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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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hätte zu viel Lärm verursacht, deshalb schlüpfte er wieder zwischen dem Stacheldraht hindurch.
    Hinter dem Zaun hielt er inne, starrte in die Dunkelheit.
    Lauschte.
    Doch er hörte nur das Pochen seines eigenen Herzens und das leise Seufzen des Windes, der mit dem Laub einer Weide spielte und die Holzflügel einer alten Windmühle drehte, dass sie leise knarrten.
    Vor ihm, nur zehn Meter entfernt, stand das Haus.
    Auf der unbeleuchteten Veranda war kein Hund zu sehen, und er hörte auch kein Pfotengetrappel in der Dunkelheit.
    Immer auf der Hut, die Hand am Heft seines Messers, schlich der Retter lautlos durch das Unkraut und lief dann die unbefestigte, spärlich gekieste Zufahrt hinauf. Vor der Garage machte er halt und sah sich erneut um, jeden Muskel gespannt. Noch immer blieb alles still, keine Spur von einem Hund.
    Gut. Er zog dünne, schwarze Handschuhe an. Das Warten hatte ein Ende.
    Auf Zehenspitzen schlich er die Treppe zur hinteren Veranda hinauf. Hielt inne, um durch die Fenster hineinzuspähen. In der Küche selbst brannte kein Licht, aber vom Flur aus fiel ein heller Schein in den Raum. Die Küche war sauber, aufgeräumt. Abgesehen von der Flasche Whiskey, die offen auf dem Tresen stand. Gut. Alles wie erwartet. In dem ordentlichen Wohnzimmer entdeckte der Retter ein kleines Lämpchen, das offenbar einen Schreibtisch beleuchtete. Neben einem aufgeschlagenen Notizbuch oder Kalender stand ein Telefon in einer Ladeschale, deren rote Kontrolllampe hell leuchtete.
    Er näherte sich der Tür.
    Darüber, auf dem schmalen Rahmen versteckt, ertastete er einen Schlüssel.
    Genau so, wie die Stimme es vorausgesagt hatte.
    Der Retter steckte gespannt den Schlüssel ins Schloss.
    Es sprang mit einem kaum hörbaren metallischen Klicken auf, und die Tür schwang in den gut geölten Angeln.
    Perfekt.
    Er steckte den Schlüssel ein und hielt sein Messer bereit. Mit angehaltenem Atem trat er über die Schwelle in die dunkle Küche.
    Er war im Haus.
     
    Eve griff zum Telefon.
    Sie stand, einen Bademantel über dem Baumwollnachthemd, in der Küche und wärmte sich eine Hand an einem Becher mit Grüntee, während sie mit der anderen das Handy ans Ohr hielt. Es ging zwar schon auf elf Uhr zu, aber sie hatte Anna Maria versprochen anzurufen, wenn sie heil zu Hause angekommen war.
    »Hallo?« Annas Stimme klang frisch und munter. Natürlich. Sie war eine Nachteule, schon immer gewesen. Es war ihr unbegreiflich, dass es Menschen gab, die vor Sonnenaufgang aufstanden.
    »Hi, ich bin’s. Ich bin zu Hause angekommen. Gesund und wohlauf.«
    »Ich hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen«, sagte Anna.
    »Sag Kyle Bescheid.«
    »Mach ich, sobald er zurück ist.«
    »Er ist nicht zu Hause?«
    »Nein. Er hat dich heute Morgen knapp verpasst. Kaum dass er wieder da war, kam ein dringender Anruf, und er ist gleich wieder weggefahren. Irgendein Notfall. Das Computernetzwerk, das er für eine hiesige Bank eingerichtet hat, war zusammengebrochen, ein Totalabsturz. Das gesamte System ist hin, und in Anbetracht des Identitätsschwindels und der Betrügereien, die in diesem Bereich immer häufiger vorkommen, ist der Chef der Bank ausgerastet. Er besteht darauf, dass sämtliche Computer in sämtlichen Zweigstellen morgen, wenn die Bank öffnet, wieder funktionieren müssen. Das bedeutet für Kyle wohl eine Nachtschicht.«
    »Man sollte doch meinen, sie hätten ein Back-up-System.«
    »Haben sie wahrscheinlich, aber sie verlangen nun mal nach Kyle.« Anna klang entrüstet.
    »Ärgerlich, wie?«
    »Das ist noch stark untertrieben.«
    Eve hütete sich, näher auf das Thema einzugehen. Anna beteuerte zwar stets, dass sie an eheliches Glück glaubte, doch ihre eigene Ehe war eine einzige Katastrophe. Sie war nur zu starrsinnig und zu katholisch, um etwas daran zu ändern. »Hör mal, ich wollte eigentlich gerade schlafen gehen. Lass uns ein anderes Mal reden, okay?«
    »Hast du schon mit deinem Vater telefoniert?«
    »Nein.« Eve biss sich auf die Zunge. Sie und Terrence Renner verstanden sich seit einiger Zeit nicht mehr so gut. »Ich rufe ihn morgen früh an.«
    »Gleich nachdem du den Welpen geholt hast?«
    »Wie? Ach so.« Eve schmunzelte über Annas Anspielung. »Nein, vorher.«
    Anna lachte. »Gut. Ich melde mich in ein paar Tagen wieder. Tschüs.«
    »Tschüs«, sagte Eve, aber Anna hatte bereits aufgelegt.
    Eve verzog das Gesicht. Sie dachte kurz daran, ihren Vater jetzt gleich anzurufen, um ihn wissen zu lassen, dass sie in New

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