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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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geisterhafter Ort. Sie kamen an Krankenbetten, Operationstischen und Medizinschränken vorbei. Überall riefen sie nach Otto, erhielten aber keine Antwort. Dann, plötzlich, hielt Jago Medea die Hand vor die Augen.
    »Schau nicht hin«, rief er erschrocken.
    »Was soll ich nicht sehen?«
    Jago versuchte sie weiterzuziehen, aber sie befreite sich und riskierte einen Blick. »Oh mein Gott! Das ist ja fürchterlich!«
    »Ich habe doch gesagt, du sollst nicht hinschauen!«
    Die Tür zum Krankenzimmer war geöffnet. Auf den Betten lagen vier menschliche Skelette. Drei waren mit blauen Kitteln bekleidet wie Jago, das vierte trug eine Lederjacke und gefütterte Hosen, mit einer Staubschicht überzogen, die jetzt von der Heizungsluft aufgewirbelt wurde.
    Die Skelette zogen Medea magisch an. Sie betrat den Raum, ging zu dem Skelett in der Fliegerbekleidung und bemerkte ein Namensschild auf seiner Lederjacke.
Arnauld D’Urò
    Ober- und Unterkiefer waren dicht aneinandergepresst, die Augenhöhlen leer, die knochigen Hände über dem Becken verschränkt. Medea und Jago betrachteten ihn lange, bevor sie etwas sagen konnten.
    »Was für ein schreckliches Ende«, begann Medea, »so zu sterben, ohne Begräbnis, ohne Gebet oder irgendetwas … Sie hätten ihn wenigstens irgendwo beerdigen können.«
    »Wer? Ihre Hinterbliebenen aus Metall? Ich glaube nicht, dass sie besonders empfindsam sind. Und vielleicht haben die Roboter sogar recht. Entweder du lebst oder du bist tot.« Er legte Medea eine Hand auf die Schultern und zog sie zurück. »Lass uns gehen. Hier gibt es nichts weiter zu sehen.«
    Medea zögerte, dann zeigte sie auf einen Metallschrank in der hinteren Ecke des Raumes, ging hin und öffnete ihn.
    Im Schrank hing Seemannskleidung: Wachsjacken, Overalls, Gummistiefel, dicke Hosen …
    »Es gefällt mir gar nicht, etwas anzuziehen, das diesen Menschen gehört hat«, sagte Jago.
    »Entweder du lebst oder du bist tot«, erinnerte ihn Medea an seine eigenen Worte, »ich glaube nicht, dass das für sie noch einen Unterschied macht. Für uns dagegen schon, wenn wir nach draußen gehen.« Sie griff nach einem Hemd und einer Hose, die ihre Größe zu haben schienen, dann blickte sie Jago an. »Umdrehen, bitte.«

9
Die Todesmaschine
    U m sich selbst kreiselnd ließ sich Conte Liguana in Richtung Wiese hinab. Der Wind peitschte ihm ins Gesicht. Halb erfroren umklammerte er das Seil mit beiden Händen. Über sich hörte er das Brummen der Motoren des Helikopters und das Pfeifen der mächtigen Rotoren, die sich wie Windmühlen über seinem Kopf drehten. Geräusche wie aus dem Jenseits. Er drückte einen Knopf und ließ sich Stück für Stück weiter hinunter.
    »Runter! Runter!«, schrie er dem Piloten zu, der ihn bei dem Höllenlärm aber nicht hören konnte. »Lass mich runter!«
    In den Augen des Conte lag ein Glitzern. Die gerade noch lähmende Angst wurde von Euphorie und Besessenheit verdrängt.
    Er hatte sie gefunden! Er hatte die Stadt der Maschinen, der unversiegbaren Energie und der Robotersoldaten gefunden! Die Stadt für die Ewigkeit, von der sein Vater immer geschwärmt hatte! Die Stadt, nach der sie fast ein Jahrhundert gesucht hatten!
    Es gab sie wirklich, und sie war dort, wenige Meter unter seinen Füßen. Während er unter infernalischem Hubschraubergetöse an einem einfachen Metallseil ins Ungewisse hinuntergelassen wurde, dachte der Conte an die mühevollen Forschungsjahre zurück, an die Landkarten, die er immer und immer wieder untersucht hatte, und an die vielen Menschen, die er bezahlt hatte, ohne auch nur jemals den geringsten Anhaltspunkt zu finden. Die Erfolglosigkeit hatte ihn zermürbt, er hatte fast schon resigniert und den Glauben an die Legende der Stadt der Roboter und Todesmaschinen verloren. Gigantische Todesmaschinen mit elementarer Kraft, fähig, die Weltherrschaft zu übernehmen.
    »Ich sage dir, es gibt sie!«, hatte sein Vater ihn angeschrien, aus dem Bett, an das er seit zwei Generationen gefesselt war. Das mechanische Pflegebett, das es ihm erlaubte zu atmen und zu leben, seit mehr als hundertzwölf Jahren. »Ich sollte damals mit ihnen aufbrechen! Ich habe als Informant für sie gearbeitet! Ich habe jahrelang Briefe an sie geschrieben!«
    Aber Mercuzio Liguana hatte niemals Antworten auf die Briefe bekommen, die er mit diesen seltsamen Briefmarken frankiert abgeschickt hatte, sondern Geld. Viel Geld, das auf sein Konto überwiesen wurde, ohne dass er wusste woher oder von wem es kam. War

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