schild ragte im rechten Winkel aus der Wand, verwaschen und abgeblättert, aber Franka brauchte es nicht genauer anzusehen, um zu wissen, dass es sich hier um eine Art Dorfschenke handelte. Sie erkannte es schon an den getönten Fenstern mit den altmodischen Scheiben, die aussahen, als seien sie aus Dutzenden kleinen Glaskreisen zusammengesetzt. Sie hielt auf die Tür zu und streckte die Hand nach dem Griff aus. Sie drückte sie nach innen auf und machte einen Schritt in die düstere Stube hinein. Um diese Uhrzeit hatte die Kneipe wohl noch nicht geöffnet, aber das spielte keine Rolle. Hauptsache sie fand jemanden, den sie nach Remo fragen konnte. Franka sah sich um und versuchte, ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Sie erkannte ein paar blank geputzte runde Tische, um die Stühle standen. Der Tresen sah ebenso aufgeräumt und sauber aus.
»Hallo?«, rief Franka und trat etwas näher an die Bar heran. Sie rechnete damit, gehört zu werden, es sei denn, der Kneipenwirt war zu diesem Unfall geeilt, den es vielleicht gegeben hatte.
... den es hoffentlich gegeben hatte ...
Franka gingen nämlich langsam die Erklärungen aus. Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen. Dunkle Holzvertäfelung, recht altmodisch, an den Wänden hingen Bilder, die man in dem Licht nicht eindeutig erkennen konnte. Franka fühlte, dass etwas an dieser Kneipe eigenartig war. Etwas fehlte, aber sie konnte nicht sagen, was es war.
»Hallo?«,rief sie wieder, diesmal etwas lauter. »Können Sie bitte mal nach vorne kommen?« Sie versuchte, in den Bereich hinter dem Tresen zu spähen, der im Dunkeln lag. Dabei fiel ihr Blick auf die Regale und sie wusste, was in diesem Laden fehlte.
Ein Scharren hinter ihr. Franka fuhr herum und hätte fast geschrien. Die Gestalt stand im Türrahmen, reglos, die Arme seitlich nach unten hängend. Der Silhouette nach war es eindeutig ein Mann. Aber nicht Remo.
»Entschuldigen Sie«, sagte Franka und bemühte sich, ihren Atem zu kontrollieren, der ihre Stimme unsicher wirken ließ. »Ich suche meinen Freund. Er wollte hier jemanden nach dem Weg fragen. Wir haben uns verfahren.«
Sie wartete, aber von dem Mann kam keine Antwort.
»Haben Sie ihn gesehen? Oder wissen Sie, wo er sein könnte? Ist hier heute etwas Besonderes los? Ich hab schon gedacht, vielleicht ist ja was, und er wollte hingehen, um zu helfen.« Franka stoppte sich selbst. Wenn sie nervös wurde, redete sie immer weiter.
»Der war hier nicht. Ihr Freund.« Sie sah ihn nicht sprechen im Gegenlicht, hörte nur seine Stimme, die ganz neutral klang.
»Okay, dann ... danke.« Franka ging mit möglichst selbstbewussten Schritten auf ihn zu und tatsächlich ließ der Mann sie einfach hinauslaufen. Und warum sollte er sie auch aufhalten? Das war albern. Die Atmosphäre in dem Ort machte sie noch ganz verrückt. Franka lief zum Auto zurück, ohne sich umzudrehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und fiel in einen leichten Trab. Sie war sich sicher, dass Remo inzwischen wieder zurück zum Auto gegangen war. Bestimmt wartete er dort schon auf sie und ärgerte sich, dass sie abgeschlossen hatte.
Sie näherte sich dem Kirchplatz und sah zuerst den Golf überhaupt nicht, denn zwei andere Autos verdeckten ihn. Menschen standen neben den Wagen. Einer lief herum und schien etwas zu suchen. Franka glaubte erkennen zu können, dass er einen Zettel in der Hand hielt. Alle schienen jung zu sein. Junge, vernünftige Leute, mit denen man reden konnte! Erleichtert trabte sie auf die Gruppe zu. Jetzt würde alles gut werden. Vielleicht stand Remo sogar hinter den beiden Autos und sie würde ihn jeden Moment sehen.
Die jungen Leute sahen auf, als sie näher kam. In ihren Gesichtern zeigte sich leichte Verwirrung. Wahrscheinlich irritierte es sie, dass Franka so ein Tempo anschlug und sie gehetzt wirkte. Der Mann mit dem Zettel in der Hand ging auf sie zu und Franka verlangsamte.
»Hey, alles in Ordnung?«, fragte er und Franka fand, dass er besorgt aussah.
»Nein, nicht wirklich«, sagte Franka. Sie lief an dem Mann vorbei und um den Wagen herum, der ihr die Sicht nahm. Sie hoffte, Remo im Gespräch mit den fremden Leuten vorzufinden, aber das war nicht der Fall. Das Auto stand immer noch einsam dort, wo er es geparkt hatte.
»Entschuldigung«, sprach Franka eine
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