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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Verantwortung hat!«
    »Damit wäre alles in dieser Hinsicht gesagt«, erklärte Cugel. »Doch nun muß ich auf etwas Makaberes zu sprechen kommen, und ich tue es nur dieses eine Mal. Nehmen wir an, es befände sich jemand auf dem Schiff – nennen wir diesen Jemand Zita, nach der Göttin der Unberechenbarkeit –, nehmen wir ferner an, diese Zita beabsichtige, Cugel aus dem Reich der Lebenden zu entfernen. Sie denkt dabei an Gift in seinem Essen, ein Messer in seiner Gurgel oder an einen Stoß über die Reling.
    Edlen Menschen kommt so etwas natürlich gar nicht in den Sinn. Trotzdem habe ich einen Plan ausgedacht, diese Möglichkeit auf ein Nichts zu beschränken. Tief im vorderen Laderaum werde ich Sprengstoff, eine Kerze und eine Zündschnur anordnen. Jeden Tag werde ich eine schwere, eisenbeschlagene Tür aufsperren und die Kerze erneuern. Tue ich es nicht, würde die Kerze niederbrennen und ihre Flamme die Zündschnur erreichen. Der Sprengstoff würde den Schiffsrumpf aufreißen und die Galante wie ein Stein untergehen. Madame Soldinck, Ihr scheint verwirrt zu sein. Habt Ihr mich gehört?«
    »Nur zu gut!«
    »Damit wäre meine heutige Ansprache beendet. Madame Soldinck, begebt Euch zum Ruder, wo ich Euch in die Grundbegriffe des Steuerns einweisen werde. Mädchen, bereitet zunächst ein gutes Mahl für uns zu, dann kümmert euch um die Kabinen, ein jeder soll es bequem haben.«
    Am Steuerruder warnte Madame Soldinck erneut vor den Gefahren im Süden. »Die Seeräuber sind blutdürstig! Dann gibt es auch Meeresungeheuer: die blauen Tranfinnen, die Thryfwyden, die vierzig Fuß langen Wasserschatten! Und der Sturm tost aus allen Richtungen, er zerschmettert die Schiffe wie Nußschalen!«
    »Wie überleben die Seeräuber bei solchen Bedrohungen?«
    »Wen interessiert es, wie sie überleben? Wir hoffen inbrünstig, daß sie zugrunde gehen!«
    Cugel lachte. »Eure Warnung übersieht die Tatsachen! Wir haben Ware für Iucounu geladen, die über Val Ombrio an der Küste von Almery geliefert werden muß.«
    »Ihr seid es, der die Tatsachen übersieht! Die Ware wird über Port Perdusz geliefert, wo unsere Geschäftspartner sie weiterleiten. Wir müssen nach Port Perdusz!«
    Wieder lachte Cugel. »Für wie dumm haltet Ihr mich? Kaum legte das Schiff am Kai an, würdet Ihr wie wahnsinnig nach den Bütteln brüllen. Wie zuvor: Steuert südwärts!«
    Cugel ließ Madame Soldinck wütend am Steuerruder zurück und machte sich daran, in Ruhe zu speisen.
     
    Am nächsten Morgen machten sich die ersten Anzeichen bemerkbar, daß nicht alles nach Wunsch verlief, doch noch am Rand des Ungreifbaren. So sehr er sich auch anstrengte, er kam nicht dahinter, was es war. Mit dem Schiff war alles in Ordnung, obgleich die Würmer, auch jetzt bei Halbköder, etwas schwerfällig wirkten, wie nach harter Arbeit. Er nahm sich vor, ihnen ein Stärkungsmittel geben zu lassen.
    Eine Reihe hoher Wolken am Westhimmel versprach Wind, der, wenn günstig, den Würmern Gelegenheit geben würde, sich auszuruhen ... Cugel runzelte verwirrt die Stirn. Drofo hat ihn auf die Unterschiede in der Farbe und dem sonstigen Aussehen des Meeres aufmerksam gemacht. Nun sah es ganz so aus, als wäre dies genau der gleiche Gewässerteil, den sie gestern durchquert hatten ... Lächerlich! schalt er sich. Er mußte seine Phantasie zügeln!
    Am Spätnachmittag sah Cugel am Heck stehend eine stattliche kleine Kogge, die schnell durch das Wasser schnitt. Cugel hob sein Glas an die Augen und studierte das Schiff mit seinen vier platschenden und ungenügenden Würmern, die offenbar bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angetrieben wurden. An Deck glaubte Cugel Soldinck, Kapitän Baunt und Pulk zu erkennen, während ein hochgewachsener Mann, zweifellos Drofo, an der Bugreling stand und grübelnd über das Meer blickte.
    Cugel blickte zum Himmel. In etwa zwei Stunden würde die Nacht einbrechen. Ohne Eile befahl er Doppelköder für alle Würmer und einen guten Schluck Stärkungsmittel obendrein. Mühelos entfernte die Galante sich von ihrem Verfolger.
    Interessiert hatte Madame Soldinck alles beobachtet. Schließlich erkundigte sie sich: »Wessen Schiff war das?«
    »Allem Anschein nach das von Händlern der Sarpentinseln«, antwortete Cugel. »Wilde, unangenehme Burschen. Das nächste mal macht Ihr am besten einen weiten Bogen um so ein Schiff!«
    Madame Soldinck schwieg, und Cugel hatte ein neues Rätsel, über das er sich den Kopf zerbrach: Wie konnte Soldinck ihm

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