Cry - Meine Rache Ist Dein Tod
ziemlich gut, doch abgesehen davon war er eine ausgemachte Nervensäge, hatte immer etwas zu meckern, machte anzügliche Bemerkungen oder trat sonst irgend-wie ins Fettnäpfchen. Jetzt deutete er auf Montoyas Zigarette.
»Hab ich auch.« Montoya schnippte den Stummel aufs Pflaster, zertrat ihn und stieg die Treppe hinauf.
Brinkman folgte ihm auf den Fersen. Er trug das Haar an den Seiten etwas länger, um die sommersprossige Glatze in der Mitte wettzumachen. Ständig kämpfte er mit Gewichtsproblemen, und als er den oberen Treppenabsatz erreichte, ging sein Atem pfeifend.
»Wie ich hörte, gab es eine Bombendrohung bei dir zu Hause.«
Ohne zu antworten öffnete Montoya die Tür.
»Aber es war falscher Alarm, wie?«
»Es war Beweismaterial im Fall Renner. Das Notebook des Ermordeten.«
»Und das stand einfach so auf deiner Veranda?«
»Jemand hat mich angerufen und mir gesagt, was er da abgestellt hatte, aber ich habe ihm nicht getraut.« Montoya fand, er sei Brinkman keine Erklärung schuldig, und so ging er zügig weiter in Richtung Treppenhaus.
»Wer war es?«
»Weiß nicht. Wahrscheinlich derselbe Scheißkerl, der den Mord gemeldet hat.«
»Der Täter?«
»Kann sein.«
Brinkman blieb vor dem Aufzug stehen, Montoya hingegen stieg die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, froh, den lästigen Kollegen abgehängt zu haben. Im ersten Stock ging er zuerst in die Küche, schenkte sich einen Becher Kaffee ein und sah zu, wie Lynn Zaroster, eine flotte, gutaussehende junge Polizistin, ein Päckchen Süßstoff auf den Tresen warf. Sie war erst seit zwei Jahren im Morddezernat, und schon begann sich ihr Idealismus abzunutzen. Sie öffnete das Päckchen und ließ ein wenig Süßstoff in ihren dampfenden Kaffee rieseln.
»Das Zeug wird dich noch umbringen«, sagte Montoya.
»Ach ja?« Sie zog eine dunkle Braue hoch und blies leicht belustigt in ihren Kaffee. »Bevor oder nachdem du an Lungenkrebs gestorben bist?«
»Er hat aufgehört zu rauchen«, sagte Brinkman, der gerade die Kaffeeküche betrat, und versuchte ein hämisches Grinsen zu unterdrücken.
Arschloch. Himmel, konnte der Kerl denn nicht endlich mal versetzt werden? Nach Kansas City oder Sacramento oder New York, verdammt, egal wohin, nur weg von hier?
»Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.« Zaroster ging zurück an ihren Schreibtisch.
Brinkman murmelte etwas Unverständliches, dann hob er die Kaffeekanne von der Warmhalteplatte und betrachtete den Bodensatz schwarzer Brühe. »Weißt du, wie man das Ding bedient?«, fragte er, an Montoya gewandt, während sein Blick Zaroster mit ihrem knackigen Hinterteil folgte. Montoya argwöhnte, dass sie heute absichtlich besonders sexy damit wackelte, um Brinkman zu ärgern.
»Ja, aber das kannst du auch selbst«, versetzte Montoya. Auf Brinkmans Weigerung, »Frauenarbeit« zu tun, ließ er sich nicht ein. Er nahm einen Kaffeepad aus dem Schrank und warf ihn dem Detective zu. »Versuch’s mal.«
Flinker, als sein Aussehen erwarten ließ, fing Brinkman den Pad auf. »Toll.«
Bevor der rundliche Detective noch weiter jammern konnte, machte sich Montoya auf den Weg zu Bentz’ Büro.
Sein Partner brütete bereits über Royal Kajaks Akte. Auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lagen Bilder vom Tatort, Notizen und Laborberichte. Auf dem Computermonitor waren ebenfalls Bilder des Toten sowie Innen- und Außenaufnahmen von der Hütte und ihrer Umgebung zu sehen.
Als Montoya eintrat, blickte Bentz auf. »Wie ich höre, hattest du den Verdacht, jemand habe auf deine Veranda eine Bombe gelegt.«
»Die Buschtrommel scheint zu funktionieren.«
»Renners Notebook?«
»Ja. Ich hatte noch keine Gelegenheit, es mir anzusehen. Wenn die Forensiker damit fertig sind, werde ich es mir noch mal vornehmen.« Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
»Wer hat es dort abgestellt?«
»Ein anonymer Anrufer hat mir mitgeteilt, der Laptop und die Aktentasche stünden auf meiner Veranda. Da beides aus Renners Haus stammen muss, denke ich, es war dieselbe Person, die den Mord gemeldet hat. Der Typ hat die Sachen wohl an sich genommen, bevor er sich aus dem Staub machte.«
»Aber warum?« Bentz fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, das noch feucht war von seiner morgendlichen Dusche.
»Weiß nicht.«
»Ein Zeuge?«
»Vielleicht, aber warum versteckt er sich dann vor der Polizei?«
»Womöglich ist der Kerl selbst der Täter.«
»Der Anruf bei mir wurde von einer Telefonzelle aus getätigt. Selbst
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