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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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knurren hörst, Tad, und das werde ich sein, und du wirst keine Zeit mehr haben, um Hilfe zu schreien, und ich werde mich auf dich stürzen und dich fressen, und dann wirst du in mir sein.
    Betäubt vor Entsetzen starrte Tad die Kreatur in seinem Schrank an. Sie hatte etwas … etwas fast Vertrautes. Etwas, das er fast kannte. Und das war schlimmer als alles andere: es fast zu kennen. Weil -
    Weil ich verrückt bin, Tad. Ich bin hier. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen. Ich hieß früher Frank Dodd, und ich habe die Frauen umgebracht, und vielleicht habe ich sie auch gefressen. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen. Ich bleibe in der Nähe und lausche. Ich bin das Ungeheuer, Tad, das alte Ungeheuer, und ich werde dich bald haben, Tad. Merkst du nkht, wie ich immer näher komme … immer näher…?
    Vielleicht sprach das Ding im Schrank mit seinem eigenen pfeifenden Atem zu ihm, aber vielleicht war seine Stimme auch die Stimme des Windes. Es spielte keine Rolle. Tad hörte voll Grauen die Worte und wäre fast ohnmächtig geworden (und war doch so wach); er sah das dunkle, zähnefletschende Gesicht, das er fast kannte. Er würde heute nacht nicht mehr schlafen; vielleicht würde er nie mehr schlafen.
    Aber etwas später, zwischen Mitternacht und ein Uhr, schlief Tad dann doch ein, vielleicht weil er noch so klein war. Es war ein unruhiger Schlaf, in dem große, zottige Kreaturen mit bleckenden weißen Zähnen ihn verfolgten, bis er endlich tief und traumlos schlief.
    Der Wind unterhielt sich noch lange mit der Dachrinne. Die weiße Sichel des Mondes stieg am Himmel auf. Weit weg, irgendwo auf den nächtlichen Wiesen oder auf einer tannehge-säumten Waldlichtung, bellte wütend ein Hund und verstummte wieder.
    Und in Tad Treritons Schrank hielt etwas mit Bernsteinaugen Wache.

    »Hast du die Wolldecken zurückgelegt?« fragte Donna am nächsten Morgen ihren Mann. Sie stand am Herd und bereitete den Frühstücksspeck. Tad saß im Nebenzimmer, sah Die Neue Zoo-Revue und aß eine Schüssel Twinkles. Twinkles waren Kornflocken von Sharp, und die Trentons bekamen ihre SharpKornflocken umsonst.
    »Hmmm?« fragte Vic. Er war mit dem Sportteil der Zeitung beschäftigt.
    Als ehemaliger New Yorker hatte er dem Red Sox-Fieber bisher erfolgreich widerstanden. Aber er empfand ein masochi-stisches Vergnügen, als er las, daß die Metropolitans einen überaus schlechten Start gehabt hatten.
    - »Die Wolldecken. Aus Tads Schrank.« Der Speck zischte noch, als sie ihn auf den Tisch stellte. »Hast du sie wieder auf den Stuhl gelegt?«
    »Ich nicht«, sagte Vic und blätterte um. »Da riecht es wie in einer Mottenkugelfabrik.«
    »Das ist aber komisch. Dann muß er sie zurückgelegt haben.«
    Er faltete die Zeitung zusammen und sah seine Frau an. »Wovon redest du überhaupt, Donna?«
    »Erinnerst du dich an Tads schlechten Traum gestern abend -?«
    »Den vergeß ich nicht so leicht. Als ob ihn jemand umbrachte. Als ob er Krämpfe hatte oder sowas Ähnliches.«
    Sie nickte. »Er hielt die Wolldecken für eine Art …« Sie zuckte die Achseln.
    »Gespenst«, sagte Vic und grinste.
    »Wahrscheinlich. Und du gabst ihm seinen Teddybär und schobst die Decken nach hinten in den Schrank. Aber als ich sein Bett machen wollte, lagen sie wieder auf dem Stuhl.« Sie lachte. »Ich sah in den Schrank, und eine Sekunde dachte ich …«
    »Jetzt weiß ich auch, warum«, sagte Vic. Er sah sie freundlich an. »Drei Hot Dogs, du meine Güte.«
    Später, Vic war schon zur Arbeit gefahren, fragte Donna Tad, warum er die Wolldecken auf den Stuhl zurückgelegt hätte.
    Tad sah zu ihr auf, und sein sonst so frisches und lebhaftes Gesicht wirkte blaß und verschlossen - und zu alt. Sein Krieg-der-Sterne-Malbuch lag geöffnet vor ihm, und er malte die einzelnen Figuren mit Buntstiften aus.
    »Das habe ich nicht getan«, sagte er.
    »Aber Tad, wenn du es nicht getan hast, und Daddy nicht, und ich nicht…«
    »Dann war es eben das Ungeheuer«, sagte Tad. »Das Ungeheuer in meinem Schrank.«
    Er konzentrierte sich wieder auf sein Malbuch.
    Sie sah ihn besorgt und ein wenig ängstlich an. Er war ein aufgeweckter Junge, wenn auch manchmal seine Phantasie mit ihm durchging. Dies aber gefiel ihr gar nicht. Heute abend würde sie mit Vic darüber sprechen müssen, und zwar ausführlich.
    »Tad, du weißt doch, was dein Vater gesagt hat. Es gibt keine Ungeheuer.«
    »Wenigstens nicht am Tage«, sagte er und lächelte sie so unbekümmert und strahlend an, daß ihre Angst

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