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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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in die Hocke, stützte sich mit der linken Hand auf dem körnigen Asphalt ab und klappte mit der rechten das Leder auf. Im Dämmerlicht war die Person auf dem kleinen Bild hinter der Folie nicht zu erkennen. Kaum traf ihn der Schlag am Hinterkopf, landete er mit dem Gesicht auf der Erde.
    Als Rudolf erwachte, lag er auf der Seite. Ihm war übel. An den Kopf konnte er sich nur mit beiden Händen fassen, sie waren nicht voneinander zu trennen. Durch die milchige Wand direkt neben seinem Gesicht fiel fahles Licht. Ganz vorsichtig drehte er den Kopf. Auch dicht hinter ihm war diese Wand. Er schloss die Augen. Nach einem tiefen Atemzug durch die Nase traute er sich, sie wieder zu öffnen. Er lag in einem Sarg, nicht aus Holz, auch nicht gläsern, aber geschlossen und für ihn zu klein. Seine Beine waren angewinkelt, die Füße stießen unten an. Der Versuch, den Kopf zu heben, löste einen stechenden Schmerz aus. Alle Kraft zusammennehmend, drehte er sich langsam auf den Rücken. Seine Ellbogen stießen gegen die Wand, sie gab nach. Über ihm wurde ein Reißverschluss aufgezogen, eine nur schemenhaft erkennbare Gestalt beugte sich hinunter, warf etwas zu ihm hinein, was von seinem Bauch abglitt. Der Reißverschluss wurde wieder zugezogen. Wie lange würde die Luft reichen?
    Der Plastikbehälter, in dem er gefangen war, geriet in Bewegung, sein Rücken schleifte über eine harte glatte Fläche, dann über weicheres unebenes Gelände und schließlich bohrte und riss es so schmerzhaft an seinem Rücken, dass er aufstöhnte. Das Schleifgeräusch setzte sich durch seinen Hinterkopf bis zu den Ohren fort, was nun den Schmerz in sein Gesicht und den Mundbereich verlagerte. Seine Lippen ließen sich nicht öffnen, seine Kiefer waren miteinander verklebt wie seine Arme und Beine.
    Das Geräusch hatte aufgehört. Plötzlich schien es ihm, als würde er schweben. Nur ein leises Gluckern umgab ihn. Für einen Moment linderte die Kühle die Schmerzen. Dann realisierte er, dass er im Wasser trieb. Kalt wie Eis sammelte sich das hereinsickernde Nass an seinem Rücken. Für einen ihm unendlich lang scheinenden Moment gab es nur das Keuchen seiner verzweifelten Atemzüge und das Pochen seines Herzens.
    Ein Lichtschein drang durch die Hülle, blendete ihn und erlosch wieder.
    Ich geb’ niemals auf, trieb sich Rudolf an. Ruhig bleiben! Er zwang sich zum Nachdenken. Das Licht stammte vermutlich vom Scheinwerfer eines Autos, das die Uferstraße befuhr. Also trieb er nicht im Hafenbecken, sondern in der offenen Mosel. Mit den zusammengebundenen Händen betastete er die glatte Folie über sich. Seine Fingerspitzen fanden die Naht des Reißverschlusses. Falls es ihm gelänge, hier herauszukommen, würde er sich überhaupt mit gefesselten Armen und Beinen über Wasser halten können? Aber diese Frage durfte er sich jetzt nicht stellen. Erst einmal musste er den Schieber des Reißverschlusses erreichen. Was er da ertastete, war das Ende des Reißverschlusses. Der Schieber befand sich also neben seinen Füßen und ließ sich wahrscheinlich nur von außen öffnen. Sein Atem ging schneller. Er musste Ruhe bewahren.
    Etwas berührte sein Bein, wand sich an ihm hoch. Er brauchte es nicht zu sehen, allein die Bewegung war eindeutig, es war eine Schlange. Nun war es endgültig mit seiner Ruhe vorbei.
    Während er mit den gefesselten Händen nach dem Tier schlug, stemmte er sich mit aller Kraft gegen die Hülle. Mit voller Wucht trat er gegen das Fußende. Das Gewebe gab jedoch nicht nach. Das Wasser umspülte schon seinen Kopf, lief ihm in die Ohren. Sein Herzschlag begann zu rasen. Der Sarg war aus dem Gleichgewicht geraten. Er musste ihn wieder in die Waagerechte bringen. Rudolf spannte die Bauchmuskeln, hob trotz des höllisch schmerzenden Nackens den Kopf, drückte die Beine nach unten, spürte, wie das Wasser sich auf die andere Seite verlagerte. Es war zu viel, der Behälter neigte sich zur Seite, schwankte zurück, kam wieder in eine waagerechte Position. Rudolf schnaufte. Das Wasser war deutlich gestiegen. Wieder spürte er die Bewegung, diesmal höher, auf seinem Bauch. Suggerierte es ihm die Panik oder waren es wirklich mehrere Schlangen? Auch auf der Brust bewegte sich was. Hatten sie ihn schon gebissen? Ein Jammerton entwich seiner Nase.
    Viel Luft würde ihm nicht mehr bleiben. Entweder ertrank er jämmerlich oder das Schlangengift würde ihn töten. Plötzlich spürte er einen Schmerz in der rechten Wade. Nicht so wie bei einer Zerrung,

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