Cruel World
sich aufrecht mit seinem weißen Gewand aus reiner Seide neben Olivia stellte.
Mir fielen daraufhin beinahe die Augen aus dem Kopf. Er war es tatsächlich! Aurelios Drimakis war der Prinz aus der Unterwelt. Wenn Hades irgendwann etwas zustoßen sollte, würde er die Herrschaft übernehmen und regieren. Dieses Kind war etwas sehr Wertvolles. Es war bloß gut, dass ich ihn vor ein paar Monaten vor dem Feuer in Aarans Kerker gerettet habe. Hades wäre wahrscheinlich ausgerastet, wenn er das erfahren hätte und Aaran würde schon lange nicht mehr am Leben sein. Ich hoffte bloß, dass der kleine Junge ihn nicht bei seinem Vater verraten würde. Das könnte sonst schlimm enden. Allerdings war es möglich, das er sauer auf mich ist, weil ich ihn nicht vor den Vampiren hatte schützen können, obwohl ich es versprochen habe. Er hatte mir jedoch gar keine richtige Möglichkeit dazu gegeben. Schließlich war ich noch imer am Leben. Natürlich hätte ich ihn nicht sterben lassen. Hoffentlich dachte er nicht allzu schlecht über mich. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er nicht allzu glücklich über diese Situation. Hatte er gehofft, mir nicht wiederzubegegnen? Aber er hätte doch damit rechnen müssen, dass ich ebenfalls bei dem Kampf dabei sein würde.
Vater, alle warten auf dich!, rief er mit einem kurzen Blick nach unten, wo plötzlich eine solch große Hand hervorschoss, dass es mich nicht wunderte, dass Hades Körper, dem Olivia und Aurelios halfen hochzukommen, beinahe bis zur Decke reichte.
Wieder wichen wir alle einen Schritt voller Ehrfurcht zurück. Die riesige Person mit der bronze farbenen Haut und den pechschwarzen, dünnen Haaren, die ihm knapp über die Schultern reichten, leuchtete in seiner vollen Pracht. An beiden Handgelenken waren goldene, metallische Schützer befestigt. Er trug ein langes, dunkles Gewand mit jeweils einem Schädel an jeder Schulter. Aus dem eisernen Gürtel um seiner Hüfte stachen mir die spitzen Stacheln besonders ins Auge. Sein dicker, schwarzer Bart verlief sowohl über die Oberlippe, als auch über seinen gesamten Unterkiefer, sodass das halbe Gesicht davon bedeckt wurde. Ich entdeckte keine Falten oder Narben, außer auf der kleinen Nase. Ein schmaler Strich verlief über sein rechtes Auge hinunter. Wenn man nicht so genau hinsah wie ich, konnte man es nicht erkennen. Die Vampire um mich herum hatten sicherlich keine Probleme, diesen Makel zu finden. Trotz allem hatte der Herrscher der Unterwelt, obwohl er wie ein junger alter Mann aussah, etwas überirdisch Schönes an sich.
Nicht nur meine Augen wurden geblendet. Auch viele andere um mich herum mussten blinzeln.
Müssen mich immer alle so hetzen? Die Frage schien eher an sich selbst gerichtet gewesen zu sein, doch Aurelios antwortete ihm trotzdem.
Vater, die Welt muss wieder in Ordnung gebracht werden. Du bist der Einzige, der das kann.
Hades verzog gernervt das Gesicht, was nur noch mehr verblüffte. Er wirkte auf den ersten Blick gar nicht so böse. Es sag eher aus, als würde er schnellstmöglich wieder zurück in die Unterwelt wollen. Seine Stimme war zwar sehr tief und kam ziemlich laut herüber, doch es war nichts Bedrohendes darin zu hören.
Das weiß ich, mein Sohn. Er streckte sich, so, als wäre gerade erst aufgestanden, und gähnte einmal, ohne die Hand vor den Mund zu halten. Also gut. Siminalaria, ich hoffe, es gibt einen wichtigen Grund, weshalb du mich auf die Erde rufst?
Oh ja, Hades. Nickend verbeugte sie sich. Es gibt ein Problem.
Ach ja? Er stöhnte. Ich dachte, du hättest alles unter Kontrolle.
Schon, aber... Sie biss den Kiefer hörbar aufeinander. Selbst mein Vater hat mich verraten.
Als Hades nach Luft schnappte, wurden wir alle durch einen Luftzug nach vorne geschubst. Diejenigen, die sich aufgerappelt hatten, fielen wieder auf den Boden, wo sie dann auch sitzen blieben.
Luzifer! Trete vor! Hades Miene zeigte jetzt doch eine Spur von Wut.
Mein Onkel senkte seinen Kopf, schluckte einmal laut und stellte sich vor ihn. Es spiegelte sich nackte Panik in seinen Augen wider.
Ich bin hier.
Du verräterischer Feigling! brüllte Hades und holte mit seiner Hand aus, um Luzifer gleich darauf gegen die unsichtbare Wand vor eines der Fenster zu schleudern. Ich zuckte erschrocken zusammen, als ich ihn aufschreien hörte und konnte nicht anders, als mich von Aaran zu lösen, um zu ihm zu laufen. Irgendjemand musste ihm doch helfen, sich
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