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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Wohnung des Kardinals liegt in der Via del Pellegrino, direkt gegenüber der Druckerei des ›Osservatore Romano‹.«
    Heute Morgen, so Pater Ascanio, habe der Vizepräfekt des Archivs, ebenfalls ein enger Mitarbeiter von Vanko, ihm eine vertrauliche Mitteilung gemacht. Am Abend zuvor war der Vizepräfekt in der Druckerei des »Osservatore Romano« gewesen. Von dort hatte er gegen neunzehn Uhr durch das Fenster auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig den Numerarier des Opus Dei gesehen, der vor wenigen Stunden in Begleitung von Ottolenghi und Guzman ins Archiv gekommen war. Der Numerarier kam gerade aus der Eingangstür von Vankos Haus, einer kleinen Residenz, in der ranghohe Geistliche der Kurie wohnten.
    Misstrauisch geworden, hatte der Vizepräfekt den Portier der Residenz nach dem Besucher gefragt. Dieser berichtete, der Numerarier habe ihm ein Schreiben des Verwaltungsbüros des Vatikans gezeigt, das ihn ermächtigte, Vankos Wohnung zu betreten. Widerwillig habe er ihm den Schlüssel aushändigen müssen.
    »Ich nehme an, die Dokumente waren nicht in der Wohnung meines Bruders versteckt.«
    »Natürlich nicht.«
    Unter der Kutte des Paters klingelte es. »Ja, das bin ich … Einverstanden, ich werde in einer halben Stunde da sein.« Pater Ascanio erhob sich. »Tut mir leid, ich muss gehen. Der Präfekt verlangt nach mir.«
    »Darf ich Sie wieder anrufen?«
    Pater Ascanio betrachtete ihn unsicher. »Wenn es unbedingt sein muss, aber nicht im Archiv. Haben Sie einen Stift?«
    Théo schrieb die Telefonnummer auf eine Taxiquittung. Es war die Nummer des Dominikanerklosters bei der Basilika Santa Maria sopra Minerva. Dort wohnte der Pater.
    »Der Tod Ihres Bruders ist ein unersetzlicher Verlust. Es tut mir aufrichtig leid, für Sie und für uns.« Pater Ascanio sah Théo an, seine Miene wurde ernst. »Ich weiß nicht, was Sie vorhaben, aber halten Sie sich fern vom Opus Dei und vor allem von Monsignore Guzman.«
    »Warum?«
    »Angetan mit dieser Kutte, darf ich Ihnen bestimmte Dinge nicht sagen. Ach, da fällt mir ein, wenn Sie eines Tages Hilfe brauchen sollten und mich nicht finden, wenden Sie sich an Pater Jules Montague von den Dominikanerpatres in Florenz.«
    Pater Montague war der Prior des Klosters San Marco in Florenz. Er und Vanko waren gemeinsam auf dem Priesterseminar in Paris gewesen, und dank Montague hatten sie Ficinos Pergament gefunden.
    Die schwarz-weiße Silhouette des Mönchs entfernte sich mit hastigen Schritten über den Platz. Théo winkte einem Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse in der Via del Pellegrino.
    Das Taxi fuhr über den Schatten des Obelisken von Thutmosis III., der lang gestreckt aufs Pflaster fiel.

    Eine Wandlampe war ausgeschaltet, die andere warf eine schwache Lichtbahn an die Decke des Treppenhausabsatzes. Théo ballte die Fäuste.
    Er drehte den Schlüssel im Schloss um. Merde , es war stockdunkel. Sein Herz klopfte schneller. Er spähte ins Innere der Wohnung. Wo war der Lichtschalter? Er holte einmal tief Luft, trat ein und tastete hektisch über die Wand im Flur. Er kehrte auf den Treppenabsatz zurück, sein Atem ging unregelmäßig, seine Stirn war schweißnass. Er schluckte. Nimm dich zusammen, connard .
    Er atmete tief ein, die Hände an den Türrahmen gelegt. Dann stürzte er hinein, riss eine Tür auf und suchte den Schalter. Da, endlich. Das Licht einer Halogenbirne zerriss die Dunkelheit. Ihm wurde übel, er lief zur Balkontür, zog die Rollläden hoch und stieß die Türflügel weit auf. Das Sonnenlicht flutete ins Zimmer. Mit schweißgebadetem Rücken blieb er auf der Schwelle zum Balkon stehen, das Gesicht der Sonne zugewandt. Ausgerechnet ihn, einem Archäologen, musste eine derartige Phobie befallen? Nichts in der Natur ist schneller als das Licht? Conneries . Wie schnell das Licht auch sein mochte, immer würde die Dunkelheit es erwarten.
    Das Echo seiner Schritte hallte in der Wohnung wider. Er ging ins Schlafzimmer und öffnete eilig die Fensterläden. Sein Blick fiel auf ein am Schrank hängendes Kardinalsgewand, ein Buch, Life in Biblical Israel , auf dem Nachttisch und die Vergrößerung eines Fotos, das sie beide als Kinder zeigte. Es war am Strand von Agios Stefanos aufgenommen worden, vor dem Hintergrund der romanischen Basilika bauten er und Vanko eine Sandburg.
    Plötzlich erfüllte dröhnendes Glockengeläut das Zimmer. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück und trat auf den Balkon.
    Das Geläut kam vom Petersdom. Er blickte zu Michelangelos Kuppel

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