CUT
nicht, was er jetzt von mir will, aber das ist
mir auch egal. Jedenfalls legt er einen Rohling in den Brenner und toastet sich
in Ruhe eine CD. Ich glaub ja, es hackt!
„Na sicher kann ich fahren. Wann seid Ihr
da, wo soll ich Euch abholen?“, fragt Steven.
„Sei um... sagen wir... dreizehn Uhr in
der Lounge vom Intercity-Hotel in Saarbrücken am Hauptbahnhof, okay?“, schlage
ich meinem Mann vor.
„Geht klar“, seufzt Steven.
„Gut. Und kein Wort zu den anderen, auch
nicht zu Alex, hast Du verstanden?“, schärfe ich ihm ein.
„Auch das geht klar“, antwortet Steven
lakonisch.
„Gut, Hase... und halt die Ohren steif...“,
flüstere ich zärtlich in den Hörer.
„Und nicht nur die Ohren“, quakt Brüller
von hinten rein, während er den zweiten Rohling ins Laufwerk schiebt.
„Irgendwie mache ich mir Sorgen um Deinen
Kollegen Brüller“, meldet Steven sich noch einmal.
„Ich mir auch... warum?“, frage ich verwundert.
„Ich glaube, der vergreift sich ab und an
mal an der Asservatenkammer“, stichelt Steven.
„Bis später“, verabschiede ich mich
lachend und lege auf. Dann funkele ich Horst Brüller an.
„Was willst Du eigentlich laufend mit
diesen beknackten CDs von mir?“, frage ich ihn.
„Du brauchst eine aktuelle Navi-CD, wenn
Du den neuen Benz nehmen willst“, erklärt er mir.
„Bei der Gelegenheit brenn ich Dir noch
schnell die aktuellen Bullen-Hits für lange Autobahnfahrten.“ Nettes Angebot.
Ich rufe Timo an, der zum Glück gerade wach geworden ist, erzähle ihm das
Neueste und schlage ihm vor, seine Sachen zu packen und mit dem Taxi ins
Präsidium zu kommen, um von hier zu starten. Außerdem bitte ich ihn, uns ein
paar scharfe Klamotten einzupacken. Dann schaue ich Brüller an, der mit seiner
Frau telefoniert und ihr aufträgt, eine Tasche für ein paar Tage zu packen und
sie ihm in einer halben Stunde vorbeizubringen.
„Was hast Du denn vor, Horst?“, frage ich
verblüfft.
„Ich war noch nie bei einer
Pornoproduktion dabei... außerdem braucht Ihr bestimmt Hilfe“, antwortet er
trocken.
„Und 'Klärchen' hat bei mir sowieso noch
was gut“, grinst er. Wir kramen alle möglichen Sachen zusammen, und dann steht
auch schon Timo in der Tür. Auf dem Weg zum Auto treffen wir noch Brüllers furchtbare
Frau, kein Wunder, dass er mal ein paar Tage raus muss. Dann starten wir mit
unserer neuen E-Klasse - natürlich ein Dienstwagen - gen Saarbrücken. Auf dem
Weg zur Autobahn erkläre ich Timo, dass es sein kann, dass wir Undercover als
Darsteller ermitteln müssen. Laut Computer hat die Werthmann nämlich die beiden
Todesfälle als Unfälle deklariert. Schon bei der Lektüre des Berichts ist mir
klar, dass irgendwas dabei nicht stimmen kann... aber das werden wir vor Ort
besprechen. Wer hängt sich bei einem Unfall schon so blöd in der Dusche auf?
Kurz vor dem Kreuz Mannheim-Nord wähle
ich Stevens Handynummer.
„Hier ich, wer dort?“, meldet sich mein
Mann.
„Hier ist Olly“, antworte ich ihm. Show
halt, ich weiß ja nicht, wer zuhört.
„Was, jetzt schon? Wo seid Ihr denn?“,
fragt dieser zurück.
„Im Auto, auf der A 6 hinter Mannheim“,
antworte ich trocken.
„Ich hab meinen Bruder angerufen, der ist
Kameramann, und kommt auch mit, um zu helfen, dass Du den Film rechtzeitig
fertig bekommst. Außerdem hab ich Timmy dabei. Können wir uns auch in
Steinwalden irgendwo treffen?“, frage ich.
„Klar, fahrt in die Linde, das ist direkt
am Marktplatz“, antwortet Steven.
„Welcher Bruder überhaupt?“, fragt er
verwundert. Ich lache leise.
„Das ist eine Überraschung für Dich“,
kündige ich an.
„Jetzt sag.“ Stevie scheint ungehalten zu
werden.
„Horst Brüller“, antworte ich.
„Nee, oder?“
„Doch“, antworte ich kleinlaut.
„Ist aber vielleicht nicht so schlecht, wenn’s zu Stress kommt, weil Timo ja
anderweitig beschäftigt sein wird, wenn ich ihn richtig verstanden habe“, deute
ich Timos Wunsch, endlich mal in einem Porno mitzuspielen, an.
„Ich fass es nicht... Heten-Horsti bei einer
schwulen Pornoproduktion...“ Steven scheint stark an der Grenze zu einem
Lachanfall zu sein.
„Wenn Du mit meiner Frau verheiratet
wärst, würdest Du Dir auch jede Gelegenheit zunutze machen, ein paar Tage
abzuhauen... da schau ich mir auch fickende Kerle an“, kommentiert Horst.
„Horst hat’s so eilig, dass wir hier mit
Tempo 200 unterwegs sind“, merkt Timo von der Rückbank an.
„Hallo, Sweety“, begrüßt er
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