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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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in den er einen neuen Pfeil
eingespannt hatte.
    Lengar blieb stehen. Er sagte nichts, blickte nur auf die
Gruppe von Männern, die jetzt seinen Halbbruder schützten. Schweigend nahm er
den Pfeil von der Sehne.
    Galeth starrte seinen älteren Neffen finster an. »Du hast
versucht, deinen eigenen Bruder zu töten?«
    Heiser lachte Lengar auf. »Ich doch nicht! Es war ein
Fremdländischer, nicht ich.« Langsam kam er den Hügel herunter. Sein schwarzes
Haar war klatschnass vom Regen und klebte glatt an seinem Kopf, was ihm ein
Furcht einflößendes Aussehen verlieh.
    »Ein Fremdländischer?«, fragte Galeth und spuckte schnell
auf den Boden, um Unheil abzuwehren. Es gab viele in Ratharryn, die an Stelle
von Lengar lieber Galeth als nächsten Clanführer hätten; aber die Rivalität
zwischen Onkel und Neffe verblasste neben der Gefahr eines Überfalls durch das
feindliche Volk. »Da oben auf der Weide sind Fremdländische?«, fragte Galeth
alarmiert.
    »Nur der eine«, gab Lengar lässig Auskunft. Er schob den
Pfeil des Fremden in seinen Köcher. »Nur der eine«, wiederholte er, »und der
ist jetzt tot.«
    »Dann kann dir jetzt ja nichts mehr geschehen, Junge«,
sagte Galeth zu Saban. »Du bist jetzt sicher.«
    »Er hat versucht, mich zu töten«, wiederholte Saban
beharrlich, »wegen des Goldes!« Er hielt die kleine Raute als Beweis hoch.
    »Gold, wie?«, fragte Galeth, als er dem Jungen das winzige
Stück aus der Hand nahm. »Ist es das, was du da hast? Gold? Wir sollten es
besser deinem Vater bringen.«
    Lengar warf Saban einen hasserfüllten Blick zu, aber jetzt
war es zu spät. Saban hatte den Schatz gesehen sowie den Mordanschlag
überlebt, und deshalb würde ihr Vater von dem Gold erfahren. Grimmig spuckte
Lengar auf den Boden, dann machte er kehrt und floh wieder den Hügel hinauf. Er
verschwand im Regen, riskierte den Zorn des Sturmgottes, um den Rest des Goldes
für sich zu retten.
    Das war der Tag des Unwetters, an dem der Fremde Zuflucht
in dem Alten Tempel suchte, der Tag, an dem Lengar Saban zu töten versuchte,
und der Tag, an dem sich die Welt von Ratharryn grundlegend änderte.
     
    In jener Nacht wütete der Sturmgott auf der Erde. Sintflutartige
Regenfälle drückten das Getreide platt und verwandelten die Hügelpfade in
reißende Bäche. Sie überfluteten die Marschgebiete nördlich von Ratharryn;
    der Fluss Mai trat über seine Ufer, schwemmte umgestürzte
Bäume aus dem steilen Tal, das sich durch das höher gelegene Gelände wand, bis
es die große Schleife erreichte, wo Ratharryn erbaut war. Das Wasser in den
Gräben von Ratharryn trat über die Ufer, der Sturm rüttelte an den Reetdächern
der Hütten und heulte um die Holzpfeiler der Tempelkreise.
    Keiner wusste, wann die ersten Menschen in das Gebiet am
Fluss gekommen waren oder wie sie entdeckt hatten, dass Arryn der Gott des
Tales war. Dennoch musste sich Arryn diesen Menschen offenbart haben, denn sie
benannten ihr neues Zuhause nach ihm und bebauten die Hügel um sein Tal herum
mit Tempeln. Es waren schlichte Weihestätten, nichts weiter als Lichtungen im
Wald, wo man einen Kreis aus Baumstämmen hatte stehen lassen; und jahrelang -
niemand wusste, wie viele Jahre lang - pflegten die Stammesmitglieder den
Waldpfaden zu jenen Baumkreisen zu folgen, wo sie die Götter um Schutz
anflehten. Im Laufe der Zeit rodete Arryns Volk den größten Teil der Wälder,
fällte Eichen und Ulmen, Eschen und Haselnussbäume, baute Roggen oder Weizen
auf den kleinen Feldern an. Sie fingen Fische in dem Fluss, der Arryns Gemahlin
Mai geweiht war; sie hüteten Rinder auf den Weiden und Schweine in den
Waldungen; die jungen Männer des Stammes jagten Wildschweine und Damwild,
Auerochsen, Bären und Wölfe in den Urwäldern, die jetzt hinter den Tempeln
zurückgedrängt lagen.
    Die ersten Tempel zerfielen, neue wurden erbaut, und mit
der Zeit wurden auch die neuen wieder alt und morsch; dennoch blieben es
weiterhin Ringe aus Baumstämmen, obwohl die äußeren Ringe nun aus glatten,
behauenen Holzpfählen bestanden, die innerhalb eines Walles und eines
Rundgrabens errichtet wurden, welche einen größeren Kreis um den Ring aus
Stämmen bildeten. Immer handelte es sich um Kreise, denn das Leben war ein in
sich geschlossener Kreis, und der Himmel war ein Kreis, und der Rand der Welt
war ein Kreis, und vor allem die Sonne - auch der Mond wuchs zu einem Kreis an,
und das war der Grund, warum die Tempel bei Cathallo und Drewenna, bei Maden
und Ratharryn, ja sogar in

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