Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cyber City

Cyber City

Titel: Cyber City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
Erklärung für das Vorhandensein der zweiunddreißig Atome – nach fast jedem in Frage kommenden Kriterium.«
    »Vielleicht für uns. Aber in der Umwelt der Lambertianer gibt es nichts, was sie an die Regeln eines Zellularautomaten denken läßt.«
    Zemansky erwiderte: »Es gab auch nichts in ihrer Umgebung, das sie auf die Existenz von Atomen aufmerksam gemacht hätte.«
    »Ja. Nein. Auch die alten Griechen haben bereits an Atome gedacht – aber sie kamen nicht bis zur Quantenmechanik.« Maria konnte sich nicht vorstellen, wie ein vorindustrieller Mensch auf einen Zellularautomaten hätte kommen können – selbst als mathematische Abstraktion –, geschweige denn die Hypothese aufstellen, daß das gesamte Universum ein solcher Automat sein könnte. Die Uhrwerk-Kosmologie war nach der Erfindung physikalischer Uhren entstanden und die Computer-Kosmologie nach der Erfindung physikalischer Computer.
    Andererseits war die menschliche Geschichte kein guter Führer für die lambertianische Wissenschaft. Sie hatten bereits ihr Newtonsches »Uhrwerk«-Planetenmodell. Sie brauchten keine technischen Spielzeuge, um auf ihrem Weg weiterzukommen.
    Sie sagte: »Diese ›Ästhetik‹, die die Akzeptanz ihrer Theorien reguliert – haben Sie versucht, die zugrundeliegenden neuralen Strukturen zu entschlüsseln? Können Sie die Kriterien reproduzieren?«
    Repetto antwortete: »Ja. Und ich glaube, ich weiß, was Sie als nächstes fragen werden.«
    »Haben Sie eigene Versionen möglicher lambertianischer Zellularautomatentheorien entwickelt? Haben Sie sie mit den Ergebnissen der lambertianischen ›Ästhetik‹ verglichen?«
    Er neigte leicht den Kopf. »Ja. Natürlich haben wir keine vollständigen Gehirne modelliert – das wäre ethisch nicht vertretbar gewesen –, aber wir sind imstande, mit nichtbewußten lambertianischen Gehirnen Simulationen ihrer Erforschungstänze ablaufen zu lassen.«
    Modelle von Lambertianern von Modellen des Autoversums von Modellen …
    »Und? Was ist dabei herausgekommen?«
    Repetto zögerte. »Die Ergebnisse lassen noch keine Schlußfolgerungen zu. Keine der Theorien, die ich konstruiert habe, war erfolgreich – aber es ist auch eine schwierige Aufgabe. Ich kann nie sicher sein, ob ich eine Hypothese genauso aufstelle, wie ein Lambertianer es tun würde – oder nicht. Oder ob ich wirklich alle Feinheiten des Verhaltensmusters in ein nicht-bewußtes Gehirn gepackt habe.«
    »Aber sieht es nicht vielversprechend aus?«
    »Keine Schlußfolgerungen.«
    Maria dachte nach. »Die Gesetze des Autoversums für sich allein genommen, würden noch nicht den Reichtum der Elemente erklären – und das ist das Hauptproblem, das die Lambertianer zu lösen versuchen. Was passiert also, wenn sie nicht auf die Idee eines Zellularautomaten kommen, sondern etwas völlig anderes entwickeln? Etwas, das völlig daneben liegt? Und trotzdem alle Daten logisch erklärt? Ich weiß, sie haben alle anderen Geheimnisse ihrer Welt viel glatter begriffen, als es die Menschen je taten – aber das Maria dachte nach. »Die Gesetze des Autoversums für sich allein genommen, würden noch nicht den Reichtum der Elemente erklären – und das ist das Hauptproblem, das die Lambertianer zu lösen versuchen. Was passiert also, wenn sie nicht auf die Idee eines Zellularautomaten kommen, sondern etwas völlig anderes entwickeln? Etwas, das völlig daneben liegt? Und trotzdem alle Daten logisch erklärt? Ich weiß, sie haben alle anderen Geheimnisse ihrer Welt viel glatter begriffen, als es die Menschen je taten – aber das macht sie deswegen noch lange nicht vollkommen. Selbst wenn es bei ihnen keine Tradition gibt, schwierige Fragen durch die Erfindung eines Schöpfers zu erklären – sie könnten sich etwas zusammenphantasieren, das sowohl ihre Urstaubwolke als auch die chemischen Eigenschaften ihrer Elemente erklärt – ohne der Wahrheit auch nur nahezukommen. Das ist doch nicht unmöglich, oder?«
    Eine unbehagliche Stille breitete sich aus. Maria fragte sich bereits, ob sie einen schrecklichen faux pas begangen hatte, als sie die Hypothese aufstellte, daß die Kriterien für eine Kontaktaufnahme vielleicht niemals erfüllt sein könnten … andererseits konnte sie diesen Leuten ja wohl kaum etwas erzählen, womit sie sich nicht schon auseinandergesetzt hatten.
    Schließlich sagte Durham einfach: »Nein, es ist nicht unmöglich. Also werden wir nur abwarten und zusehen müssen, wohin die lambertianische Logik sie

Weitere Kostenlose Bücher