Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Ein Laharg {2} , ein Keak {3} !«
    »Wenn Ihr den Mund nicht haltet, lasse ich Euch in den Laderaum werfen!«
    »Pah!« entgegnete Madame Soldinck höhnisch. »Wer würde schon deine Befehle ausführen?«
    »Wenn nötig, sperre ich Euch selbst ein! Zucht und Ordnung müssen auf dem Schiff gewahrt bleiben. Ich bin nunmehr hier der Kapitän, also hört meine Anweisungen: Erstens, Ihr werdet von nun an Eure Zunge hüten. Zweitens, ihr werdet euch alle auf dem Mitteldeck versammeln, um meine Ansprache zu hören!«
    Widerstrebend begaben Madame Soldinck und ihre Töchter sich auf das Mitteldeck.
    Cugel stieg den Niedergang bis etwa zur Hälfte hoch: »Meine Damen, ich bitte um volle Aufmerksamkeit!« Lächelnd wanderte sein Blick von einem Gesicht zum andern. »Nun denn! Es ist mir bewußt, daß der heutige Tag für uns alle hätte besser sein können. Doch jetzt ist jetzt, und wir müssen uns mit den Gegebenheiten abfinden. In dieser Hinsicht ein Wort des Rates.
    Auf dem Schiff hat Disziplin den Vorrang, das heißt, daß die Befehle des Kapitäns widerspruchslos und ohne Zaudern ausgeführt werden müssen. Die Arbeit wird gleichmäßig aufgeteilt. Ich habe bereits die Pflichten der Schifführung auf mich genommen. Von euch, meiner Mannschaft, erwarte ich gute Zusammenarbeit, Bereitwilligkeit und Eifer. Ist euer Pflichtbewußtsein entsprechend, werdet ihr feststellen, daß ich nachsichtig, verständnisvoll, ja gütig bin.«
    Heftig rief Madame Soldinck: »Wir wollen weder dich noch deine Nachsicht! Bring uns sofort nach Pompodouros zurück!«
    Mit betrübter Stimme sagte Meadhre, die älteste Tochter: »Psst, Mama! Sei wirklichkeitsnaher! Cugel kann nicht wagen, nach Pompodouros zurückzukehren, also laß uns herausfinden, wohin er will.«
    »Das werde ich euch jetzt sagen. Unser Zielhafen ist Val Ombrio an der Küste von Almery, ein gutes Stück südwärts von hier.«
    Madame Soldinck rief entsetzt: »Das kann doch nicht dein Ernst sein! Dazwischen liegen Gewässer voll schrecklicher Gefahren! Das weiß doch jeder!«
    Mit eisiger Stimme wies Cugel sie zurecht: »Zunächst, Madame, ersuche ich Euch um die mir gebührende Anrede. Und dann muß ich Euch doch sehr bitten, jemandem mit meiner Erfahrung Vertrauen zu schenken und die Schauermärchen von Hausfrauen Eurer Gesellschaftsschicht zu vergessen!«
    Nun wandte Salasser sich an ihre Mutter: »Cugel wird tun, was er für richtig hält, warum sich ihm also widersetzen? Es wird ihn nur verärgern!«
    »Sehr vernünftig!« lobte Cugel. »Nun zu der Arbeit: Jede muß zum fähigen Wurminger nach meinen Anweisungen werden. Da wir ausreichend Zeit haben, werden wir die Würmer nur mit halber Köderportion antreiben, was gut für sie ist. Dann zum leiblichen Wohl an Bord. Uns fehlt Angshott, der Koch, doch haben wir genügend Vorräte, daß wir nicht zu sparen brauchen. Folgedessen werdet ihr den Dienst in der Kombüse abwechselnd übernehmen und eure Kochkünste beweisen können.
    Noch heute werde ich einen Dienstplan aufstellen. Schon jetzt kann ich sagen, daß ich tagsüber die Pflichten des Ausgucks übernehme und die Aufsicht über alle Arbeiten. Vielleicht sollte ich hier erwähnen, daß Madame Soldinck aufgrund ihres Alters und ihrer gesellschaftlichen Stellung nicht als Nachtsteward arbeiten muß. Was ...«
    Madame Soldinck machte einen Schritt vorwärts. »Einen Augenblick! ›Nachtsteward‹ – was sind seine oder in unserem Falle ihre Pflichten, und weshalb werde ich davon ausgeschlossen?«
    Cugel blickte über das Meer. »Allein die Bezeichnung ›Nachtsteward‹ erklärt die Pflichten von allein. In unserem Fall – und nennen wir es ruhig ›Nachtstewardeß‹ – ist die Arbeit hauptsächlich auf die Bedienung des Kapitäns beschränkt. Da es ein Posten von Prestige ist, erscheint es mir nur fair, daß Meadhre, Salasser und Tabazinth sich dabei ablösen.«
    Wieder erregte sich Madame Soldinck. »Wie ich befürchtete! O nein, Cugel! Ich übernehme die Stellung der Nachtstewardeß! Und versucht nicht, es mir ausreden zu wollen!«
    »Alles schön und gut, Madame, aber Eure Fähigkeiten werden am Ruder benötigt!«
    Meadhre sagte: »Aber Mama, wir sind bei weitem nicht so gebrechlich und ungeschickt, wie du glaubst!«
    Nun warf auch Tabazinth lachend ein: »Mama, du bist es doch, die besonderer Rücksicht bedarf, nicht wir. Wir kommen mit Cugel recht gut aus.«
    Salasser meinte: »Wir müssen schon Cugel die Entscheidungen treffen lassen, da schließlich er die

Weitere Kostenlose Bücher