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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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Jude, der ihm antwortete. »Wir schicken
immer noch regelmäßig Patrouillen in die Stadt, um Vorräte und Material
abzustauben. Als das Hotel in die Luft flog, waren wir ganz in der Nähe. Wir
haben einen befestigten Schutzraum in einem der alten Kasinos. Wir haben die
Explosion gehört und sind sofort hingefahren.« Er grinste mit geschlossenem
Mund. »Es war reines Glück, dass wir euch genau in dem Augenblick gesehen
haben.«
    Michael dachte kurz darüber nach. »Nein, das
kann nicht stimmen«, sagte er dann. »Ich erinnere mich genau. Das Hotel ist
explodiert, als wir schon draußen waren. Da wart ihr bereits da.«
    Jude schüttelte zweifelnd den Kopf. »Das glaube
ich nicht.«
    »Frag sie. Sie hat alles gesehen.« Michael sah
Billie an. Sie beobachtete ihn kühl und mit unverändert neutraler Anteilnahme.
»Ich erinnere mich genau. Du hast deine Flammenkanone auf einen von ihnen gerichtet,
und Amy hat mich in den Truck gezogen. Und dann haben wir die Explosion
gehört.«
    Aber bevor Billie antworten konnte, schaltete
Hollis sich ein. »Ich glaube, du bringst das alles ein bisschen durcheinander,
Michael. Ich war es, der dich in den Truck gezogen hat. Das Hotel brannte
schon. Wahrscheinlich verwechselst du das.«
    »Ich könnte schwören ...« Michael wandte sich
wieder an Jude und schaute in das gemeißelte Gesicht. »Und ihr wart in einem
Schutzraum, sagst du?«
    »Ja.«
    »In der Nähe.«
    »Ungefähr drei Straßen weiter.« Jude lächelte
nachsichtig. »Ich würde über einen solchen Glücksfall nicht weiter nachdenken,
mein Freund.« Michael bemerkte, wie die anderen ihn genervt ansahen. Judes Geschichte
ergab keinen rechten Sinn, das war offensichtlich. Warum sollten diese Leute
mitten in der Nacht die Sicherheit eines befestigten Schutzraums verlassen und
auf ein brennendes Gebäude zufahren? Und
warum spielten hier alle mit? Die Straßen rund um das Hotel waren bis auf eine
alle mit Schutt versperrt gewesen. Das bedeutete, dass Jude und Billie nur von
Süden gekommen sein konnten. Er versuchte sich zu erinnern, auf welcher Seite
sie aus dem Hotel herausgekommen waren. Auf der Südseite, dachte er.
    »Ach, verdammt, ich weiß es nicht«, sagte er
schließlich. »Vielleicht täuscht mich mein Gedächtnis. Ehrlich gesagt, in
meinem Kopf geht ziemlich viel durcheinander.«
    Billie nickte. »Damit ist nach einer langen
Bewusstlosigkeit zu rechnen. Ich bin sicher, in ein paar Tagen wird dir alles
wieder einfallen.«
    »Billie hat recht«, sagte Peter. »Lassen wir den
Patienten ein bisschen ausruhen.« Er sah Hollis an. »Olson sagt, er nimmt uns
mit auf die Felder, damit wir uns ansehen, wie sie hier alles machen.«
    »Wer ist Olson?«, fragte Michael.
    »Olson Hand. Er hat hier das Kommando. Du wirst
ihn bestimmt bald kennenlernen. Also, wie wär's, Hollis?«
    Der kräftige Mann lächelte schmal. »Gute Idee.«
    Und damit standen alle auf, um zu gehen. Michael
hatte sich schon damit abgefunden, allein hier zu liegen und sich über diese
seltsame neue Situation den Kopf zu zerbrechen, als Sara im letzten Moment noch
einmal zu seinem Bett zurückgehuscht kam. Jude beobachtete sie vom Wandschirm
aus. Sie nahm Michaels Hand und drückte ihm schnell einen Kuss auf die Stirn.
Das hatte sie seit Jahren nicht mehr getan.
    »Ich bin froh, dass alles gut ist«, sagte sie.
»Du musst jetzt versuchen, so schnell wie möglich wieder zu Kräften zu kommen,
okay? Darauf warten wir alle.«
    Michael lauschte aufmerksam, als sie sich
entfernten. Erst hörte er Schritte, und dann eine schwere Tür, die geöffnet und
wieder geschlossen wurde. Er wartete noch eine Weile, bis er sicher sein
konnte, dass er allein war. Erst dann öffnete er die Faust und las, was auf dem
Zettel stand, den Sara dort hineingedrückt hatte.
    Sag ihnen nichts.
     
    48
     
    Die Party, von der Peter gesprochen hatte, war
am Abend zuvor gefeiert worden, ihrem dritten Abend hier. Für sie war es die
einzige Gelegenheit gewesen, alle zu sehen - alle, die zum Hafen gehörten, an
einem Ort versammelt. Und was sie gesehen hatten, war nicht glaubhaft gewesen.
    Nichts davon - angefangen mit Olsons Behauptung,
es gebe hier keine Virais. Nur zweihundert Kilometer weiter südlich, in Las
Vegas, wimmelte es nur so von ihnen. Von Joshua Valley bis Kelso waren sie mindestens
so weit gefahren, durch ein ganz ähnliches Gelände, und die Virais hatten sie
auf dem ganzen Weg begleitet. Auch den Gestank der Rinderherde, meinte Alicia,
würde der Wind sicher weit tragen.

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