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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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schon nach Koblenz geschickt?«
    »Gingen gestern per Express raus«, antwortete Grabbe. Er wandte sich an Sattler. »Hast du schon was von den Luxemburgern gehört?«
    »Stadler sagt, die Kollegen hätten im Hafen von Mertert, wo die Kappe des Opfers lag, weitere Spuren gefunden. Einen Chip, den der Mann am Schnürsenkel des Inliners hatte, und Schleifspuren von der Straße zur Mosel.« Sattler fuhr sich mit dem Finger über den Nasenrücken, eine Handbewegung, die er sich noch nicht hatte abgewöhnen können, obwohl er seit Monaten Kontaktlinsen trug. »Ich habe denen unsere Ergebnisse geschickt.«
    »War denn was Brauchbares dabei?«
    »Außer Wasserproben waren es hauptsächlich Fotos. Mehr war es nicht, der Rest wird drüben untersucht.« Er zuckte mit den Schultern. »Schade, der Fall hätte mich interessiert.«
    »Meine Rede.« Grabbe nickte zustimmend.
    Walde stellte den Karton mit Papieren, den er von Andrea Pawelka mitgebracht hatte, auf einem Stapel Akten ab, die er schon seit Wochen ins Archiv schaffen wollte. Dabei geriet der Karton in Schieflage. Aus dem Jutesack rutschten ein paar Bleilettern heraus und verschwanden zwischen den Papieren.
    Jetzt reicht es, dachte Walde, während er den Karton, ohne Rücksicht darauf, dass weitere Lettern zwischen die Blätter gerieten, auf den Boden legte. Er schaute Akte für Akte durch, bevor er sie neben den Papierkorb auf den Boden stellte. Über seinem plötzlichen Ordnungsfimmel vergaß er das zweite Frühstück und wurde erst gegen Mittag gestört, als Gabi den Kopf zur Tür hereinsteckte, um sich zu verabschieden. Ihr Überstundenkonto sollte weiter abgebaut werden.
    Sie erfasste mit einem Blick, warum sie ihren Kollegen den ganzen Vormittag nicht zu Gesicht bekommen hatte. »Soll ich dir jemanden raufschicken, der den Kram abholt?«, bot sie ihm an.
    »Danke, gute Idee.«
    Das Durchsehen der Akten war fast so lästig gewesen wie das Ausfüllen einer Steuererklärung. Umso erleichterter fühlte er sich, als kurze Zeit später der Aktenberg auf einen Rollwagen verladen wurde und hoffentlich auf Nimmerwiedersehen durch die Tür verschwand.
    Er blickte auf die Uhr. Schon nach zwei. Er überlegte, ob er etwas essen gehen sollte. Unschlüssig nahm er die Kiste vom Boden und stellte sie auf den frei gewordenen Platz. Vom Aktendurchsehen hatte er mehr als genug. Stattdessen klaubte er die Bleilettern zwischen den teils vergilbten Schriftstücken hervor, bei denen es sich überwiegend um Versicherungs-, Rentenpapiere und zum Teil uralten Zusatzqualifikationen des alten Pawelka handelte. Zuunterst in der Kiste lag ein Familienstammbuch. Vielleicht war es auch die Neugier zu erfahren, wie alt die sympathische Frau war, die in dem einsamen Haus bei Mülheim lebte, als er es herausnahm und durchblätterte. Umso überraschter war er, als dort Elke, eine zweite Tochter, auftauchte, die deutlich älter war als ihre Schwester Andrea, die er besucht hatte.
    Auf den letzten Kilometern, nachdem er bereits das Dorf durchquert hatte und in das Tal hinausfuhr, kamen ihm Zweifel, ob er hätte anrufen und seinen Besuch ankündigen sollen. Falls sie nicht zu Hause war, würde er den Karton mit den Papieren nicht einfach an der Haustür abstellen können. Das kleine Auto mit dem stumpfen Lack stand am Haus. Nach dem Aussteigen wischte sich Walde die Krümel von Hemd und Hose, die von dem Brötchen stammten, das er unterwegs gegessen hatte. Es war warm geworden. Hier unten zwischen den Hängen der Weinberge schien es wärmer zu sein als in Trier. Nach dem Klopfen an der Eingangstür wartete er nicht lange und ging hinter das Haus. Andrea Pawelka saß auf der Bank und blickte in seine Richtung. Beim Näherkommen sah er das zugeklappte Buch, in das sie eine Hand geschoben hatte. Sie lächelte.
    »Entschuldigung, ich hätte anrufen sollen. Darf ich?« Er schob das kleine Gartentor auf. »Ich bringe die Papiere und die Lettern zurück.« Mist, er hatte den Setzkasten im Präsidium vergessen.
    Sie schob eine Klappe des Umschlags ins Buch. Er konnte weder den Namen des Autors noch den Titel erkennen.
    »Sitzt ihr Kollege wieder draußen?« Beim letzten Besuch hatte sie ihm Vorwürfe gemacht, dass er Grabbe am Auto hatte warten lassen. Sie räumte einen Teller neben ihr von der Bank und wies ihm mit der Hand, dass er sich setzen könne.
    »Nein, ich bin heute allein und möchte Sie auch nicht lange vom Lesen abhalten. Sie haben eine Schwester?« Er hielt inne. »Blöde Frage, aus den Papieren

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