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Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Cry - Meine Rache Ist Dein Tod

Titel: Cry - Meine Rache Ist Dein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
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mal nach. Schließlich habe ich ausgesagt, du hättest versucht, mich umzubringen.«
    »Aber das glaubst du nicht wirklich, oder?«
    »Ich weiß selbst nicht mehr, was ich glauben soll!«
    »Eve …«
    »Schon gut. Nein, ich glaube nicht, dass du mir etwas antun würdest. Ich habe es wohl nie so recht geglaubt, aber wenn ich konzentriert an jene Nacht denke, dann … dann sehe ich dein Gesicht und die Waffe, aus der ein Schuss abgefeuert wird.« Sie hatte den Tresen trockengewischt und warf das benutzte Küchenpapier in den Mülleimer. »Trotzdem kannst du nicht hier bleiben. Das kommt gar nicht in Frage.«
    »Du musst schon ein bisschen Vertrauen zu mir haben, wenn wir es gemeinsam schaffen wollen.«
    »Dasselbe gilt auch umgekehrt, Cole.« Eve verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich war mit keinem Mann außer dir zusammen«, sagte sie mit Nachdruck. »Aber die Polizei behauptet, dass ich nicht vergewaltigt wurde, während ich bewusstlos war, also …« Sie schauderte. »Ich weiß nicht. Ich habe keine Erklärung dafür. Aber ich erinnere mich an niemand anderen als an dich, Cole. Ich habe dich geliebt. Ich wollte dich heiraten und …« Sie fixierte stirnrunzelnd einen Kaffeefleck auf den Kacheln. »Ich habe dich nie betrogen.« Sie rieb den Flecken, dann sah sie zu Cole auf. »Wenn es anders wäre, müsste ich es doch wissen, oder?«
    Es tat Cole weh, sie so verunsichert zu sehen. Er stellte seinen eigenen Zorn und Schmerz des Betrogenseins hintenan – plötzlich begriff er, wie verheerend der Gedächtnisverlust für Eve war.
    Doch gleichzeitig schien Eve sich zu verschließen, sich emotional zu distanzieren, als sie sich ihrer eigenen Verwirrung bewusst wurde. »Wenn es klappen soll, müssen wir beide von vorn anfangen«, sagte sie schroff.
    Er nickte. Kämpfte den Drang nieder, sie noch einmal an sich zu ziehen. »Ich weiß.«
    »Wir müssen Vertrauen haben, und das ist für uns beide bestimmt nicht leicht.«
    »So, wie ich es sehe, haben wir kaum eine andere Wahl.«
    Sie reichte ihm einen Becher Kaffee. »Also gut.«
    »Gut.«
    Über den Becherrand hinweg sah Cole sie an. Sie hatten einen zaghaften Pakt geschlossen, ein Bündnis, ob es Eve in vollem Ausmaß bewusst war oder nicht.
     
    Sie waren zusammen!
    Eve und ihr Lover.
    Von seinem Beobachtungsposten auf dem Grundstück eines leerstehenden Hauses, dessen Garten an das prächtige Renner-Haus grenzte, konnte er die Küche hervorragend einsehen. Er wagte sich selten so nahe heran, doch diesmal war er das Risiko eingegangen – er konnte einfach nicht anders, als er im Vorbeifahren den zerbeulten alten Jeep bemerkte: Cole Dennis’ Wagen.
    Durchs Fenster sah er, wie er sie küsste, sich ihr aufdrängte, und sie leistete natürlich kaum Widerstand.
    Seine Nasenflügel blähten sich. Nervös kaute er an einem Fingernagel. Er hätte schwören mögen, dass er die beiden selbst auf diese Entfernung riechen konnte, den Brunstgestank, den Geruch von Sex. Er rümpfte angewidert die Nase.
    Eve, die Prinzessin.
    Und jetzt Eve, die Hure.
    Sinnlich, verführerisch und gefährlich durchtrieben.
    Wie konnte sie ihre weiblichen Reize so wahllos einsetzen!
    Und dennoch begehrte er sie.
    Verzweifelt.
    Schmerzlich.
    Ein Luder. Die Sorte, vor der seine Mutter ihn gewarnt hatte.
    Wenn er die Augen schloss, konnte er die Stimme seiner Mutter so klar und deutlich hören, als stünde sie neben ihm unter den schützenden Zweigen dieser Weide.
    Du darfst sie nicht begehren! Sie ist unrein! Eine Hure! Eine Ausgeburt des Teufels!
    Zwar war Mama schon seit Jahren tot, doch er hörte noch immer ihre Ermahnungen, ihre düsteren Warnungen, ihre inbrünstigen Gebete, ihr leises Schluchzen …
    Sie hatte eine leise, weiche Stimme, die zunächst lieb und freundlich klang. Doch hinter den herzlichen, milden Tönen lauerte stets eine Warnung. Streng. Eindringlich. Wenn auch versüßt mit falschem Südstaatencharme. Eine Stimme, die ihn Tag und Nacht verfolgte und in seinem Kopf schmerzte.
    »Oh, solchen Mädchen darfst du nie zu nahe kommen, mein Lieber«, ermahnte sie ihn von Zeit zu Zeit. In der Schule, wo die Nonnen damals noch ihre volle Ordenstracht getragen hatten, auf dem Spielplatz, wo andere Kinder fröhlich lachend und kreischend umhertollten, im Auto, wenn sie unterwegs waren. Ein Bild aus seiner Jugend stand ihm vor Augen.
    Er war acht Jahre alt, und sie zerrte ihn durch die Stadt zur Messe in der St. Louis Cathedral im French Quarter.
    Er erinnerte sich, wie er vor der

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