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Cypherpunks

Cypherpunks

Titel: Cypherpunks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérémie Andy; Zimmermann Jacob; Müller-Maguhn Julian; Appelbaum Assange
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aufzuklären, vielleicht sollten wir uns bemühen, den Opfern zu helfen, auch wenn solche Hilfe ihren Preis hat. Vielleicht sollten wir, statt das Problem zu ignorieren, auf die Tatsache blicken, dass es die Gesellschaft als Ganze ist, die dieses Riesenproblem hat, und es sich im Internet in einer besonderen Weise manifestiert.
    Es ist wie damals, als Polaroid das Modell »Swinger« herausgebracht hat – diese Sofortbildkamera –, da gab es auch gleich welche, die sie für missbräuchliche Fotos benutzt haben. Aber die Antwort ist nicht, ein Medium zu zerstören oder es polizeilich zu überwachen. Sie liegt im Auffinden von Beweisen, um die Verbrechen zu verfolgen, die dieses Medium dokumentiert hat. Sie besteht nicht darin, das Medium zu schwächen, nicht darin, die Gesellschaft als Ganze darüber in Mitleidenschaft zu ziehen. Weil wir hier über Kinderpornografen sprechen, lasst uns auch von der Polizei sprechen. In vielen Ländern misshandelt die Polizei regelmäßig Menschen. Es gibt wahrscheinlich mehr misshandelnde Bullen im Internet als Kinderpornografen.
    JULIAN: Es sind fast sicherlich mehr.
    JACOB: Wir wissen, dass es soundso viele Polizisten auf der Welt gibt, von denen sich eine Zahl x ethischer Übertretungen schuldig gemacht hat – gewöhnlich in Form gewalttätiger Ausschreitungen. Das erkennen wir, wenn wir uns zum Beispiel nur mal die Occupy-Bewegung ansehen. Sollen wir das Internet zensieren, weil wir wissen, dass einige Polizisten schlecht sind? Sollen wir die Fähigkeit der Polizei, gute Polizeiarbeit zu leisten, lähmen?
    JULIAN: Na ja, da gibt es schon das Problem, dass Kinder abermals zu Opfern werden, wenn wie sie oder ihr soziales Umfeld als Erwachsene die Bilder des Kindesmissbrauchs erneut sehen.
    JACOB: So lange diese Bullen online sind, werde ich ständig wieder zum Opfer.
    JULIAN: Es stimmt schon, dass du, wenn du ein Bild siehst, wie du von einem Polizisten geschlagen wirst, abermals zum Opfer wirst, aber ich würde meinen, dass der Schutz der Unversehrtheit der Geschichte dessen, was wirklich geschehen ist in unserer Welt, wichtiger ist; es kommt vor, dass Menschen abermals zu Opfern werden, und trotzdem: Ein Zensurregime zu errichten, das in der Lage ist, Stücke der Geschichte zu entfernen, bedeutet, dass wir das Problem nicht angehen können, weil wir gar nicht sehen, was das Problem ist. In den neunzigerer Jahren war ich in Australien Berater für Internetfragen einer Polizeiabteilung zur Bekämpfung des Kindesmissbrauchs, der Victorian Child Exploitation Unit. Diese Pädophilenjäger waren nicht glücklich darüber, das System zu filtern, weil die Menschen dann nicht sehen, dass es Kinderpornografie im Internet gibt, und damit verschwindet die Lobby, die sicherstellt, dass die Polizei die Mittel bekommt, um Kindesmissbrauch zu stoppen.
    JÉRÉMIE: Der Punkt, in dem wir übereinstimmen – ich glaube, es ist der wichtigste –, ist der, dass es letztendlich die individuelle Verantwortung der Leute ist, die den Inhalt machen, das Material über Kindesmissbrauch und dergleichen, was wirklich zählt und dem sich die Polizei zuwenden sollte.
    JACOB: Wir stimmen nicht überein. Das ist nicht das, was ich gesagt habe.
    JULIAN: Nein, Jérémie spricht vom Tun, nicht vom Veröffentlichen – das macht einen Unterschied.
    JACOB: Die Produktion von Inhalten ist in Wirklichkeit nicht das Problem. Nur eine geringfügige Klärung: Wenn du zum Beispiel ein Kind missbraucht hast und Andy das zum Beweis fotografiert hat, dann finde ich nicht, dass Andy angeklagt werden sollte.
    JÉRÉMIE: Nein, das sind doch die Leute, die den Missbrauch begehen. Das ist Beihilfe und Begünstigung.
    ANDY: Aber manche Leute missbrauchen Kinder, um Fotos zu machen, richtig?
    JACOB: Natürlich tun sie das.
    ANDY: Hier könnte auch ein wirtschaftlicher Aspekt eine Rolle spielen.
    JACOB: Da stimme ich völlig zu. Ich treffe hier eine Unterscheidung, das nämlich der Inhalt selbst ein historischer Beleg ist, der ein Verbrechen beweist, der ein sehr schweres Verbrechen beweist. Wir sollten nie die Tatsache aus den Augen verlieren, dass es zwar Reviktimisierung gibt, die Opfer also abermals zu Opfern werden können, dass da aber die ursprüngliche Viktimisierung ist, und die ist das Kernproblem, ob es davon nun Bilder gibt oder nicht.
    JÉRÉMIE: Natürlich, das meine ich.
    JACOB: Ob es Bilder davon gibt oder nicht, ist fast gleichgültig.Wenn es welche gibt, ist es sehr wichtig sich zu erinnern, dass du auf das

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