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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verwirrte Dame Mupo ein wenig. In letzter Zeit bemerkten wir, daß sich Landstreicher und anderes lichtscheues Gesindel zwischen den Säulen herumtrieb. Wir verjagten sie und veränderten dann, um mögliche Diebe zu verwirren, unsere Numerierungsweise. Tatsächlich hat sich absolut nichts geändert, Ihr braucht Euch deshalb keine Gedanken zu machen.«
    Zweifelnd den Kopf schüttelnd, verließ Dame Petish sie. Bei den Säulen blieb sie eine Weile stehen und betrachtete sie eingehend, ehe sie ins Dorf zurückkehrte.
    Nisbet sagte nervös: »Ich hoffe, es kommt sonst niemand mehr, der Fragen stellt. Eure Antworten sind erstaunlich und verblüffen selbst mich, aber andere lassen sich möglicherweise nicht so leicht überzeugen.«
    »Die Sache dürfte damit eigentlich erledigt sein«, meinte Cugel, und die beiden machten sich wieder an ihre Arbeit.
    Früh am nächsten Nachmittag kam Dame Sequorce mit einigen ihrer Schwestern aus dem Dorf. Sie blieben mehrere Minuten bei den Säulen stehen, ehe sie zum Steinbruch weitergingen. Nisbet sagte mit zittriger Stimme: »Cugel, ich ernenne Euch zum Sprecher unseres Unternehmens. Habt die Güte, diese Damen zu beruhigen.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach Cugel. Er ging Dame Sequorce entgegen. »Eure Stücke sind noch nicht fertig. Ihr dürft in einer Woche wiederkommen.«
    Dame Sequorce schien ihn nicht zu hören. Sie ließ ihre blaßblauen Auen durch den Steinbruch wandern. »Wo ist Nisbet?«
    »Nisbet fühlt sich nicht wohl. Unsere Lieferzeit ist einen Monat oder länger, da wir erst wieder neuen Weißstein freihauen müssen. Es tut mir leid, aber eher können wir Euch nicht bedienen.«
    Dame Sequorce blickte Cugel durchdringend an. »Wo sind die Einser- und Zweierstücke? Wie kommt es, daß sie verschwanden und nun die Dreier auf dem Boden aufliegen?«
    Cugel täuschte Erstaunen vor. »Was, tatsächlich? Sehr merkwürdig. Doch es ist eben nichts von Dauer, und die Einser und Zweier sind möglicherweise zu Staub zerfallen.«
    »Von Staub um den Fuß der Säulen ist nichts zu sehen.«
    Cugel zuckte die Schultern. »Da die relative Höhe der Säulen geblieben ist, ist ja kein großer Schaden entstanden.«
    Aus dem hinteren Teil des Steinbruchs kam eine von Dame Sequorces Schwestern angerannt. »Wir haben einen Haufen Säulenteile hinter Steinen versteckt gefunden. Alle sind Zweier!«
    Dame Sequorce bedachte Cugel mit einem kurzen Seitenblick, dann wandte sie sich um und kehrte, von ihren Schwestern gefolgt, in das Dorf zurück.
    Düsterer Miene begab Cugel sich in Nisbets Behausung. Der Steinhauer hatte hinter der Tür verborgen alles mitangehört. »Nichts bleibt gleich«, murmelte Cugel. »Es ist nun Zeit, von hier fortzuziehen.«
    Verstört zuckte Nisbet zurück. »Fortziehen? Aus meinem wundervollen Haus? Meine Antiquitäten! Meine Raritäten! Nein, ich kann sie nicht verlassen!«
    »Ich fürchte, Dame Sequorce wird sich nicht mit einfacher Mißbilligung zufriedengeben. Erinnert Ihr Euch, wie sie Euch am Bart gezerrt hat?«
    »Und ob ich mich erinnere! Doch diesmal werde ich mich verteidigen!« Nisbet trat an einen Schrank und wählte ein Schwert aus. »Die Klinge ist aus dem feinsten Stahl von Alt Kharai! Hier, Cugel, diese ist von gleichem Wert und in einer prächtigen Scheide. Tragt sie mit Stolz!«
    Cugel schnallte sich das uralte Schwert an den Gürtel. »Trutz ist ja schön und gut, aber eine heile Haut ist gesünder. Ich bin dafür, daß wir uns auch auf eine Flucht vorbereiten.«
    »Nie!« rief Nisbet hitzig. »Ich stelle mich an die Tür meines Hauses, und die erste, die es wagen sollte, mich anzugreifen, bekommt meine Klinge zu kosten!«
    »So nahe kommen sie vielleicht gar nicht heran«, gab Cugel zu bedenken. »Sie werden möglicherweise Steine werfen.«
    Nisbet achtete nicht auf ihn, sondern bezog Posten an der Tür. Cugel überlegte kurz, dann trug er verschiedenerlei Sachen zu dem Wagen, den die Maotenkaufleute zurückgelassen hatten: allerlei zu essen, Wein, Teppiche, Kleidungsstücke. In seinem Beutel verstaute er ein Tiegelchen mit Ossipstiefelwichse, nachdem er zuvor seine Stiefel eingeschmiert hatte, und zwei Handvoll Terces aus Nisbets Urne. Einen zweiten Tiegel Stiefelwichse stellte er auf den Wagen.
    Ein aufgeregtes Rufen Nisbets unterbrach Cugel bei seiner Arbeit. »Cugel! Sie kommen! Sie stürmen herbei!«
    Cugel trat zu dem Alten an die Tür, und sein Blick folgte dem ausgestreckten Finger. »Ihr könnt mit Eurem hehren Schwert die Horde zwar

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