Cugel der Schlaue
schob sich über den Horizont, und die ersten Männer schlurften aus dem Dorf herbei. Wie Cugel vorhergesehen hatte, kletterte ein jeder auf seine Säule. Keiner schien verwundert zu sein oder äußerte Zweifel, und Nisbet lachte heiser.
In den folgenden Wochen führten Cugel und Nisbet eine große Zahl der Aufträge aus, doch keineswegs so viele, daß es Erstaunen erweckt hätte. Dame Sequorce bekam zwei Teilstücke, nicht drei, wie sie gefordert hatte, doch sie war nicht unzufrieden. »Ich wußte, daß ich mich bloß durchzusetzen brauchte! Um seine Wünsche erfüllt zu kriegen, muß man eben Drohungen anwenden. Ich werde bald zwei weitere Teilstücke bestellen, jedenfalls sobald ich eure unverschämt hohen Preise bezahlen kann. Aber eigentlich könnt ihr schon jetzt mit der Arbeit daran beginnen, damit ich nicht wieder warten muß. Eh, Nisbet? Ihr habt doch nicht vergessen, wie ich an Eurem Bart zupfte?«
Nisbet entgegnete mit förmlicher Höflichkeit: »Ich werde Eure Bestellung notieren. Lieferung erfolgt in der üblichen Reihenfolge.«
Dame Sequorce antwortete lediglich mit einem rauhen Lachen und kehrte ins Dorf zurück.
Nisbet seufzte bedrückt. »Ich hatte gehofft, eine schnelle Aufstockung würde unsere Kunden zufriedenstellen, doch es hat ganz den Anschein, als forderten sie nun noch mehr. Dame Petish beispielsweise ärgert sich, daß Dame Cillincxs' Gatte auf gleicher Höhe wie ihrer sitzt. Dame Viberl bildet sich ein, die Erste Dame zu sein und besteht darauf, daß Viberl um mindestens zwei Teilstücke höher sitzen muß als die gesellschaftlich niedrigeren.«
Cugel zuckte die Schulter. »Wir können nur tun, was menschenmöglich ist.«
Unerwartet schnell waren die ehemaligen Einserstücke aufgebraucht, und die Frauen gaben keine Ruhe. Cugel und Nisbet besprachen die Sache eingehend und beschlossen, den Forderungen mit Gleichmut zu begegnen.
Einige der Frauen jedoch, denen Dame Sequorces Erfolg nicht unbemerkt blieb, kamen mit zunehmend ärgeren Drohungen daher. Also fanden Cugel und Nisbet sich mit dem Unvermeidlichen ab und machten sich eines Nachts daran, alle Zweierstücke der Säulen zu entfernen. Wie das letzte Mal fiel den Männern nichts auf. Cugel und Nisbet bemühten sich, mit der Lieferung nachzukommen, und die alte Urne, in der Nisbet seine Terces aufbewahrte, quoll über.
Eines Tages kam eine junge Frau zu Nisbet. »Ich bin Dame Mupo und erst eine Woche verheiratet, aber es ist an der Zeit, mit einer Säule für Mupo zu beginnen, der von zarter Gesundheit ist und dringend obere Ausstrahlung benötigt. Ich habe mich umgesehen und einen Platz ausgesucht, doch während ich zwischen den Säulen umherging, fiel mir etwas Merkwürdiges auf. Die untersten Stücke weisen alle die Zahl drei auf, statt eins, wie man doch meinen müßte, daß es üblich ist. Was ist der Grund dafür?«
Ehe Nisbet etwas stammeln konnte, antwortete Cugel an seiner Stelle: »Das ist eine Neuerung, um jungen Familien wie Eurer zu helfen. Viberl beispielsweise genießt reine unverdünnte Strahlung auf seiner Vierundzwanziger. Indem wir bei Euch mit einem Dreier- und nicht einem Einserstück anfangen, seid Ihr nur noch einundzwanzig Blöcke unter ihm, statt dreiundzwanzig.«
Dame Mupo nickte erfreut. »Das ist wahrhaftig eine Hilfe.«
Cugel fuhr fort: »Das ist natürlich etwas, das wir nicht öffentlich bekanntmachen, da wir ja schließlich nicht allen entgegenkommen können. Betrachtet also diesen Dienst als einen persönlichen Gefallen für Euch. Und da sich Euer armer Gatte nicht der besten Gesundheit erfreut, liefern wir Euch gleichzeitig mit Eurem Dreier- auch das Viererstück. Doch dürft Ihr darüber mit niemandem sprechen, nicht einmal mit Mupo, denn ähnliche Gefallen können wir nicht allen erweisen.«
»Das verstehe ich völlig! Es soll niemand erfahren!«
Am nächsten Tag erschien Dame Petish im Steinbruch. »Nisbet, meine Nichte hat vor wenigen Tagen Mupo geheiratet, und nun kommt sie mit einer rätselhaften Geschichte über Dreier und Vierer daher, die ich, ehrlich gesagt, nicht verstehe. Sie behauptet, Euer Mann Cugel habe ihr ein kostenloses Säulenstück als Aufbauhilfe für junge Familien versprochen. Es interessiert mich, da nächste Woche eine andere Nichte heiratet, und wenn Ihr zwei Teilstücke für den Preis von einem hergebt, ist es nur richtig, daß Ihr mir, als alter und geschätzter Kundin, die gleiche Vergünstigung gewährt.«
Cugel sagte glatt: »Ich fürchte, meine Erklärung
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