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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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fürchte mich nicht vor viel Tausenden, die
sich umher gegen mich legen.
     
    Auf, Herr, hilf mir, mein Gott!
     
    Denn du schlägst alle meine Feinde auf den
Backen und zerschmetterst der Gottlosen Zähne.
     
    Sie lief weiter zwischen den Bäumen hindurch.
Der Mann am anderen Ende des Telefons, mit dem der Posten sprach: Er würde mehr
Soldaten schicken, die sie jagen sollten. Und dennoch - etwas wie Freude durchströmte
sie, eine neue, flinke Energie, voller und tiefer als alles, was sie in ihrem
Leben bisher gespürt hatte. Es war im Laufe der Wochen gewachsen, während sie
auf dem Weg zu ... ja, wohin gewesen war? Sie wusste keinen Namen dafür. Für
sie war es einfach der Ort, an dem Amy war.
    Sie war mit verschiedenen Bussen gefahren. Ein
Stück weit war sie von einem Lastwagen mitgenommen worden, hinten neben zwei
Hunden und einer Kiste mit Ferkeln. An manchen Tagen war sie aufgewacht, wo
immer sie gerade war, und hatte gewusst, dass dies ein Tag zum Gehen war, nur
zum Gehen. Von Zeit zu Zeit aß sie etwas, und wenn sie ein gutes Gefühl hatte,
klopfte sie an eine Tür und fragte, ob sie in einem Bett schlafen dürfe. Und
die Frau, die ihr öffnete - denn es war immer eine Frau, ganz gleich, wo sie anklopfte
-, sagte, natürlich, kommen Sie herein, und dann führte sie Lacey in ein
Zimmer, in dem ein gemachtes Bett auf sie wartete, und sie sagte kein weiteres
Wort.
    Und eines Tages wanderte sie eine lange
Bergstraße hinauf, und der Glanz Gottes lag im Sonnenschein ringsherum, und da
wusste sie, dass sie angekommen war.
    Warte, sagte die Stimme, warte
auf den Sonnenuntergang, Schwester Lacey. Der Weg wird dir den Weg zeigen.
    Und er tat es: Der Weg zeigte ihr den Weg. Jetzt
waren mehr Männer hinter ihr her. Jeder Schritt, jedes Knacken eines Zweiges,
jeder Atemzug war wie ein Schuss, lauter als laut, und verriet ihr, wo sie
gerade waren. Sie waren in breiter Reihe hinter ihr ausgeschwärmt, sechs Mann,
und richteten ihre Gewehre ins Dunkel, auf nichts, auf eine Stelle, an der Lacey
gewesen war, aber nicht mehr war.
    Sie kam zu einer Schneise zwischen den Bäumen.
Die Straße. Links, zweihundert Meter weit entfernt, stand die Wachbaracke, von
Licht überflutet. Rechts führte die Straße steil bergab durch den Wald. Irgendwo
dort unten rauschte ein Fluss.
    Nichts an dieser Stelle offenbarte ihre
Bedeutung, und trotzdem wusste Lacey, dass sie hier warten musste. Sie legte
sich bäuchlings auf den Waldboden. Die Soldaten waren hinter ihr, fünfzig
Schritte, vierzig, dreißig.
    Sie hörte das leise, angestrengte Dröhnen eines
Dieselmotors. Die Tonlage wechselte, als der Fahrer herunterschaltete, um die
letzte Steigung zu überwinden. Langsam krochen Scheinwerferlicht und Lärm auf
sie zu. Sie erhob sich in die Hocke, als die Lichtstrahlen über den Höhenkamm
fielen. Es war ein Militärlaster. Der Motorenlärm klang tiefer, als der Fahrer
wieder hochschaltete und der Wagen seine Fahrt beschleunigte.
    Jetzt?
    Und die Stimme sagte: jetzt.
    Sie sprang auf und rannte, so schnell sie konnte,
auf das Heck des Lasters zu. Eine breite Stoßstange, und darüber eine offene
Ladefläche unter einer schwankenden Plane. Einen Moment lang sah es aus, als
sei sie zu spät losgelaufen, und der Lastwagen würde ihr davonfahren. Sie bot
alle ihre Kräfte auf und erreichte ihn. Ihre Hände erfassten die Kante der
Ladeklappe, und erst der eine, dann der andere nackte Fuß verließ die Straße.
Lacey Antoinette Kudoto flog durch die Luft, hoch und über die Klappe, und
rollte auf die Ladenfläche.
    Mit metallischem Dröhnen schlug ihr Kopf auf den
Boden. Sie öffnete die Augen. Kisten. Der Lastwagen war voller Kisten.
    Sie kroch nach vorn bis zur Kabine. Der Laster
fuhr wieder langsamer, als er sich der Wachbaracke näherte. Lacey hielt den
Atem an. Was immer jetzt geschah, würde geschehen: Sie konnte nichts tun.
    Die Druckluftbremsen zischten. Der Wagen kam
ruckelnd zum Stehen.
    »Die Frachtliste.«
    Die Stimme gehörte dem ersten Soldaten, dem, der
Lacey aufgehalten hatte. Dem Kind-Mann mit dem Gewehr. Der Winkel, aus dem seine
Stimme kam, verriet ihr, dass er auf dem Trittbrett stand. Plötzlich roch die
Luft nach Zigarettenrauch.
    »Sie sollten nicht rauchen.«
    »Wer sind Sie, meine Mutter?«
    »Lesen Sie Ihre eigene Frachtliste, Sie Penner.
Sie haben genug Artillerie hinten drauf, um uns alle auf den Mars fliegen zu
lassen.« Auf dem Beifahrersitz kicherte jemand.
    »Ist Ihr Bier. Haben Sie auf der Straße zufällig
jemanden

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