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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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Geburtstag und so was. Ich frag mich, ob die das dürfen.«
    »Wenn du so rumläufst, müssen die eben ernsthaft deine Deutschheit überprüfen, bevor sie dich reinlassen.« Immerhin konnte er sie noch zum Lachen bringen.
    Sie zog das Tuch über den Kopf, so dass sie komplett indisch aussah. »Ich hab mich selten so verkehrt gefühlt wie in dem Zeug hier.«
    Das Taxi hielt endlich vor Matties Sozialbausiedlung. Nick bezahlte, und sie rannten durch den Schnee zur Eingangstür. Die türkisch-serbische Hausgang hatte wie üblich ihr Winterquartier vor dem Fahrstuhl aufgeschlagen. Einer reichte einen Joint weiter. Nick konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals die Klappe gehalten hatten, wenn er vorbeigegangen war. Aber zu Mattie im Sari fiel ihnen auch nichts ein.
    »So, jetzt reicht’s mir aber mit der Modenschau. Zieh mal.« Mattie warf ihr Handgepäck aufs Sofa und reichte ihm einen Zipfel. Er zog und sie drehte sich langsam aus dem Stoff. Zum Vorschein kam wieder die alte Mattie. Sie griff nach ihrer geliebten Jeans, stieg mit einem Bein hinein und versuchte mit der anderen Hand ihr Handy abzuhören.
    Er ließ sich in den Sessel fallen und sah ihr zu. Es kam ihm vor, als wäre sie jetzt, wo die Ereignisse aus dem Ruder liefen, viel weniger deprimiert als er. Sie machte einfach einen Schritt nach dem anderen. In seinem Kopf brummten der Whisky, Angst und ein unbestimmtes Schuldgefühl durcheinander.
    Plötzlich merkte er, dass mit Mattie etwas nicht stimmte. Sie setzte sich einfach halb angezogen auf den Fußboden und riss die Augen auf. Ihre Hand mit dem Telefon sank langsam auf den Boden.
    »Hinnarck«, murmelte sie. »Charlotte ist tot. Emma liegt in Ochsenzoll. Selbstmordversuch.«
    Nick seufzte. Langsam ließ er sich neben Mattie auf den Teppich gleiten. »Es ist mir ein Rätsel, wie man in so einer Familie mal an seine eigenen Probleme denken kann«, sagte er leise.
    »Man lässt es einfach bleiben«, antwortete Mattie.

75 Ochsenzoll
    Hinnarck saß auf einem der roten Plastikstühle im Flur der geschlossenen Abteilung. Um ihn herum wurden Patientinnen aus den Zimmern gerollt, damit ein junger Mann mit einem Hochdruckreiniger die Böden säubern konnte. Höflich versuchte Hinnarck, die Frauen, die apathisch in ihren Betten lagen, nicht anzustarren. Es war direkt gespenstisch still auf dem Flur, kein Wort wurde gewechselt.
    Neben ihm lag ein Mädchen, vielleicht fünfzehn, sechzehn. Das strähnige blonde Haar fiel ihr quer über das eingefallene Gesicht. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, es nach hinten zu streichen. Obwohl er schon so viele Tage auf den Fluren der psychiatrischen Klinik Ochsenzoll verbracht hatte, überkam Hinnarck ein Gefühl der Hilflosigkeit. Die Frauen waren doch nicht krank! Nicht richtig jedenfalls, man hatte schließlich für alles Medikamente erfunden.
    Zögernd stand er auf und ging zu dem Mädchen. Er hob die Hand, dann ließ er sie wieder sinken. Da musste doch jemand zuständig sein! Er blickte sich suchend um. In dem Moment kam ein junges Paar um die Ecke, die Frau eine Ausländerin. Hinnarck blinzelte. Er wusste, dass er eine Brille brauchte, aber er wollte nicht zum Augenarzt gehen. Die Ausländerin kam direkt auf ihn zugelaufen. Madita!
    Er fühlte ihre Arme um seinen Hals und versuchte seinen Schrecken zu verbergen. Sie war so – dunkel. Ganz fremd kam sie ihm vor.
    »Wo hast du nur gesteckt?« Er konnte den vorwurfsvollen Ton nicht unterdrücken.
    Sie ließ ihn los. »In Indien«, antwortete sie schnell.
    Er spürte einen Stich in der Herzgegend. Sein Blutdruck schoss in die Höhe, er hörte das Blut in seinen Ohren rauschen. »Indien« war das letzte Wort, das er hören wollte. Erst die Frau und jetzt die Tochter.
    »Aha«, sagte er steif. »Na, deine Mutter und ich kommen ja auch ohne dich zurecht.« Er sah ihr an, dass sie noch was sagen wollte, aber in dem Moment kam die junge Ärztin dazu, die Emma behandelte. Sie begrüßte ihn.
    »Frau Doktor, meine Tochter ist endlich aufgetaucht.«
    »Das ist also Ihre Tochter.« Neugierig blickte sie von ihm zu Madita. Er kannte diesen Blick, sie suchte nach Ähnlichkeiten. »Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    Sie schüttelten einander die Hand.
    »Ich würde mich gern einmal mit Ihnen unterhalten. Allein.«
    Madita nickte und lief hinter der Ärztin her.
    Was hatten die nun wieder zu bereden, was er nicht hören sollte?
    Erst jetzt nahm er den jungen Mann richtig wahr, der neben ihm stand. Das war also Nikolaus. Ein

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