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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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tot.«
    Er hätte sie daran erinnern können, daß sie die ganze Zeit Tads Wohl über ihr eigenes gestellt hatte. Daß sie deshalb nicht zur Verandarür gerannt war, weil sie nicht wußte, was mit Tad geschehen würde, wenn der Hund sie erwischte, bevor sie im Haus verschwinden konnte. Er hätte ihr sagen können, daß die Belagerung den Hund wahrscheinlich genauso geschwächt hatte wie Donna, und wenn sie früher versucht hätte, den Hund mit dem Schläger anzugreifen, hätte das ein schreckliches Ende nehmen können. Er hätte sie ja selbst in seinem geschwächten Zustand fast umgebracht. Aber er wußte, daß sie auf diese Dinge schon oft aufmerksam gemacht worden war, von ihm und von anderen. Und keine Logik der Welt kann den Schmerz lindern, den man empfindet, wenn ein Haufen Mal bücher stumm vor, einem liegt, oder wenn die Schaukel im Hinterhof leer und reglos an ihren Haken hängt. Logik kann einem das entsetzliche Gefühl persönlichen Versagens nichtnehmen. Das kann nur die Zeit und sie nur unvollkommen.
    »Ich konnte ihn auch nicht retten«, sagte er.
    »Du …«
    »Ich war so sicher, daß es Kemp gewesen war. Wenn ich früher gekommen wäre, wenn ich nicht eingeschlafen wäre, wenn Roger nicht angerufen hätte.«
    »Nein«, sagte sie. »Du soüst dir keine Vorwürfe machen.«
    »Ich muß es. Du wahrscheinlich auch. Aber wir müssen-einfach weitermachen. Und einander helfen.«
    »Ich fühle ihn noch … ich spüre ihn … hinter jeder Ecke.«
    »Ja. Ich auch.«
    Am vorletzten Samstag hatten er und Roger Tads Spielzeug zur Heilsarmee gebracht. Als sie zurückkamen, hatten sie vor dem Fernseher noch ein paar Bier getrunken, ohne viel dabei zu reden.
    Als Roger nach Hause ging, war Vic nach oben gegangen und hatte sich auf Tads Bett gesetzt und lange geweint. Er hatte sterben wollen, aber er war nicht gestorben, und am nächsten Tag war er wieder ins Büro gegangen.
    »Möchtest du uns nicht Kaffee machen?« fragte er und gab ihr einen leichten Klaps. »Ich werde die Heizung anstellen. Es ist kühl hier.«
    »Gut«, sagte sie. »Vic?«
    »Was ist?«
    Sie schluckte. »Ich liebe dich auch!«
    »Danke«, sagte er. »Ich glaube, das brauchte ich.« Sie lächelte müde und ging hinaus, um Kaffee zu machen. Und sie brachten irgendwie den Abend hinter sich, obwohl Tad immer noch tot war. Sie brachten auch den nächsten Tag hinter sich. Und den nächsten. Ende August war es noch nicht viel besser, und auch im September nicht. Aber als die Blätter sich verfärbt hatten und anfingen zu fallen, war es ein bißchen besser. Ein bißchen.

    Als Brett aus der Scheune kam, sich den Schnee von den Schuhen trat und durch die Küchentür in das Haus ging, saß Charity am Küchentisch und trank eine Tasse Tee. Einen Augenblick lang sah er sie nur an. Er hatte in den letzten sechs Monaten ein paar Pf und. abgenommen und war größer geworden. Das hatte dazu geführt, daß er schlaksig wirkte, während er früher kompakt und doch behende war. Seine Noten in der Schule waren im ersten Quartal nicht besonders gut gewesen, und er hatte schon zweimal Ärger gehabt - Rempeleien auf dem Schulhof, vermutlich im Zusammenhang mit den Ereignissen vom letzten Sommer. Aber die Noten im zweiten Quartal waren erheblich besser gewesen.
    »Mom? Mommy? Ist es …«
    »Alva hat ihn schon gebracht«, sagte sie. Sie setzte ihre Teetasse ab. »Aber du mußt ihn ja nicht unbedingt behalten.«
    »Ist er geimpft?« fragte Brett, und sie war ein wenig traurig, daß dies seine erste Frage war.
    »Das ist er«, sagte sie. »Alva versuchte, mich aufs Kreuz zu legen, aber ich habe mir die Tierarztrechnung zeigen lassen. Es hat neun Dollar gekostet. Staupe und Tollwut. Und dann ist da noch eine Tube Salbe gegen Zecken und Milben. Wenn du ihn nicht haben willst, gibt Alva mir die neun Dollar zurück.«
    Geld war wichtig für sie geworden. Zuerst hatte sie nicht gewußt, ob sie das Haus und das Grundstück behalten konnten oder ob sie überhaupt versuchen sollten, es zu behalten. Sie hatte es mit Brett wie mit einem Erwachsenen besprochen. Sie hatten eine kleine Summe auf die Lebensversicherung ausgezahlt bekommen. Mr. Shouper von der Casco Bank in Bridgton hatte gesagt, daß es zusammen mit dem Lotteriegewinn ausreichen würde, fünf Jahre lang die Hypotheken zu bezahlen. Sie hatte einen vernünftigen Job in der Versandabteilung der einzigen wirklichen Industriefirma in Castle Rock bekommen, bei Trace Optical. Sie hatte Joes Werkstatteinrichtung -

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