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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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sind magere
Biester, aber für ein kleines Stück Seife hat es gereicht.«
    »Du hast eine Gabelantilope geschossen?«
    Er nickte. »War eine wüste Plackerei, sie
herzuschleppen«, sagte er. »Mindestens fünf Kilometer. Im Fluss gibt's übrigens
auch jede Menge Fische. Ich schätze, wir können genug Vorräte anlegen, um
mühelos über den Winter zu kommen.« Er richtete sich auf und klopfte die Hände
an den Hosenbeinen ab. »Na los, bade jetzt, und ich mache das Frühstück.«
    Als sie fertig war, war das Wasser trüb vor
Dreck und mit einer Fettschicht von der Seife bedeckt. Sie stand auf und
spülte sich mit dem Rest des heißen Wassers aus dem Kessel ab, und dann stand
sie nackt im Garten und ließ sich von der Sonne trocknen. Sie wusste nicht,
wann sie sich das letzte Mal so sauber gefühlt hatte.
    Dann zog sie sich rasch an. Ihre Kleider fühlten
sich schmutzig an, und sie beschloss, demnächst einen Waschtag einzulegen. Als
sie ins Haus kam, sah sie, dass der Keller weitere Überraschungen enthalten
hatte:
    Theo hatte den Tisch gedeckt, mit richtigem
Porzellan, Besteck und Gläsern, die trüb vom Alter waren. Er briet etwas in
der Pfanne, das aussah wie zwei Steaks mit glasigen Zwiebelscheiben. Es war
heiß in der Küche; im Herd glühten ein paar Holzklötze von dem Stapel, den er
neben der Tür aufgetürmt hatte.
    »Das letzte Stück von der Antilope«, sagte er.
»Der Rest wird geräuchert.« Er wendete die Steaks, drehte sich um und wischte
sich mit einem Lappen die Hände ab. »Es ist ein bisschen sehnig, aber nicht
übel. Unten am Fluss gibt es wilde Zwiebeln und Büsche, die aussehen wie
Brombeeren, aber da müssen wir bis zum Frühling warten.«
    »Und was gibt es noch?« Die Frage war nicht
ernst gemeint; es war unglaublich, was er alles getan hatte.
    »Kartoffeln.«
    »Kartoffeln?«
    »Die meisten haben schon gekeimt, aber ein paar
kann man noch essen. Ich habe sie in die Kisten im Keller gebracht.« Mit einer
langen Gabel spießte er die Steaks auf und legte sie auf die Teller. »Wir werden
nicht verhungern. Es gibt viel hier - man muss sich nur umsehen.«
    Nach dem Frühstück spülte er die Teller ab, und
sie sah ihm dabei zu. Sie hatte helfen wollen, aber er bestand darauf, dass sie
nichts tat.
    »Lust auf einen Spaziergang?«, fragte er, als er
fertig war.
    Er verschwand in der Scheune und kam mit einem Eimer
und zwei langen Stangen zurück: Angelruten, die noch immer mit Nylonschnüren
ausgerüstet waren. Er gab Mausami einen kleinen Spaten und das Schrotgewehr mit
einer Handvoll Patronen. Als sie am Fluss ankamen, stand die Sonne schon hoch
am Himmel. Der Fluss floss hier langsamer und verbreiterte sich in einer
weiten, seichten Biegung. Das Ufer war dicht bewachsen und das hohe Schilf
herbstlich golden. Theo hatte keine Angelhaken, aber in einer Küchenschublade
versteckt hatte er ein kleines Nähtui mit einer Schachtel Sicherheitsnadeln
gefunden. Während Maus in der Erde nach Würmern grub, knotete Theo die Nadeln
an die Angelschnüre.
    »Und wie angelt man?«, fragte Maus. Sie hatte
beide Hände voll mit wimmelnder Erde; wo sie auch grub, war der Boden anscheinend
voller Leben.
    »Ich denke, man hängt den Haken einfach ins
Wasser und wartet ab, was passiert.«
    Also taten sie es. Aber nach einer Weile kam es
ihnen albern vor. Sie konnten die Haken im flachen Wasser hängen sehen.
    »Geh zur Seite«, sagte Theo. »Ich versuche,
weiter hinauszuwerfen.«
    Er löste die Sperre an seiner Spule, schwang die
Rute über die Schulter und schleuderte die Schnur nach vorn. Sie schoss in
weitem Bogen über das Wasser, und der Haken verschwand mit einem Plumps im
Wasser. Beinahe sofort bog die Rute sich ruckartig herunter.
    »Scheiße!« Panisch riss er die Augen auf. »Was
mache ich jetzt?«
    »Lass ihn nicht abhauen!«
    Der Fisch brach schimmernd durch die Oberfläche.
Theo fing an, ihn einzuholen. »Scheint ein Riesenkerl zu sein!«
    Während Theo den Fisch ans Ufer zog, stolperte
Maus ins seichte Wasser hinaus. Es war überraschend kalt und lief ihr in die
Stiefel. Sie bückte sich, um den Fisch zu greifen. Er glitt davon, und im
nächsten Augenblick hatte sich die Angelschnur um ihre Beine gewickelt.
    »Theo, Hilfe!«
    Sie lachten beide. Theo packte den Fisch und zog
ihn aus dem Wasser - ein langes, glitzerndes Ding wie ein einzelner, bunter
Muskel, der funkelte, als wäre er mit Hunderten von winzigen Edelsteinen
besetzt. Die Nadel steckte in seinem Unterkiefer, und der Wurm hing noch

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