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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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töricht!«
    »Nur auf Kapitän Baunts Befehl!«
    »Diese Ausrede ist schlimmer als keine. Wer ist denn der Wurminger, du oder Kapitän Baunt? Du kennst deine Würmer, du mußt sie nach deiner Erfahrung und deinem eigenen Gutdünken behandeln. Wenn Baunt sich wieder einmischt, dann bitte ihn zu dir hinunter und ersuche um seinen Rat für die Behandlung eines Geschwürs. So verhalten sich Wurminger! Ändere sofort den Köder und übergieße den Wurm mit einem Eimer Blagins Mulzent.«
    »Jawohl, Herr«, knirschte Cugel zwischen den Zähnen. Drofo studierte kurz noch den Himmel und Horizont, dann kehrte er in seine Kabine zurück, während Cugel sich daranmachte, den Wurm zu übergießen.
    Kapitän Baunt hatte in der Hoffnung auf günstigen Wind das Segel setzen lassen. Zwei Stunden nach Mitternacht kam ein Seitenwind auf, der das Segel gegen den Mast peitschte. Das laute Klatschen riß Kapitän Baunt aus dem Schlaf. Er taumelte an Deck. »Wo ist der Ausguck? He, Wurminger! Du dort. Ist denn niemand hier?«
    Cugel kletterte von der Planke an Deck. »Nur der Ausguck, der unter der Laterne schläft.«
    »Nun, und was ist mit dir? Weshalb hast du das Segel nicht verzurrt? Bist du vielleicht taub?«
    »Nein, Herr, aber ich war unter Wasser und habe den Wurm mit Blagins Mulzent eingerieben.«
    »Nun, dann sieh jetzt zu, daß du etwas gegen dieses grauenvolle Klatschen unternimmst!«
    Cugel beeilte sich zu gehorchen, während Kapitän Baunt zur Steuerbordreling ging. Hier entdeckte er neuen Grund zur Unzufriedenheit. »Wurminger, wo ist der Köder? Ich befahl Doppelköder mit Betörungszusatz!«
    »Herr, man kann den Wurm nicht behandeln, während er sich anstrengt, um an den Köder zu gelangen.«
    »Warum hast du es überhaupt getan? Ich habe keinen Mulzent befohlen!«
    Cugel richtete sich zur vollen Größe auf. »Herr Kapitän, ich habe den Wurm nach meiner Erfahrung und eigenem Gutdünken behandelt!«
    Kapitän Baunt starrte ihn erstaunt an, warf wortlos die Arme hoch, drehte sich um und kehrte zu seiner Koje zurück.

Lausicaa
     
     
    Die Sonne, die sich dem Westen entgegenneigte, verschwand hinter tiefhängenden Wolken, und die Dämmerung kam verfrüht. Die Luft war völlig still, die Meeresoberfläche sah aus wie schwerer Satin, nur daß sie den Himmel widerspiegelte, so daß es den Anschein hatte, als segle die Galante durch ein wundersames lavendelfarbiges Leuchten. Nur der Bug verursachte V-förmige Wellen, die, sich kräuselnd, die Glätte brachen.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang tauchte Lausicaa am Horizont auf: ein Schatten, der sich fast in der pflaumenfarbigen Düsternis verlor.
    Als die Nacht sich herabsenkte, flackerten Dutzende Lichter aus der Stadt Pompodouros um den Hafen auf, spiegelten sich in ihm und erleichterten dem Steuermann die Arbeit.
    Die Piers hoben sich aus dem widerspiegelnden Licht schwärzer als schwarz ab. Doch der Dunkelheit und des unbekannten Gewässers wegen beschloß Kapitän Baunt vorsichtshalber Anker zu werfen, statt an einem Pier anzulegen.
    Vom Achterdeck rief Kapitän Baunt: »Drofo! Holt Eure Köder hoch!«
    »Köder hoch!« bestätigte Drofo, dann in verändertem Ton: »Cugel! Entködere die Würmer!«
    Cugel riß die Köder von den beiden Backbordwürmern hoch, eilte über Deck, sprang hinunter auf die Steuerbordlaufplanke und entköderte auch den Steuerbordwurm. Kaum, daß die Galante sich durch die lässige Flossenbewegung der Würmer auch nur rührte.
    Trotzdem rief Kapitän Baunt: »Drofo, haltet die Würmer ruhig!«
    »Würmer stillen!« bestätigte Drofo, und dann: »Cugel, Würmer stillen! Beeil dich!«
    Cugel stillte den Steuerbordwurm, fiel dabei jedoch ins Wasser, dadurch verzögerte sich das Stillen an Backbord, was zu einem neuerlichen, verärgerten Befehl des Kapitäns führte: »Drofo, beeilt Euch mit dem Stillegen! Oder führt Ihr vielleicht ein Bestattungsritual durch? Bootsmann, Anker bereit!«
    »Schon am Stillen!« versicherte Drofo dem Kapitän. »Cugel, mach schnell!«
    »Anker bereit, Herr!«
    Endlich lagen die Würmer ruhig und die Galante ebenfalls.
    »Anker fallen lassen!« rief Baunt.
    »Anker im Wasser, Herr! Grund bei sechs Faden.«
    Fast reglos lag die Galante vor Anker. Cugel lockerte das Geschirr der Würmer, rieb die Tiere mit Salbe ein und fütterte sie.
    Nach dem Abendessen ließ Kapitän Baunt die Besatzung an Deck antreten und ersuchte auch die Passagiere an seiner Ansprache teilzunehmen. Etwas erhöht auf dem Niedergang stehend, gab er

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