Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
Vom Netzwerk:
das
Winseln eines Hundes. Als löse das Abbild seines Gesichts im kupfernen Boden
der Pfanne ein tiefes, melancholisches Wiedererkennen aus. Peter bewegte die
Pfanne vorsichtig hin und her. Die Augen des Virais folgten ihr wie gebannt.
Wie lange konnte er die Kreatur so in Schach halten? Bevor weitere Virais durch
die Tür kamen? Seine Hände waren schweißnass, und der Gestank nahm ihm den
Atem.
    Der Laden wird brennen wie eine Fackel.
    »Lish, siehst du irgendeinen Ausgang?«
    Alicia drehte den Kopf hin und her. »Eine Tür
rechts von dir, fünf Meter.«
    »Ist sie abgeschlossen?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen und
bemühte sich, völlig bewegungslos dazustehen, damit der Viral sich weiter auf
die Pfanne konzentrierte. »Hat sie ein Schloss, das du sehen kannst, verdammt?«
    Die Kreatur schreckte auf und verkrampfte sich
plötzlich. Der Viral klappte den Unterkiefer herunter, zog die Lippen zurück
und entblößte zwei Reihen schimmernder Zähne. Er stöhnte nicht mehr. Aus
seiner Kehle kam jetzt ein Klicken.
    »Nein, ich sehe keins.«
    »Mach eine Granate scharf.«
    »Hier ist nicht genug Platz!«
    »Mach schon. Der Raum ist voller Gas. Wirf sie
hinter ihn, und dann lauf zur Tür, so schnell du kannst.«
    Alicia schob eine Hand an ihre Hüfte und löste
eine Granate von ihrem Gürtel. Er spürte, wie sie den Stift herauszog.
    »Und los«, sagte sie.
    Ein sauberer Bogen, hoch über den Kopf des
Virais hinweg. Wie Peter gehofft hatte, verdrehte der Viral den Kopf und
verfolgte den Flug der Handgranate durch die Küche. Sie landete klappernd
hinter ihm auf dem Tisch und rollte dann auf den Boden. Peter und Alicia
drehten sich um und sprangen zur Tür. Alicia war als Erste draußen, und dann
schlugen sie die Stahltür zu. Frische Luft und ein Gefühl von Weite - sie waren
auf einer Art Laderampe. Peter zählte im Kopf. Eine
Sekunde, zwei, drei...
    Er hörte den ersten Knall, die Erschütterung der
explodierenden Granate, und dann einen zweiten, tieferen Donner, als das Gas
im Raum sich entzündete. Sie rollten über die Kante der Rampe, als die Tür über
ihren Köpfen hinwegflog. Dann kam die Druckwelle in einem Feuerball. Peter
spürte, wie ihm die Luft aus der Lunge gerissen wurde. Er presste das Gesicht
an den Boden und legte die Hände über den Kopf. Weitere Gasblasen im Gebäude
explodierten, und das Feuer raste durch das Gebäude nach oben. Trümmer
prasselten herunter, und überall regnete es Glas, das auf dem Asphalt zu
funkelnden Splittern zerstob. Peter atmete Staub und Rauch.
    »Wir müssen hier raus!« Alicia zerrte an ihm.
»Das ganze Ding fliegt in die Luft!«
     
    Seine Hände und sein Gesicht fühlten sich nass
an - er wusste nicht, wovon. Sie waren irgendwo an der Südseite des Gebäudes.
Im Feuerschein des brennenden Hotels rannten sie über die Straße und gingen
hinter dem verrosteten Wrack eines umgestürzten Wagens in Deckung.
    Sie husteten vom Rauch. Ihre Gesichter waren von
Staub bedeckt. Peter sah einen langen, glänzenden Fleck an Alicias
Oberschenkel. Der Stoff ihrer Hose war durchnässt.
    »Du blutest.«
    Sie deutete auf seinen Kopf. »Du auch.«
    Über ihnen ließ eine zweite Serie von
Explosionen die Luft erbeben. Ein riesiger Feuerball raste durch das Hotel nach
oben und überflutete die ganze Umgebung mit wütendem orangegelbem Licht. Ein
Hagel von brennenden Trümmern fiel auf die Straße herab.
    »Glaubst du, die andern sind rausgekommen?«,
fragte er.
    »Ich weiß es nicht.« Alicia hustete, nahm einen
Mundvoll Wasser aus ihrer Flasche und spuckte es auf den Boden. »Bleib hier.«
    Sie huschte geduckt um den Wagen herum und war
einen Augenblick später wieder da. »Von hier aus zähle ich zwölf Smokes.« Mit
einer unbestimmten Gebärde deutete sie nach oben und in die Ferne. »Auf dem
Turm auf der anderen Seite der Straße sind noch mehr. Das Feuer hat sie
zurückgetrieben, aber nicht für immer.«
    Das war's also. Sie saßen draußen im Dunkeln,
ohne Gewehre, eingeklemmt zwischen einem brennenden Gebäude und den Virais.
Sie lehnten sich mit dem Rücken an den Wagen, und ihre Schultern berührten
sich.
    Alicia rollte den Kopf zur Seite und sah ihn an.
»Das war eine gute Idee. Das mit der Pfanne. Woher wusstest du, dass es
funktioniert?«
    »Wusste ich nicht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »War trotzdem ein
cooler Trick.« Sie schwieg, und ein schmerzlicher Ausdruck huschte über ihr
Gesicht. Sie schloss die Augen und atmete ein und aus.

Weitere Kostenlose Bücher