CUT
Alex in unser
Zimmer.
„Kommt Ihr dann mal bitte?“, fragt er
uns. Timo streicht mir meine Haare wieder glatt, die er vorhin aus der Form
gebracht hat, dann folgen wir ihm nach unten. Timo und ich schauen uns an. Dann
schaue ich wieder in das freudestrahlende Gesicht meiner Mutter, die in einem
roten Cocktailkleid und mit Schmuck behängt wie die Grande Dame der Nation vor
mir steht. Mein Vater trägt eine dunkle Hose mit weißem Hemd und silbernem
Sakko, das in den Schultern ein bisschen beengt ist, und nickt mir zu.
„Olaf, Kind, schön Dich zu sehen“, lacht
meine Mutter hell.
„Ist das Dein Freund?“, fragt sie mich
und schaut Timo wohlwollend an.
„Mama, das ist Timo... Ähm“, stammele
ich, weil ich mir gerade überlege, wie ich ihr klarmache, dass ich mit ZWEI
Männern zusammenlebe. Auch Timo hat ähnliche Nöte, wie ich gerade sehe, weil
eine dickliche Frau und ein hagerer vollbärtiger Mann auf ihn einreden. Huch?
Die dickliche Frau kommt anschließend zu uns und stellt sich als Frau Dr. Götz
vor.
„Ach, sie sind auch Ärztin?“, fragt meine
Mutter.
„Nein, hahaha! Ich bin Psychologin, und
mein Mann ist Psychiater“, erklärt sie meinen Eltern.
„Und Sie müssen die Familie Bauer sein,
nicht wahr?“ Meine Güte... jetzt kann ich verstehen, warum Timo so gerne an
Leichen herumschnippelt. Wer in seiner Kindheit alles haarklein analysiert
bekommt, wird nicht nur kein großer Redner, sondern darf durchaus auch mal
morbide Gedanken haben.
„Hiltraud Bauer“, stellt sich meine
Mutter vor.
„Und das ist mein Mann Wolfgang Bauer.“
Der vollbärtige Mann reicht seinem Leidensgenossen die Hand, während die beiden
Frauen sich über ihre näheren Lebensumstände austauschen. Von hinten klopft uns
jemand auf die Schulter.
„Na, Ihr beiden“, begrüßt uns Walter
Isar.
„Hallo, Walter, wie geht’s Dir denn?“,
frage ich, während meine Mutter aufschaut.
„Wer ist das denn, Olaf?“, fragt sie mich
leise. Der hünenhafte Mann dreht sich um.
„Ich bin Walter Isar“, stellt er sich
lachend vor, bevor er sich wieder uns zuwendet. Von hinten höre ich Timos
Mutter mit meiner Mutter tuscheln.
„Das ist bestimmt ein Bekannter“,
flüstert sie.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass
dieser Herr verwandt ist, wenn Sie ihn nicht kennen und wir auch nicht.“
„Na, das ist ja bald sowieso egal“,
brummt mein Vater. Über was reden die da eigentlich gerade? Was hat denn Walter
Isar mit Verwandtschaft zu tun? Und wieso ist das bald egal, ob er mit Olaf
oder mir verwandt ist? Timo und ich tauschen einen verwirrten Blick. Er zuckt
mit den Schultern, scheinbar weiß er also auch von nichts.
„Sagen Sie mal, Herr Isar“, drängt sich
meine Mutter zu ihm.
„Wie gut kennen Sie eigentlich meinen
Sohn?“, fragt sie ihn geheimnisvoll.
„Na, wie man sich halt so kennt, wenn man
miteinander befreundet ist und ab und an dienstlich miteinander zu tun hat“,
erwidert Walter.
„Sind Sie denn auch Polizist?“, will
meine Mutter wissen.
„Sozusagen, ich bin Oberstaatsanwalt“,
grinst Walter. Meine Mutter wird bleich und hält sich die Hand vor den Mund.
„Oberstaatsanwalt“, echot sie. Walter
tätschelt meiner Mutter die Schulter.
„Schönen Tag noch, ich will mal die
anwesenden Kollegen und den Polizeipräsidenten begrüßen“, verabschiedet er
sich. Ich glaube, ich hab mich gerade verhört? Bitte. Aber mir bleibt heute
scheinbar nichts erspart. Der nächste, der der sich uns nähert, ist mein Chef
Holger Brüggemeyer. Nee, oder?
„Hallo, Olaf“, begrüßt er mich lächelnd.
„Hallo, Chef“, antworte ich ihm matt.
„Ich dachte, ich bring Dir zu der
Überraschung gleich noch die nächste mit“, grinst er.
„Soll ich gleich, oder möchtest Du bis
später abwarten?“, fragt er mich. Bitte? Was denn für eine Überraschung? Was
ist denn heute los? Die größte Überraschung, die ich heute machen durfte, war
die, dass ich Steven vor der Kamera passiv gemacht und keinen Gummi verwendet
habe. Die Blicke des Teams waren phänomenal. Scheinbar bekomme ich heute noch
eine Überraschung... nein, zwei!
„Machs kurz“, brumme ich.
„Ich werde befördert“, freut sich Holger.
Schön. DU wirst befördert, ich bin ja begeistert. Was hab ich davon
„Ich werde nächste Woche zum
Polizeipräsidenten von Frankfurt ernannt... unter anderem wegen Deiner
Ermittlungserfolge. Und da das Morddezernat ja einen neuen Chef braucht, wird
es meine erste Amtshandlung sein, Dich mit
Weitere Kostenlose Bücher