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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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hinauf, die sich vor dem Himmel abzeichnete. So wollte er Vanko rächen? Mit Trauer, Schuldgefühlen, Erinnerungen? Wieder überkam ihn die Wut von gestern, als er das Leichenschauhaus verlassen hatte. Er ging zurück in die Wohnung.
    Sosehr der Numerarier sich auch bemüht hatte, den Eindruck von Ordnung zu hinterlassen – unzählige Einzelheiten verrieten ihn: die durchwühlte Unterwäsche in der Kommode, hochgeschlagene Teppichzipfel, halb geöffnete Schubladen … Was mochte er noch gesucht haben, außer den Pergamenten?
    Théo blieb vor dem Bücherregal stehen, das eine ganze Wand des Wohnzimmers einnahm. Aus zwei Borden stachen ganze Reihen von gelben Klebezetteln ins Auge. Er überflog die Titel der Bücher: Moses the Egyptian, Moses and Akhenaten, Who Wrote the Bible  …
    Mit beiden Armen packte er mehrere Bücher auf einmal und stellte sie auf den Tisch. Das wiederholte er einige Male, bis er beide Regale leer geräumt hatte. Er setzte sich und begann, im ersten Buch zu blättern.
    Alle Bücher waren Bestseller der biblischen Archäologie. Einige behaupteten, die Flucht der Juden aus Ägypten sei ein reines Phantasieprodukt gewesen, andere demontierten den biblischen Moses, den es angeblich nie gegeben haben sollte. Überrascht? Nein. Im Grunde passten die Bücher zu dem, was Pater Ascanio ihm erzählt hatte.
    Etwas hatte er jedoch nicht erwartet: Bücher über Echnaton und die monotheistische »Häresie« des Pharaos. Warum um alles in der Welt hatte sich Vanko, ein Kardinal, für ein Thema der Ägyptologie interessiert? Überdies war Echnaton nicht der einzige Pharao, der ihn fasziniert zu haben schien, denn es gab auch Bücher über Tutanchamun und besonders über die Gegenstände, die Carter in seinem Grab gefunden hatte.
    Er blätterte in einem Buch über die Essener von Qumran und in einem anderen über die Kupferrolle, das geheimnisvollste Dokument aller Schriftrollen vom Toten Meer. Warum gab es so viele Anmerkungen an den Rändern der Übersetzung des Textes auf der Rolle, dort, wo von einem verborgenen Schatz die Rede war?
    Eine plötzlich erwachte Leidenschaft für Archäologie? Nein, er kannte Vankos Interessen. Auch wenn seine Lektüre sich im Lauf der Jahre geändert haben mochte, hätte dies nicht all diese Klebezettel und die ausführlichen Anmerkungen erklärt. Vanko hatte sich nicht damit begnügt, diese Bücher zu lesen: Er hatte sie mit wissenschaftlicher Gründlichkeit studiert. Was hatte er gesucht? Warum dieses große Interesse an Echnaton?
    Ihm kam ein Telefongespräch in den Sinn. Vor ein paar Monaten hatte Vanko ihn angerufen, um mit ihm über die Arbeiten am Haus in Kos zu sprechen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Arbeiten nur ein Vorwand gewesen waren. Denn plötzlich hatte Vanko ihm ganz beiläufig diese seltsame Frage gestellt.

    »Stimmt es, dass Echnatons Grab niemals gefunden wurde?«, fragte Vanko.
    »Echnatons Grab?«, sagte Théo. »Du willst mir doch jetzt nicht etwa in meinem Beruf Konkurrenz machen?«
    »Ich habe mal in einer Zeitschrift etwas über Echnatons Tod gelesen, das hat mich neugierig gemacht. Das ist alles. Ich kann mir nicht einmal selbst erklären, warum.«
    »Dieses Grab ist ein echtes Geheimnis geblieben. Niemand hat es je gefunden.«

    Sein Blick fiel auf eine ovale Blechdose auf dem Nachttisch. »Anton Chocolatier, Truffes au Rhum« stand auf dem Etikett. Merkwürdig. Vanko aß keine Süßigkeiten. Er öffnete sie und schüttete den Inhalt in seine Hand. Das Licht der Halogenlampe brach sich funkelnd in unzähligen Farben. Reglos, mit verwundertem Gesichtsausdruck, starrte er auf den Gegenstand.
    Es war eine Kette aus unterschiedlichen Steinen – ineinandergefügte Türkise, Lapislazuli und Smaragde – mit einem Verschluss in Form eines Entenkopfes. An der Kette hing ein rundes Medaillon aus Gold, von dem sieben Strahlen ausgingen. Diese endeten in winzigen Händen, die jede das ankh hielten, das Symbol des Lebens. Die Sonnenscheibe des Aton .
    Was war auf das Medaillon graviert? Er hob es hoch. Im Mittelpunkt der Scheibe sah man einen Umriss, der an einen Felsen erinnerte, durch den ein Tunnel führte. Warum dieser Tunnel?
    Die Machart ließ keine Zweifel zu: Die Kette war echt, sie stammte aus der 18. Dynastie. Ihr Wert? Unschätzbar. Nur ein großer Sammler oder ein Museum wie der Louvre hätte sich ein solches Objekt leisten können. Wie war es in Vankos Besitz gekommen?
    Er schaute aus dem Fenster. Die Sonne verschwand hinter

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