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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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würde ewig
leben oder in den nächsten fünf Minuten sterben. Irgendwann im Laufe der Ereignisse
war das Mädchen belanglos geworden, jedenfalls soweit es Special Weapons
anging. Sie hatten Wolgast zu ihr gebracht; er sprach mit ihr und versuchte,
sie zu sich zu bringen. Bis jetzt ging es ihm gut, aber wenn das Mädchen
sterben sollte, spielte das auch keine Rolle mehr.
    Was zum Teufel hatte Pujol sich gedacht? Sie hätten
die Sperre schon vor Tagen dahaben müssen. Aber zumindest wussten sie jetzt,
wozu diese Biester in der Lage waren. Der Bericht aus Bolivien hatte es schon
angedeutet. Es war jedoch noch einmal etwas anderes, wenn man es mit eigenen
Augen sah, wenn man die Videoaufzeichnung von Carter anschaute und erlebte, wie
dieser Winzling mit einem IQ von höchstens 80 an guten Tagen, dieser Kerl, der
Angst vor seinem eigenen Schatten hatte, sich plötzlich fünf Meter weit durch
die Luft schnellte und einen Mann vom Arsch bis zum Hals aufriss wie einen
Brief, den er sehnsüchtig erwartet hatte. Als alles vorbei war - nach ungefähr
zwei Sekunden -, hatten sie Carter mit Licht beschießen müssen, um ihn in die
Ecke zurückzutreiben, damit sie die Absperrung herunterlassen konnten.
    Jetzt hatten sie zwölf - dreizehn, wenn man
Fanning mitzählte. Richards Job war erledigt, oder doch fast. Gerade war der
Befehl gekommen. Projekt NOAH würde in Operation Jumpstart übergehen. Der
nächste Schritt. In einer Woche würden sie die Glühstäbe nach White Sands
verlegen. Danach hatte er nichts mehr damit zu tun.
    Die ultimativen Bunkerknacker. So hatte Cole sie
genannt, schon damals, als alles noch Theorie gewesen war, vor Bolivien und
Fanning und allem andern. Man brauchte sich nur vorzustellen, was eins von
diesen Viechern anrichten konnte - in den Berghöhlen im Norden von Pakistan
zum Beispiel, oder in den östlichen Wüsten im Iran oder in den zusammengeschossenen
Gebäuden Tschetscheniens. Stell dir eine Darmspülung vor, Richards. Eine
gründliche Säuberung von innen heraus.
    Vielleicht wäre Cole irgendwann auf den Trichter
gekommen. Aber in seiner Abwesenheit hatte die Idee ein eigenes Leben
entwickelt. Da war es egal, dass Richards ein halbes Dutzend internationale
Abkommen aufzählen konnte, gegen die dieses Unternehmen verstieß. Es war egal,
dass es ungefähr die dämlichste Idee war, von der er in seinem ganzen Leben
gehört hatte. Ein Bluff wahrscheinlich - aber wer bluffte, musste irgendwann
die Karten auf den Tisch legen. Und glaubte jemand ernsthaft auch nur eine
verdammte Sekunde lang, man könnte eine von diesen Bestien in den Höhlen von
Nordpakistan festhalten?
    Sykes tat ihm leid, und er machte sich Sorgen um
ihn. Der Kerl war ein Wrack. Seit der Befehl von Special Weapons gekommen war,
hatte er sein Büro kaum noch verlassen. Richards hatte ihn gefragt, ob Lear
Bescheid wisse, und Sykes hatte nur lange und kläglich gelacht.
    »Der Ärmste«, hatte Sykes gemeint. »Der glaubt
immer noch, er könne die Welt retten. Und so, wie die Sache läuft, ist das am
Ende vielleicht sogar nötig. Ich kann nicht glauben, dass das hier auch nur
auf dem Tisch liegt.«
    Gepanzerte Lastwagen würden die Glühstäbe nach
Grand Junction bringen, und von dort würde man sie mit dem Zug nach White Sands
transportieren. Richards erwog ernsthaft, sich ein Haus im Norden Kanadas zu
kaufen, sobald das Ganze hier vorbei war.
    Die Reinigungskräfte würden als Erste
verschwinden. Auch die Techniker und das Gros der Soldaten - diejenigen, die
am schlimmsten im Arsch waren, angefangen mit diesem Paulson. Nach dem Tag an
der Laderampe hatte Richards sich seine Akte angesehen. Paulson, Derrick G.,
Alter 22. Meldung zum Militärdienst nach der Highschool in Glastonbury,
Connecticut, ein Jahr in der Wüste, dann wieder in den Staaten. Kein
Strafregister, und der Kerl war gescheit, hatte einen IQ von 136. Hätte ohne
Zweifel aufs College oder zur Offiziersschule gehen können. War jetzt seit
dreiundzwanzig Monaten auf dem Gelände. Zwei Disziplinarstrafen wegen
Schlafens auf der Wache, eine wegen unerlaubten Benutzens der E-Mail, aber das
war alles.
    Was ihn störte, war die Tatsache, dass Paulson Bescheid wusste oder es zumindest glaubte. Es war nicht so, dass
Paulson etwas getan oder gesagt hatte. Richards hatte es vielmehr an Carters
Gesichtsausdruck gesehen, als er die Wagentür geöffnet hatte - als habe der
arme Kerl ein Gespenst oder Schlimmeres gesehen. Niemand außer dem wissenschaftlichen
Personal und den

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