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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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Theorie.
    Ich tippte den Namen in die Suchmaschine ein und las schnell die aufgeführten Links, bis ich Hintergrundinformationen fand. Mit einem Mal wurde mir klar, woher die merkwürdige Fixierung auf Zivilrechtsprozesse und vor allem auf die Kläger kam. Mein Mund wurde trocken. Wunschknochen hatte sich die ganze Zeit unter unser aller Augen in der Öffentlichkeit bewegt.
    MANN IN FLORIDA FÜR BRUTALEN MORD AN EHEFRAU VERURTEILT. Ich suchte nach Einzelheiten über den Tatort. Es gab keine, abgesehen von der knappen Feststellung in einem Zeitungsartikel, dass mehrere Male mit einem Fischmesser auf das Opfer eingestochen worden war. Hatte Wunschknochens Vater seine Frau getötet? War Wunschknochen dem Beispiel seines mordenden Vaters gefolgt und hatte ihm nachgeeifert? Oder hatte Daddy lediglich die Schuld auf sich genommen, um ein Kind zu schützen, das seine Leidenschaft fürs Töten entdeckt hatte? War es das? Hatte alles mit der Mutter begonnen? War dies der in dem Blog beschriebene Mord, im Alter von sechzehn Jahren begangen, ohne dass der Notendurchschnitt des Mörders gelitten hatte?
    In einer Sache hatte ich mich getäuscht. Anne Chambers war nicht Wunschknochens erstes Opfer gewesen. Vielleicht würden wir nie erfahren, wie viele es vor ihr gegeben hatte. Der Vater war nach Jahren in der Todeszelle auf einem der vielen überbeanspruchten elektrischen Stühle Floridas gestorben.
    Es gab einen Artikel über die ermordete Frau. Sie war eine Art Berühmtheit in der Kunstszene des Südens gewesen.
Einheimische Künstlerin spendet der Gemeinde
lautete die Überschrift, und ich überflog ihn, bis ich ein Bild von ihr fand. Die Ähnlichkeit mit Anne Chambers, der Kunststudentin, war verblüffend. Und jetzt konnte ich es mir vorstellen. Eines Tages kam Anne Chambers aus der Kunstakademie, jung und vital und naiv, eine Künstlerin wie die ermordete Mutter. Die unheimliche Ähnlichkeit muss im Gehirn des gerade mordlustig gewordenen Teenagers eine wahre Feuersbrunst ausgelöst haben.
    Ich betrachtete erneut das Gruppenbild im Jahrbuch.
Wunschknochen
. In mir begann es zu lodern, als hätte ich Lava getrunken. Mir stieg die Hitze ins Gesicht, und ich war erfüllt von abgrundtiefem Hass. Ich dachte an Rauser, an die Nacht im Park, an seine Umarmung, und ich schloss die Augen. Dieses Monster hatte mir zu viel genommen. Rauser zu viel genommen.
    Ich griff nach meinem Telefon. Nachdem ich Brit Williams alles erzählt hatte, entstand eine lange Stille.
    «Keye, hören Sie zu», sagte er freundlich. «Wir wollen alle herausfinden, wer auf Rauser geschossen hat, aber was die Wiederaufnahme des Wunschknochen-Falls angeht   … wir müssen jetzt wirklich weiterkommen. Wenn Sie helfen wollen, dann helfen Sie uns dabei.»
    «Sie haben den Falschen, Brit.»
    «Vergessen Sie nicht, seit Charlie Ramseys Verhaftung hat es keinen Mord mehr nach diesem Muster gegeben. Eine SMS reicht einfach nicht für eine Wiederaufnahme. Sie verlangen doch sonst auch immer handfeste Beweise. Geben Sie mir ein paar handfeste Beweise, und ich sehe, was ich tun kann. Wenn ich zum Chief gehe, muss ich etwas in der Hand haben.»
    Ich musste den Drang unterdrücken, meinen Frust an ihm auszulassen.
    «Ich weiß, dass Sie ihn lieben», sagte er, und ich spürte zu meiner großen Verärgerung, dass mir die Tränen kamen. In letzter Zeit schien ich nur noch zu heulen.
    «Und Sie lieben ihn auch», sagte ich. «Er vertraut mir, Brit. Er hat immer meinen Instinkten vertraut, das wissen Sie genau. Bitte tun Sie mir einen Gefallen, auch wenn Sie glauben, ich sei völlig verrückt geworden. Beschaffen Sie mir die Berichte über diesen Fall aus Florida. Ich brauche die Einzelheiten. Mehr verlange ich nicht. Ich könnte Neil darum bitten, aber es geht schneller, wenn Sie sich direkt mit der Polizei dort in Verbindung setzen. Die zuständige Dienststelle müsste Tallahassee sein.»
    Wieder Schweigen. «Ach, zum Teufel», sagte er dann. «Ich habe ja sonst nichts zu tun, oder?»
    Ich sah noch einmal nach Rauser, setzte mich dann auf eine Bank im Garten des Krankenhauses und wartete. Es war ein kalter Morgen, ich hatte den Kragen hochgeschlagen und blies den Dampf von meinem Kaffee. Der feuchte Boden war übersät mit dem feuerroten Laub eines Ahornbaumes.
    Halb zehn. Ich checkte mein Handy zum dritten Mal. Es war an, es war auf laut gestellt, ich hatte keine Anrufe versäumt. Endlich klingelte es.
    «Wissen Sie eigentlich, wie schwer es ist, aus einem Archivin Florida

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