Cut
Aaron Rauser und Wunschknochen herzustellen. Für ihn war Wunschknochen in Haft und ausgeschaltet. Die Schüsse im Park habe ein Krimineller abgegeben, der sich entweder an Rauser persönlich oder an irgendeinem prominenten Mitglied des Polizeiapparates rächen wollte.
Ich holte tief Luft. Ich zitterte. Es war zwar kühl, aber nochso warm, dass die Bäume Laub trugen. Wahrscheinlich würden sie noch bis nach Weihnachten nicht ganz kahl sein. Eine Reihe japanischer Ahornbäume an der 15 t h Street hatte sich kirschrot verfärbt. Der Colony Square und das High Museum waren von oben bis unten mit Weihnachtsschmuck dekoriert. Auf einem großen Bildschirm lief die Ansprache des Präsidenten zur Gesundheitsreform. Daneben wartete eine Gruppe Leute lachend vor einem Restaurant. Das Leben ging weiter, trotz aller Tragödien. Ich fühlte mich von allem ausgeschlossen. Kummer und Trauer hatten mich völlig vereinnahmt.
Außerdem war ich stinksauer auf Williams. Er hatte mich im Stich gelassen. Ich beantwortete seine E-Mail .
Schwachsinn, Brit. Was würde Rauser tun, wenn Sie im Krankenhaus lägen? Alles, was nötig ist, egal was der Chief sagt.
Kaum hatte ich die E-Mail abgeschickt, piepte mein Handy schon wieder. Eine Textnachricht von einer unbekannten Nummer war eingegangen.
Danke für deine Nachricht. Bitte ruh dich aus, meine Liebe. Das Leben würde keinen Spaß mehr machen, wenn mich niemand mehr herausfordern würde. W.
Mein Kommentar im Blog von BladeDriver war offenbar angekommen.
Ich werde nicht ruhen, bis ich dich gefunden habe
. Ich blieb einen Moment sitzen und versuchte mich zu sammeln, ehe ich weiter ins Krankenhaus fuhr. Ich vermisste Rauser. Ich wollte wieder mit ihm über diesen Fall sprechen können. Hören, wie er mich damit aufzieht, dass ich mich zu sehr hineinsteigere.
Ich hielt meine Nase an das Aftershave, dass ich in seinem Bad gefunden und mitgenommen hatte. Es roch nach Moschus, nicht zu aufdringlich. Wenn er in meinen Wagen gestiegen war oder ich in seinen oder wenn er zum Essen und zum Fernsehen gekommen war, hatte er immer danach gerochen. Ich hatte auch seinen Rasierer und Rasierschaum mitgenommen.
Im Krankenhaus blieb ich vor dem Schwesternzimmer stehen, um hallo zu sagen. Dann begrüßte ich den uniformierten Polizisten vor Rausers Tür. Sein Zimmer wurde rund um die Uhr bewacht. Ich hatte mir angewöhnt, immer erst spät zu kommen, damit ich nicht störte, wenn seine Kinder da waren. Seine Exfrau war für einen Tag da gewesen, und wir hatten nicht gewusst, was wir zueinander sagen sollten.
Rauser lag auf dem Rücken im Bett, so wie am Abend zuvor und am Abend davor, seit zehn Tagen mittlerweile. Die Augen geschlossen. Frische Verbände um seinen Kopf, die blaue Krankenhausdecke bis zum Kinn hochgezogen. Seine Atmung kam mir an diesem Abend kräftig vor, und das war nicht immer so gewesen. In den ersten paar Tagen hatte sie sich so schwach wie eine Winterbrise angehört.
Ich nahm eine Nierenschale und füllte sie mit warmem Wasser, weichte seinen Bart ein und verteilte dann Rasierschaum auf den dichten Stoppeln. Sehr vorsichtig rasierte ich sein kantiges Gesicht. Ich habe keine Lust mehr, dich so zottelig wie einen Landstreicher zu sehen, sagte ich zu ihm, und als ich den Rasierschaum mit einem warmen Handtuch von seinem Gesicht wischte, flüsterte ich: Ich habe Angst und bin sehr, sehr böse.
Komm zurück zu mir.
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G egen vier Uhr wachte ich auf, weil eine Krankenschwester ins Zimmer gekommen war. Sie lächelte freundlich und entschuldigte sich, dass sie mich aufgeweckt hatte, aber sie musste die Infusionen überprüfen, die durch einen Katheter strömten und intravenös dafür sorgten, dass Rauser am Leben blieb. Ich hatte mich neben ihn ins Bett gezwängt und mit meinem Kopf an seiner Brust und einem Arm auf seinem Bauch geschlafen. Bevor ich aufstand, lauschte ich nach seinem Atem.
Ich ging hinaus und sagte dem diensthabenden Polizisten vor der Tür guten Morgen, fuhr dann mit dem Fahrstuhl nach unten, um irgendwo etwas frische Luft zu schnappen, und wenn ich mich vor die Notaufnahme im grellen Neonlicht auf eine Bank setzen musste.
In der Vorhalle lief leise Weihnachtsmusik. Frohe Weihnachten, dachte ich traurig.
Womit war ich gerade beschäftigt gewesen, als Neil gestern anrief? Auf irgendetwas war ich gekommen, bevor mich der Blog ablenkte. Was war es gewesen? Genau, die Nähe der Hochschule für Kriminologie zum Gebäude der Kunstakademie auf dem Campus der FSU. Das
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