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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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arbeiten, übrigens mit großem Erfolg. Wayne Williams wurde eingesperrt, und das Morden hörte auf. Auch dieser Mörder wird bald gestoppt werden.»
    Ein weiterer Reporter bestürmte ihn. «Wurden Sie engagiert, weil die Polizei von Atlanta die Ermittlung falsch geleitet hat?»
    Dobbs antwortete mit einem dünnen, beinahe mitleidigen Lächeln. «Ich denke, es ist für die Stadt und die Familien der Opfer am besten, wenn wir einfach vorankommen, oder?» Er blickte direkt in die Kamera. «Die Beweise werden jetzt
professionell
ausgewertet.»
    Diane buhte und pfiff, als Dobbs selbstbewusst die Stufen des Gerichtsgebäudes hinunterging. Der Mann mit den Antworten. Ich warf meine Popcornschüssel in Richtung Bildschirm.
     
    I ch war früh in meinem Büro, denn ich musste eine Menge nachholen. Ein kaum zu bewältigender Stapel Schecks, Überweisungen, Kontoauszüge, Rechnungen, Briefe und Nachrichten hatte sich angehäuft. Ich war nahe dran, alles in eine riesige Mülltonne zu schmeißen und ganz von vorne anzufangen. Vielleicht würde sich ja alles in Luft auflösen. Ich bin einfach nicht für die Büroarbeit gemacht. Es ist eine solche Qual für mich, dass es fast wehtut. Ich fing wirklich an, mich zu kratzen. Wie ich die Bürohengste beneidete, die immer ihren Schreibtisch in Ordnung halten und sofort alles abheften. Ich war jedenfalls nicht der Typ dafür, und Neil auch nicht. Mein Gott, ich musste jemanden anstellen, der sich darum kümmert, aber davor schreckte ich zurück. Man stellt ja nicht nur einen Menschen ein, man stellt auch seine Familie ein und seine Probleme, seine Krankheiten und finanziellen Schwierigkeiten und kauzigen Gewohnheiten und Freunde. Man muss das Bad mit ihm teilen. Es ist, als würde man mit jemandem schlafen, ohne etwas davon zu haben.
    Widerwillig machte ich mich an die Arbeit. Als ich ein paar Stunden später Charlies Hupe hörte, musste ich lächeln. Das war eine willkommene Ablenkung. Ich fragte mich, waser dieses Mal in seiner Baseballkappe versteckte, um mich zu verwöhnen. Für Brombeeren war es zu spät, Feigen gab es nicht mehr, und für Stiefmütterchen war es zu heiß.
    «Wo warst du? Wir wollten doch bei Fritti essen gehen!» Charlie hatte seine Kappe in der Hand und schaute mich bekümmert an. Wie immer sprach er zu laut. Ihm fehlt einfach der Lautstärkeregler.
    Fritti ist eine Pizzeria ein paar Häuser weiter. Wenn der Wind aus der richtigen Richtung weht, kann ich den Teig riechen, und manchmal macht es mich verrückt. Es gibt dort eine Pizza mit Artischocken und schwarzen Oliven, von der einem schwindelig wird. Und die Panna Cotta zergeht einem wie Samt auf der Zunge.
    «Charlie, das habe ich vollkommen vergessen. Tut mir leid. Hast du lange gewartet?»
    «Ich habe zwanzig Minuten gewartet», sagte Charlie. Er schloss die Tür. Mir fiel auf, dass er am Hinterkopf schon kahl wurde. In seiner Kappe war nichts für mich.
    «Das tut mir wirklich sehr leid. Mir steht die Arbeit bis zum Hals, und die letzten Tagen waren ziemlich hart. Ich habe es einfach vergessen. Wir können jetzt gehen, wenn du willst.»
    «Ich habe keinen Hunger mehr», sagte Charlie ernst. Ich hatte ihn selten ohne sein beklopptes Lächeln gesehen. «Ich habe mir Sorgen gemacht. Warst du bei Mr.   Mann? Ist er dein Mann?»
    «Rauser ist nicht mein Mann, Charlie. Das weißt du doch. Er ist mein Freund, mehr nicht. Willst du was trinken?» Charlie nickte und folgte mir in die Küche, wo ich für uns beide eine Diet Pepsi holte. «Ich würde dich niemals absichtlich warten lassen. Das weißt du doch, oder?»
    «Ja, schon», murmelte Charlie und setzte sich hin.
    «Vielleicht finde ich etwas zu essen für uns, was meinst du?»
    Charlie schüttelte den Kopf.
    Ich setzte mich neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Unterarm. «Du weißt doch, dass du mein Freund bist, egal, was mit Rauser ist.»
    «Okay», sagte er und lachte zu laut. «Tut mir leid. Jetzt hab ich Hunger.»
    Ich lächelte. «Na also.»
    Ich stand auf, und Charlie erhob sich ebenfalls. Sein Lächeln war wieder da. Er nahm mich in den Arm und drückte mich. Ich drückte ihn. Es war kein Geheimnis, dass Charlie seit unserer ersten Begegnung in mich vernarrt war. Es war vor vielen Jahren, ich stand gerade auf dem Parkplatz, und er kam mit seinem Fahrrad angefahren. Damals wie heute fand ich ihn absolut charmant und ein bisschen herzzerreißend. Neil, Rauser und Diane zogen mich mit Charlies Vernarrtheit immer auf. Ich machte mir nichts

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