Cubuyata - Die Rückkehr des Propheten (Science Fiction Thriller) (German Edition)
nicht gerade Kaffee trank. Die Überraschung über den Preis hätte ihn einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden im Kiosk anrichten lassen.
"Das ist ja Wahnsinn. Das kann sich kein jayun leisten, nehme ich an?" Er suchte das Geld in seinem Portemonnaie zusammen.
"Da haben sie ihre Antwort, weswegen das keiner kauft. Und um ihrer Frage zuvorzukommen, warum ich das dann überhaupt verkaufe: In Kommission kosten mich die Interplanetaren keinen Cent, jedes Exemplar hat aber eine ordentliche Gewinnspanne. Das ist durch das Zeitungsgesetz geregelt." Auch eine Möglichkeit der Zensur, dachte er. Ohne ein weiteres Wort nickte sie Christopher zu und widmete sich wieder ihrem Heft.
"Danke für die Auskunft. Im dritten Kästchen oben ist übrigens ihre 6 falsch. Auf Wiedersehen."
Er klemmte sich die Zeitung unter den Arm und verließ unter ihrem grimmigen Blick das Kiosk. Er überquerte die Straße, setzte sich vor dem Taxistand auf eine Bank und las, was seine Kollegen über amerikanische und europäische Politik zu schreiben hatten. Die französische Provinz der EU litt unter einem Generalstreik, die Vereinigten Staaten litten unter den gestiegenen Zentralbankzinsen und Brasilien wies einen ausgeglichenen Haushalt vor. Gegen das, was sich derzeit auf Cubuyata zutrug, klang es sterbenslangweilig.
"Sie kommen nicht von hier, richtig?"
Christopher schreckte hoch. Durch die intensive Lektüre hatte er nicht bemerkt, dass sich ein schlanker jayun, mit glattem Gesicht, schätzungsweise Ende Vierzig, neben ihn gesetzt hatte. Er las die Cubuyata Times und schaute Christopher nicht an.
"Das ist korrekt. Ich nehme an, die Metropolitan Times hat mich verraten?"
"Das und ihre Kleidung, Mr. Harmon."
Er blätterte in seiner Zeitung. Christopher starrte ihn an.
"Wer sind sie?"
"Jemand, der Diskretion schätzt, den Rebellen sehr nahe stand und der in exakt einer Stunde im Utamakura sitzt."
Er stand auf, winkte ein Taxi an den Straßenrand und fuhr davon.
Christopher notierte sich, was der Mann gesagt hatte, sowie Aussehen und Verhalten. Er war zwar kein ausgebildeter Profiler, eine gewisse Menge an Informationen ermöglichte es aber auch ihm gewisse Schlüsse zu ziehen. Während seines Zen-Studiums hatte er gelernt, seinen Geist nicht an Gedanken anhaften zu lassen. Daher notierte er sich alles, was ihm gerade durch den Kopf ging. Seine Vergesslichkeit war an diesem Verhalten nicht unschuldig, führte ihn seiner Auffassung nach aber eher zur Kultivierung einer Tugend als zur Beibehaltung einer Schwäche.
Eine knappe Stunde später, gegen ein Uhr nachmittags, saß Christopher an einem kleinen Tisch im Utamakura und las erneut die Metropolitan Times. Vor sich hatte er sein übliches Equipment mit Notizbuch und PersonalDevice ausgebreitet. Die Besucher verteilten sich spärlicher über das kleine Lokal als an dem Abend seiner Ankunft. An der Theke saßen drei Personen, einige späte Mittagesser besetzten etwa jeden dritten Tisch. Der ältere jayun hinter dem Tresen hielt schon seit einer Weile mit einer der Bedienungen ein Schwätzchen, eine Zweite schlenderte von einem Tisch zum nächsten. Der Wirt schaute auf seine Uhr, kam vor die Theke und stellte sich an Christophers Tisch.
"Waren sie schon einmal in unserem Separee? Dort ist es deutlich ruhiger als hier vorne im offenen Raum."
Christopher nickte, erhob sich und folgte dem Mann durch eine der hinteren Türen mit Aufschrift "Privat" in einen abgedunkelten Gang. Er führte in einen kleinen Raum, der ihn an Hinterzimmerpoker mit hohen Einsätzen erinnerte. Der Mann von der Bank am Taxistand saß bereits an dem Pokertisch in der Mitte des Raumes. Christopher setzte sich ihm gegenüber auf einen der acht freien Stühle und legte seine Hände auf den grünen Filzüberzug. Er sah einen hageren Mann vor sich, mit einem jener kantigen Gesichter, die auch glattrasiert stoppelig aussahen. Er hatte schwarze Haare, mit silbernen Streifen an den Schläfen.
"Ein beeindruckender Aufwand. Ich hoffe Sie sind kein fanatischer Fan?"
Erst jetzt fiel ihm auf, dass sein Gegenüber einen Stapel Pokerchips zwischen seinen Fingern und über seine Hände wandern ließ. Offenkundig war er schon öfter an einem solchen Tisch gesessen.
"Ich habe den einen oder anderen Artikel von Ihnen gelesen und befand die meisten davon für gut, falls Sie das meinen. Gelegentlich schweifen Sie jedoch ab."
"Einen Hauch künstlerische Freiheit gestehe ich mir zu. Wie kann ich ihnen helfen,
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