Cugel der Schlaue
Varmous'. Oder, wer weiß, vielleicht mit Wiskichs Avventura . Alle Dilks sind verrückt. Sie bilden sich ein, sie leben ewig, und achten keinerlei Gefahr. Ihre Masten tragen Topplichter, damit sie ihren Weg zurück nach Dilclusa finden können, wenn die Sonne erlischt.«
Cugel wollte noch eine Frage stellen, aber der Schiffsmeister hatte sich bereits in seine Kajüte zurückgezogen.
Während des Gesprächs war der kleine dicke Mann aus dem Lagerhaus zurückgekehrt. Er lauschte kurz, dann ging er schnellen Schrittes zur Avventura , wo er die Laufplanke hocheilte und in der Kajüte verschwand. Fast umgehend kam er wieder heraus, schritt die Laufplanke hinunter, blieb flüchtig stehen, dann kehrte er würdevollen Schrittes, ohne Cugel zu beachten, zum Lagerhaus zurück.
Cugel ging weiter zur Avventura . Am Fuß der Laufplanke war ein Schild aufgestellt worden.
ACHTUNG!
PASSAGIERE IN DEN SÜDEN!
Die anzulaufenden Häfen stehen nun fest:
Mahaze und die Nebelinseln
Lavrraki Real, Octorus, Kaiin
verschiedene Häfen von Almery
KEIN BETRETEN DES SCHIFFES OHNE FAHRSCHEIN!
FAHRSCHEIN BEIM REISELEITER
IM GRAUEN LAGERHAUS
GEGENÜBER DEM HAFEN ERHÄLTLICH
Mit langen Schritten überquerte Cugel den Hafen und betrat das graue Lagerhaus. An einer Abtrennung hing ein altes Schild:
FAHRSCHEINE
Cugel betrat das Büro, oder was immer es sein sollte, wo er hinter einem klapprigen Schreibtisch den kleinen dicken Mann sitzen sah, der augenblicklich Eintragungen in ein Geschäftsbuch machte.
Er blickte hoch. »Womit kann ich Euch dienen?«
»Ich möchte eine Reise an Bord der Avventura nach Almery buchen. Bitte stellt mir einen Fahrschein aus.«
Der Mann blätterte eine Seite um und studierte kurzsichtig eine Reihe Eintragungen. »Tut mir leid, mein Herr, aber es ist alles ausgebucht. Bedauere ... Oh, einen Moment! Vielleicht hat jemand abgesagt. Wenn ja, habt Ihr Glück, denn es ist die einzige Fahrt in den Süden in diesem Jahr ... Laßt mich sehen. Ah, ja! Der Hierarch Hopple ist erkrankt.«
»Ausgezeichnet! Und der Preis?«
»Die Buchung war für erste Klasse. Das kostet zweihundert Terces.«
»Was?« rief Cugel erschrocken. »Das ist ja eine ungeheuerliche Gebühr! Ich habe lediglich fünfundvierzig Terces in meinem Beutel und kein Kupferstück mehr!«
Der Mann nickte besänftigend. »Ihr habt schon wieder Glück. Der Hierarch machte eine Anzahlung von hundertfünfzig Terces, die nicht zurückzuzahlen ist. Ich sehe keinen Grund, weshalb Ihr nicht Eure fünfundvierzig Terces darauflegen könnt. Und obgleich die Gesamtsumme dann lediglich hundertfünfundneunzig Terces ist, sollt Ihr Euren Fahrschein erhalten und ich mache die nötigen Eintragungen.«
»Das ist sehr gütig von Euch!« freute sich Cugel. Er holte die Terces aus dem Beutel, bezahlte sie dem Mann, der ihm dafür ein Blatt Papier mit fremdartigen Glyphen zuschob. »Und hier ist Euer Fahrschein.«
Fast ehrfürchtig faltet Cugel den Schein zusammen und steckte ihn in seinen Beutel. »Ich hoffe, ich kann jetzt sofort an Bord gehen, da mir nunmehr die Mittel fehlen, mir anderswo Unterkunft und Verpflegung zu besorgen.«
»Das dürfte sich machen lassen«, meinte der Mann. »Doch wartet hier einen Augenblick, dann laufe ich zum Schiff und gebe dem Kapitän Bescheid.«
»Zu freundlich von Euch.« Cugel machte es sich auf einem Stuhl bequem. Der Mann verließ das Lagerhaus.
Zehn Minuten vergingen, dann zwanzig, eine halbe Stunde. Cugel wurde ungeduldig. Er ging an die Tür, schaute den Hafen auf und nieder, doch der Mann war nirgendwo zu sehen.
»Merkwürdig!« murmelte Cugel. Er bemerkte, daß das Schild an der Gangway verschwunden war. Aber natürlich, sagte er sich. Das Schiff ist nun voll belegt und weitere Werbung ist unnötig.
Während Cugel Ausschau hielt, kam ein großer rothaariger Mann mit muskulösen Armen und Beinen zum Kai. Sein schwankender Schritt verriet, daß er zumindest einen Krug zuviel getrunken hatte. Er torkelte die Laufplanke zur Avventura hoch und stolperte in die Kajüte.
Ah, dachte Cugel. Das ist die Erklärung. Der Mann ist Kapitän Wiskich, und der kleine Dicke hat auf seine Rückkehr gewartet. Nun wird er jeden Moment wiederkommen!
Weitere zehn Minuten vergingen. Die Sonne senkte sich tief auf die Flußmündung herab, und rötliche Düsternis breitete sich über Port Perdusz aus.
Der Kapitän kam an Deck, um das Laden der Vorräte zu überwachen. Cugel beschloß, nicht länger zu warten. Er rückte seinen
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