CUT
entsprechender Zulage zum
Dienststellenleiter zu ernennen. Dann kannste die Einstellung von Deinem Sascha
Becker nämlich persönlich vornehmen, zumindest offiziell, denn formell habe ich
das bereits vorgenommen, aber das muss ich ihm auch noch selber sagen“, grinst
Holger.
„Wenn wir uns nicht mehr vorher sehen:
Schönen Urlaub!“
„Urlaub? Hätte ich gerne.“ Ich bin immer
noch von den Socken. Ich Dienststellenleiter? Und wieso Urlaub? Ich versteh
jetzt wirklich gar nichts mehr. Hilfe suchend sehe ich mich um. Steven steht an
der Seite des Raumes und begrüßt gerade zusammen mit Walter Isar den Saarbrücker
Polizeipräsidenten Hans Huss, die Staatsanwältin Hanna Vogel und die vier
Zivilpolizisten vom Abhörteam. Die Werthmann steht zusammen mit Bernhard Vaupel
und Frau Fischer daneben und hat ihr schönstes Lächeln aufgesetzt. Sie nippt an
einem Glas Champagner und nickt selig vom einen zum anderen.
Was mich darüber hinaus irritiert, ist dass
die Frankfurter Szene, genauer gesagt, unsere Freunde und Bekannte, hier
vertreten sind. Die berühmte Travestiekünstlerin Miss Marilyn Martial von den
Stern-Schwestern, die Timo und ich gleichsam schätzen, sowie der bekannte
Comedian Gerd Glocke, heute als Angela Merkel verkleidet, dessen Fan Steven
ist, sind anwesend und von den Reportern und Chefredakteuren aller Radaktionen,
die in der schwulen Szene etwas bedeuten, umringt. Was zum Henker ist das
Besondere an einer Premierenparty, dass all diese Leute heute hier sind?
Inmitten all dieser Leute ist immer
wieder mal das Blitzlicht eines hageren Mannes zu sehen. Dieser Mann hat graue
schulterlange Haare und einen Schmerbauch. An seiner Brust steckt eine Karte
mit Lichtbild, auf die ich mal einen Blick werfe, als er an mir vorbeischlurft.
„Benno Bachmann“ steht darauf, und „Steinwaldener Anzeiger“. Ich stutze,
beschließe dann, mal herauszufinden, was hier geht.
„Entschuldigung“, spreche ich diesen
Herrn Bachmann an.
„Ja bitte?“, brummelt er.
„Waren Sie schon am Buffet?“, frage ich
scheinheilig.
„Ja, ganz lecker, besonders der
Kartoffelsalat“. lobt er.
„Sehr schön, dann will ich den gleich mal
versuchen. Darf ich mich vorstellen, Olaf Bauer, Kripo Frankfurt.“
„Ah ja, Benno Bachmann, Chefredakteur vom
Steinwaldener Anzeiger.“
„Und was machen Sie hier so Schönes?“
„Fotografieren, mit Leuten reden, und die
Polizei in der Zeitung über den grünen Klee loben“, lacht er meckernd.
„Wenn’s gegen die BLAH-Zeitung geht, bin
ich immer dabei“, freut er sich.
„Und der Kollege Steinmayr ist mir schon
lange ein Dorn im Auge“, fügt er noch an.
„Der macht sich überall wichtig und hängt
den großen Enthüller raus, während andere die Arbeit machen.“
„Das deckt sich in etwa mit dem, was ich
schon über den gehört habe“, freue ich mich, während ich den Bachmann mal zum
Buffet begleite und ihm einen ordentlichen Teller mit Kartoffelsalat,
Spießbraten und Soße aufhäufe.
„Sind ja auch interessante Leute hier,
nicht wahr?“, plaudere ich am Rande.
„Sie zum Beispiel, Herr Kommissar. Wie
kommt denn ein Frankfurter Kripokommissar nach Steinwalden?“, fragt Bachmann
zurück.
„Ich bin hier persönlich involviert, denn
Steven Scott ist ein enger Freund von mir“, erkläre ich dem Bachmann.
„Ja, aber das ist doch hier eine
Pornoproduktion, oder?“
„Schon“, grinse ich.
„Ist doch nichts dabei, oder?“ Bachmann
schüttelt den Kopf.
„Nee, das nicht... aber haben Sie den
englischen Konsul mit seiner Frau schon gesehen? So was sieht man nicht alle
Tage“, staunt der Pressefritze.
„Was denn für ein englischer Konsul?“,
wundere ich mich. Ist das etwa Stevens Familie?
„Keine Ahnung, wer das ist. Der ist mit
einer Staatskarosse angereist, mit der britischen Flagge auf der Standarte und
Motorradeskorte vorne und hinten dran. Das ist schon was Besonderes für eine
Pornoproduktion“, befindet Bachmann.
„Entschuldigen Sie mich mal, ich muss mal
grad mit einem Bekannten sprechen“, plaudert Bachmann und lässt mich stehen.
Ich kehre verwundert zu Timo zurück, der sich gerade mit meiner Mutter
unterhält.
„Sorry, Hase, kann ich Dich mal kurz
entführen?“, bitte ich ihn, während meine Mutter mir verständnisvoll zunickt.
„Deine Mutter hat mir erlaubt, sie
'Hiltraud' und 'Mutter' zu nennen“, staunt Timo.
„Da ist ein englischer Konsul mit
Staatskarosse angereist... ob das Verwandtschaft von Steven ist?“ Erst
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