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Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition)

Titel: Cry Baby - Scharfe Schnitte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Flynn
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Alleskleber. Sie hatte die Haare auf dem Kopf aufgetürmt und mit einer blauen Schleife zusammengebunden. Als ich hallo sagte, quiekten sie wieder los, lächelten breit und übertrieben.
    »He, Mille«, platzte Amma los, jetzt ohne Verbände, aber noch fiebrig und beduselt. »Wir spielen bloß mit Puppen. Habe ich nicht das schönste Puppenhaus der Welt?« Ihre Stimme klang klebrig-süß wie bei einem Kind aus einer alten Fernsehserie. Welten lagen zwischen dieser Amma und dem Mädchen, das mir vor zwei Tagen Drogen zugesteckt hatte, das angeblich aus Spaß seine Freundinnen an ältere Jungs verlieh.
    »Yeah, Camille, du stehst auf Ammas Puppenhaus, was?«, echote die dreiste Blondine mit rauer Stimme. Nur Jodes schaute weg und konzentrierte sich auf das Puppenhaus, als wünschte sie sich hinein.
    »Geht es dir besser, Amma?«
    »Und wie, Schwesterherz«, jaulte sie. »Dir hoffentlich auch.«
    Wieder kicherten die Mädchen. Ich schloss gereizt die Tür, weil ich das Spielchen nicht durchschaute. »Vielleicht solltest du Jodes mitnehmen«, ließ sich eine von ihnen durch die Tür vernehmen. Jodes würde nicht mehr lange dazugehören.
    Trotz der Hitze ließ ich mir ein heißes Bad ein und setzte mich hinein, das Kinn auf die Knie gestützt, während sich das Wasser langsam an mir emporschlängelte. Der Raum roch nach minziger Seife und süßlichem Frauensex. Ich war wund, fühlte mich durch und durch benutzt, und es tat einfach gut. Ich schloss die Augen, ließ mich ins Wasser gleiten, bis es mir in die Ohren stieg. Allein. Ich wünschte, ich hätte dieses Wort in meine Haut geschnitten, war plötzlich überrascht, dass es nicht meinen Körper zierte. Mein nacktes Stück Kopfhaut, das ich Adora zu verdanken hatte, bekam eine Gänsehaut, als meldete es sich freiwillig für diese Mission. Auch mein Gesicht kühlte ab. Ich machte die Augen auf und entdeckte meine Mutter über dem Wannenrand, das Gesicht vom langen blonden Haar umrahmt.
    Ich krümmte mich, bedeckte meine Brüste, spritzte Wasser auf ihr rosa Sonnenkleid.
    »Schätzchen, wo warst du denn? Ich war vor Angst wie von Sinnen. Amma hatte eine schlimme Nacht, sonst hätte ich dich selbst gesucht.«
    »Was war denn mit ihr?«
    »Wo bist du letzte Nacht gewesen?«
    »Was war mit Amma los, Mutter?«
    Sie griff nach meinem Gesicht, ich zuckte zurück. Sie runzelte die Stirn und streckte erneut die Hand aus, tätschelte meine Wange, strich mir das nasse Haar zurück. Als sie die Hand wegnahm, schaute sie verblüfft darauf, als hätte das Wasser ihre Haut ruiniert.
    »Ich musste mich um sie kümmern«, sagte sie nur. Gänsehaut kroch über meine Arme. »Ist dir kalt, Liebes? Deine Brustwarzen sind ganz hart.«
    Sie hatte ein Glas bläuliche Milch in der Hand, das sie mir nun schweigend hinhielt.
Wenn mir davon schlecht wird, weiß ich, dass ich nicht verrückt bin. Wenn nicht, bin ich ein hassenswertes Geschöpf.
Ich trank die Milch, während meine Mutter summte und sich mit der Zunge so gierig über die Unterlippe fuhr, dass es beinahe obszön wirkte.
    »So brav bist du als kleines Mädchen nie gewesen«, sagte sie. »Du warst immer trotzig. Vielleicht ist dein Widerspruchsgeist ja ein bisschen gebrochen. Aber das ist gut so, es musste sein.«
    Sie ging hinaus, und ich wartete eine Stunde lang in der Wanne, dass etwas geschah. Magenprobleme, Benommenheit, Fieber. Ich saß ganz still da, wie im Flugzeug, wo ich immer fürchte, jede abrupte Bewegung könne die Maschine abstürzen lassen. Nichts passierte. Als ich die Tür öffnete, lag Amma mit lässig verschränkten Armen in meinem Bett.
    »Du bist so abartig«, sagte sie. »Ich kann es nicht fassen, dass du mit einem
Mädchenmörder
gefickt hast. Du bist genauso eklig, wie sie sagt.«
    »Hör nicht auf Momma. Du kannst ihr nicht trauen. Und …«
Was? Nimm nichts, was sie dir gibt? Sprich es aus, wenn du wirklich so denkst.
»Stell dich nicht gegen mich, Amma, unsere Familie ist schlimm genug.«
    »Erzähl mal von seinem Schwanz, Camille. War er gut?« Ihre Stimme wirkte so anwidernd und aufgesetzt wie früher. Amma schaute mich mit wildem Blick und gerötetem Gesicht an, dann wand sie sich unter der Decke hervor.
    »Ich will nicht mit dir darüber sprechen.«
    »Letztens hast du auch nicht so erwachsen getan. Sind wir denn keine Freundinnen mehr?«
    »Amma, ich muss mich jetzt hinlegen.«
    »Schlaflose Nacht gehabt, was? Wart’s ab, es kommt noch schlimmer.« Sie küsste mich auf die Wange, glitt aus dem Bett und

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