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Cryptonomicon

Cryptonomicon

Titel: Cryptonomicon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Lawrence und ich haben keinerlei Probleme mit Maschinen.«
    »Ich hab’s kapiert«, sagte Lawrence.
    »Was heißt das, du hast es kapiert?«, fragte Alan.
    »Deine Maschine – nicht der Zeta-Funktion-Berechner, sondern die andere. Die, von deren Bau wir geredet haben -«
    »Sie heißt Universale Turing-Maschine«, sagte Rudi.
    »Das Ding soll schlicht und einfach beweisbare von nicht beweisbaren Aussagen trennen, stimmt’s?«
    »So bin ich auf den Grundgedanken dafür gekommen«, sagte Alan. »Und damit ist Hilberts Frage beantwortet worden. Jetzt will ich eigentlich bloß noch eine bauen, damit ich Rudi beim Schach schlagen kann.«
    »Du hast dem armen Lawrence noch gar nicht die Antwort verraten!«, protestierte Rudi.
    »Da soll er selbst dahinter kommen«, sagte Alan. »So hat er wenigstens was zu tun.«
     
     
     
    Es wurde bald klar, dass Alan in Wirklichkeit meinte: So hat er wenigstens was zu tun, während wir ficken. Lawrence schob sich einen Notizblock in den Hosenbund, fuhr mit dem Fahrrad die paar hundert Meter bis zum Feuerausguck, stieg die Treppe zur Plattform hinauf und setzte sich, den Notizblock auf die Knie gestützt, mit dem Rücken zur untergehenden Sonne, um Licht zu haben.
    Er konnte seine Gedanken nicht sammeln, und etwas später wurde er von einem falschen Sonnenaufgang abgelenkt, der die Wolken im Nordosten beleuchtete. Zunächst glaubte er, ein paar tief liegende Wolken würfen einen Teil des Sonnenlichts zu ihm zurück, doch dafür war es zu konzentriert und zu flackernd. Dann hielt er es für Blitze. Aber die Farbe des Lichts war nicht blau genug. Sie fluktuierte heftig, moduliert (so musste man annehmen) von großen, aufregenden Ereignissen, die der Horizont verbarg.Während die Sonne auf der anderen Seite der Welt unterging, verdichtete sich das Licht am Horizont von New Jersey zu einem festen, sanft strahlenden Kern von der Farbe einer Taschenlampe, mit der man sich unter den Bettlaken durch die Handfläche leuchtet.
    Lawrence kletterte die Treppe hinunter, stieg auf sein Fahrrad und fuhr durch die Pine Barrens. Nicht lange und er stieß auf eine Straße, die in die ungefähre Richtung des Lichts führte. Die meiste Zeit konnte er überhaupt nichts sehen, nicht einmal die Straße, doch nach ein paar Stunden erleuchtete das von der niedrigen Wolkenschicht reflektierte Glühen flache Steine auf dem Fahrweg und verwandelte die gewundenen Bäche der Barrens in glimmende Spalten.
    Die Straße schwenkte nun in die falsche Richtung ab und Lawrence bog direkt in den Wald ein, weil er schon sehr nahe und das Licht am Himmel so kräftig war, dass er es durch den spärlichen Bewuchs von struppigen Kiefern – schwarzen Stecken, die wie verbrannt wirkten, obwohl sie es nicht waren – sehen konnte. Der Boden war in Sand übergegangen, doch der war feucht und stark verdichtet, und Lawrences Fahrrad hatte dicke Reifen, mit denen sich gut darauf fahren ließ. An einer Stelle musste er anhalten und das Fahrrad über einen Stacheldrahtzaun heben. Dann brach er zwischen den Stecken hervor auf eine vollkommen flache Weite aus weißem Sand, die mit Strandhaferbüscheln besetzt war, und wurde im selben Moment von einer niedrigen Mauer aus ziemlich ruhigen Flammen geblendet, die über einen Teil des Horizonts verlief, der etwa so breit war wie der Erntemond, wenn er im Meer versinkt. Ihre Helligkeit machte es schwierig, irgendetwas anderes zu erkennen – Lawrence fuhr immer wieder in kleine Gräben und Bäche, die sich über die Ebene schlängelten. Er lernte, nicht direkt in die Flammen zu starren. Nach beiden Seiten zu schauen war ohnehin interessanter: Auf dem Tafelland erhoben sich in weitem Abstand die größten Gebäude, die er je gesehen hatte, schachtelförmige, von Pharaonen errichtete Konstruktionen, und auf den kilometerbreiten Plätzen dazwischen waren in großflächiger Anordnung Gnomone aus Stahldreiecken, die Innenskelette von Pyramiden, aufgestellt. Die größte davon durchstieß die Mitte eines vollkommenen Kreises aus Eisenbahnschienen von mehreren hundert Metern Durchmesser: zwei auf dem stumpfen Boden gezogene, silberfarbige Kurven, unterbrochen an einer Stelle, wo der Schatten des Turms, eine stehen gebliebene Sonnenuhr, die Zeit anzeigte. Er fuhr an einem Gebäude vorbei, das kleiner war als die anderen und neben dem ovale Tanks standen. Aus Ventilen oben auf den Tanks murmelte Dampf, doch anstatt sich in die Luft zu erheben, rieselte er an den Seiten herunter, traf auf den Boden,

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