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Crush Gier

Crush Gier

Titel: Crush Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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behutsam wieder aus. »Anfangs war ich zu fassungslos, um überhaupt denken zu können. Es wollte mir einfach nicht in den Kopf, verstehst du? Joe war tot. Mein Bruder. Man hatte ihn mir weggenommen. Endgültig. Wo er doch mein Leben lang für mich da gewesen war. Und plötzlich war er nur noch ein toter Körper, der mit einem Zettel am Zeh im Leichenschauhaus lag. Es erschien mir so« – er breitete die Hände aus, als wollte er das richtige Wort aus der Luft fischen – »unwirklich.«
    Dann stand er auf und ging am Bett auf und ab. »Erst zwei Tage später, bei seiner Beerdigung, habe ich es wirklich begriffen. Da hatte Oren, obwohl er beinah so fassungslos war wie ich, schon rund um die Uhr daran gearbeitet, Beweise gegen Lozada zu sammeln. Unter seinem Kommando hatte die Spurensicherung jeden Kieselstein auf dem Parkplatz umgedreht, unter jedem Grashalm in dem Rasen nebenan nachgeschaut, um irgendwas aufzuspüren, was vielleicht mit Lozada in Verbindung gebracht werden könnte. Damit Oren einen Durchsuchungsbefehl erwirken oder Lozada auch nur zur Vernehmung einbestellen konnte, brauchte er irgendeinen Beweis, und sei er noch so klein, dass Lozada am Tatort gewesen war.
    Dann, kurz vor der Beerdigung, hat mir Oren erzählt, sie hätten was gefunden. Einen Seidenfaden. Ein einzelner Faden, kastanienbraun, keine fünf Zentimeter lang, war am Tatort zurückgeblieben. Das Labor hatte ihn bereits analysiert und war zu dem Schluss gekommen, dass er aus einem teuren Gewebe stammen musste, wie es in dieser Gegend nur in den exklusivsten Läden verkauft wurde. So wie Lozada es trägt. Wenn sie in seinem Kleiderschrank ein Kleidungsstück aus dem gleichen Stoff finden könnten, hätten sie ihn festgenagelt.

    Zu dem Begräbnis kamen unglaublich viele Menschen. Jeder Polizist erweist einem im Dienst gefallenen Kollegen die letzte Ehre, weißt du? Die Trauergemeinde passte nicht in die Kirche. Der Kirchenchor sang mit Engelsstimmen. Die Nachrufe waren unglaublich bewegend. Die Ansprache des Predigers Trost spendend.
    Nur dass ich nichts davon mitbekam. Rein gar nichts. Weder die Lieder noch die Nachrufe und auch nicht die Rede über das ewige Leben. Immerzu musste ich an den belastenden Seidenfaden denken.«
    Er ging zurück ans Fenster, wo er seine ursprüngliche Pose wieder einnahm und aufs Meer hinausschaute. »Ich überstand die Gebete am Grab, das Versenken des Sarges, die offiziellen Salutschüsse. Grace und Oren haben den Leichenschmaus ausgerichtet. In ihrem Haus drängten sich über hundert Leute, weshalb es für mich nicht schwer war, ungesehen davonzuschleichen. Das war noch vor dem Trinity Tower. Damals wohnte Lozada noch in einem Haus in der Nähe des Universitätscampus. Ich bin einfach durch die Tür gebrochen, obwohl ich genau wusste, dass er zu Hause war.
    Wahrscheinlich kannst du dir denken, was dann passiert ist. Ich hab seine ganze Bude auseinander genommen. Bin wie ein Berserker durch seinen Kleiderschrank gefahren. Hab Schubladen ausgekippt. Das ganze Haus verwüstet. Und weißt du, was er die ganze Zeit über getan hat? Er hat gelacht. Er sich halb kaputtgelacht, weil ich damit dafür gesorgt habe, dass er niemals für den Mord an Joe vor Gericht gestellt werden würde.
    Als ich nicht gefunden habe, worauf ich gehofft hatte, habe ich mich auf Lozada gestürzt. Die Narbe über seinem Auge? Hat er mir zu verdanken. Er trägt sie voller Stolz, weil sie für seinen größten Sieg steht. Für mich bezeichnet sie meinen absoluten Tiefpunkt. Ich glaube ganz ehrlich, dass ich ihn umgebracht hätte, wenn Oren nicht aufgetaucht wäre und mich von ihm heruntergezerrt hätte. Dafür schulde ich Oren ewigen Dank – und mein
Leben. Und Lozada hat mich nur nicht abgeknallt und anschließend auf Notwehr plädiert, weil er wusste, welche Folter es für mich bedeuten würde, mit dieser Niederlage leben zu müssen.«
    Langsam drehte er sich um, bis sich sein Blick in der Dunkelheit mit dem ihren verband. »Dass du so viel Ärger mit Lozada hast, hast du letztendlich mir zu verdanken. Wenn ich damals nicht die Geduld und den Verstand verloren hätte, säße er heute in der Todeszelle, und du würdest nicht bis zum Hals in der Scheiße stecken.«
    Er lachte leise und breitete die Arme in einer Geste aus, die das winzige Zimmer einschloss. »Und ich nicht in der

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