Cut
hatte aufgehört. Und Margaret, die einen Draht zum Bürgermeister hatte und deshalb wusste, was innerhalb der Polizei passierte, hielt sich klugerweise zurück. Aber ich war mir sicher, dass sie ihr Verlangen nicht lange unterdrücken konnte.
Auf der polierten Theke spiegelten sich die Flaschen und Gläser im Regal hinter dem Barkeeper. Ich nahm auf einem der gepolsterten Barhocker Platz und ließ meinen Blick durchs Restaurant schweifen, bis ich sie entdeckte.
Wunschknochen
. Als sich unsere Blicke trafen, lächelte sie und drohte mir spielerisch mit dem Finger.
Der Barkeeper fragte, was ich trinken wolle. Ich konnte noch den Whiskey riechen, den er gerade eingeschenkt hatte. Ich bestellte einen Drink und sah Larry Quinn hereinkommen. Er war allein und wie immer tadellos gekleidet. Er schaute sich um, und als er mich sah, setzte er sein berühmtes Lächeln auf.
«Keye, ich wollte dich die ganze Zeit anrufen. Big Jim war sehr zufrieden. Ich hatte ihm vorher gesagt, dass wir uns eigentlich nicht um vermisste Kühe kümmern.»
Ich schaute kurz hinüber zu Margaret. Sie nippte an einem Martini. «Bist du verabredet, Larry?»
«Ja. Drück mir die Daumen.» Er schüttelte mir die Hand. «War schön, dich zu sehen, Keye. Hey, da ist sie ja.»
Zu meinem Entsetzen ging er geradewegs zu Margarets Tisch. Die beiden umarmten sich. Ich konnte das nicht zulassen! Ich wusste, wie Verabredungen mit Margaret Haze endeten. Und Larry war berühmt für seine Werbespots und seineZivilprozesse, er ähnelte zu sehr Margarets Vater. Ich dachte, sie hätte die Erinnerung an ihren Vater durch den Mord an Brooks endlich ausgelöscht. Ich wollte nicht, dass sie ihre Probleme auch noch an Quinn ausließ.
Ich fischte schnell mein Handy raus und wählte Larrys Nummer. Ich hörte es zwar in der Leitung klingeln, aber nicht im Restaurant. Hatte er sein Telefon nicht dabei, oder war es nur leise gestellt? Dann zog er es aus der Tasche, sah kurz aufs Display und legte es auf den Tisch.
Verdammt
. Eigentlich wollte ich in dem Restaurant keine Szene machen, aber wenn es nicht anders ging, würde ich’s tun. Quinn durfte nicht mit ihr verschwinden. Ich schrieb schnell eine SMS.
Geh nicht mit dieser Frau. Mordermittlung. Gefahr.
Wenig später griff Quinn nach seinem Telefon. Ob er meine Nachricht gelesen hatte, war ihm nicht anzumerken. Er legte das Handy wieder auf den Tisch neben seinen Teller. Ein Kellner kam zu ihnen und nahm die Bestellung auf. Nach einem Drink stand Quinn auf und verließ das Restaurant. Auf seinem Weg nach draußen schaute er mich nicht an, doch kaum war er verschwunden, vibrierte mein Telefon.
«Was ist los, Keye? Weißt du eigentlich, wie lange ich schon keine Verabredung mehr hatte?»
Ich sah, wie Margaret ihre Sachen zusammenpackte, um aufzubrechen. «Eines Tages wirst du mir dankbar sein, Larry.»
Auf dem Weg nach draußen blieb Haze an der Bar stehen und drückte vertraulich meinen Arm, als wären wir alte Freundinnen. «Sie können auch nach Hause gehen, Keye», raunte sie. «Sieht so aus, als hätte ich noch länger zu tun. Meine Verabredung musste ganz plötzlich dringend weg.» Sie sah auf mein Glas. Ihre grünen Augen funkelten. «Fangen Sie nicht wieder damit an, Keye. Trinker sind keine Herausforderung.»
Ich hob das geriffelte Whiskeyglas an meine Lippen. Es war schwer und fühlte sich gut an. Besser als alles andere in der letzten Zeit. Ich stellte es wieder auf die Theke. Das Eis begann schon zu schmelzen in den Resten meiner Diet Pepsi.
A bends benötigt man für die Fahrstühle im Suntrust Plaza eine Schlüsselkarte, und man muss sich vorher beim Sicherheitspersonal in der Eingangshalle an- oder abmelden. In den Fahrstühlen und auf jedem Gang davor hängen Überwachungskameras. Wie viele Investmentbanker und Anwälte, die hier ihre Büros haben und häufig bis in die Nacht arbeiten, war Margaret diese Prozedur gewohnt. Sie kannte die meisten Wachleute namentlich und war immer bemüht, freundlich zu sein und kurz ein Wort mit ihnen zu wechseln.
Hinter dem Schalter der Wachstation stand eine Reihe Monitore, auf denen man im Wechsel die Gänge vor den Fahrstühlen in allen dreiundfünfzig Etagen sehen konnte. Normalerweise behält ein Wachmann die Monitore im Blick, während sich ein anderer um die Anmeldungen kümmert. Margaret hatte ihre Routinen genau beobachtet, Fragen über die Überwachungssysteme des Gebäudes gestellt und wissen wollen, wie sie funktionierten und wo sich die Kameras
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